Es sind ganz schön beeindruckende Zahlen, die Google da vor einigen Monaten öffentlich machte: Jede einzelne Woche werden rund 28 Milliarden neue Fotos und Videos bei Google Fotos hochgeladen. In Summe sind so mittlerweile vier Billionen Aufnahmen in der Cloud des Unternehmens gespeichert. Google Fotos hat sich also innerhalb weniger Jahre zu einem der populärsten Dienste des Unternehmens gemausert. Eine zentrale Rolle dafür spielte sicherlich, dass der Online-Speicher für die meisten Nutzer bisher kostenlos war. Genau das findet nun aber ein Ende. Ab dem 1. Juni ist Schluss mit den unlimitierten Gratis-Uploads bei Google Fotos. Was das für die Nutzer konkret bedeutet, welche Optionen sie nun haben und welche Alternativen es gibt, soll im Folgenden nachgespürt werden.

Frage: Was ändert sich mit dem Stichtag 1. Juni nun genau?

Antwort: Bisher gab es für sämtliche Nutzer die Möglichkeit, Bilder in der sogenannten "hohen Qualität" in unbegrenzter Menge bei Google Fotos zu speichern. Dabei werden die hochgeladenen Fotos allesamt auf 16 Megapixel heruntergerechnet, Videos werden auf 1080p reduziert. Zudem werden weitere Optimierungen vorgenommen, um die Dateigröße zu reduzieren, die aber mit freiem Auge kaum sichtbar sind. Dieses Angebot läuft nun aus, ab 1. Juni werden sämtliche hochgeladenen Bilder gegen den eigenen Speicherplatz bei Google gerechnet.

Google Fotos schränkt den Gratis-Upload ein.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Frage: Ich habe aber schon eine Unzahl von Fotos hochgeladen – muss ich die nun rasch löschen, um frischen Platz zu schaffen?

Antwort: Nein, und das hat mehrere Gründe. Einerseits stehen ohnehin jedem Google-Konto kostenlos 15 GByte an Speicherplatz zur Verfügung. Das sollte vielen reichen. Vor allem aber gilt die Regeländerung nur für ab dem Stichtag hochgeladene Aufnahmen. Alle zuvor gespeicherten Fotos und Videos werden also auch in Zukunft nicht gegen dieses Limit gerechnet, die Speicherung bleibt kostenlos.

Frage: 15 GByte? Das klingt doch ohnehin nach ziemlich viel!

Antwort: Tatsächlich ist das im Vergleich mit anderen Diensten recht üppig. Bei vergleichbaren Diensten von Apple, Amazon und Microsoft gibt es jeweils nur fünf GByte, bei Dropbox gar nur zwei. Gleichzeitig sollte man aber nicht vergessen: Der von Google zur Verfügung gestellte Speicherplatz wird zwischen mehreren Diensten geteilt, und dazu gehören auch Google Drive sowie der Mail-Service Gmail. Hier könnte bei einigen über die Jahre schon einiges an gespeicherten Daten zusammengekommen sein, womit dann natürlich auch der Platz für Fotos deutlich enger ist als vielleicht gedacht.

Frage: Was ändert sich für mich, wenn ich Bilder in Originalqualität hochladen will?

Antwort: Nichts, denn das war – bis auf einzelne Ausnahmen – schon bisher nicht kostenlos. Also zumindest nach den erwähnten 15 GByte, und die sind bei Bildern in Originalqualität natürlich erheblich schneller erreicht.

Frage: Sagen wir einmal, ich bin ans Limit gestoßen, welche Optionen gibt es dann?

Antwort: Die einfachste – und wohl auch von Google favorisierte – Variante ist es, weiteren Speicherplatz bei Google One zu kaufen. Das beginnt derzeit preislich bei zwei Euro monatlich für 100 GB. Wer bereit ist, zehn Euro im Monat zu investieren, erhält dann bereits zwei TB, die auf Wunsch auch mit anderen Familienmitgliedern geteilt werden können. Alternativ dazu könnte man natürlich auch den Google-Speicherplatz aufräumen, also etwa den Spam-Folder bei Gmail löschen oder auch das Google Drive durchgehen, um zu sehen, was da alles so ungenutzt herumliegt. Oder aber man wechselt gleich auf einen komplett anderen Anbieter.

Frage: Gemach, gemach, schauen wir doch zuerst einmal was sich ohne solch großen Umzug machen lässt. Sagen wir mal, ich will kein Geld investieren: Gibt es Möglichkeiten, den Speicherverbrauch zu minimieren?

Antwort: Die gibt es allerdings. Der wichtigste Trick wurde dabei eigentlich schon verraten. Wer seine Fotos in der "hohen Qualität" hochlädt, spart merklich Speicherplatz. Für viele Nutzer dürfte die dabei gebotene Qualität auch vollkommen ausreichend sein. Aktivieren lässt sich dies über die Back-up-Einstellungen der Google-Fotos-Apps auf dem Smartphone. Zudem gibt es seit kurzem aber auch diverse Tools, die beim Aufräumen der Fotosammlung helfen. Über die Speicherplatzeinstellungen sowohl in der App als auch der Web-Version kann man sich nun etwa sämtliche verschwommenen Fotos anzeigen lassen, um sie dann manuell auszusortieren. Auch besonders große Aufnahmen lassen sich an dieser Stelle aufspüren. Zudem warnt Google davor, wenn man in die Nähe des Speicherlimits kommt, und es gibt auch eine Prognose, wie lange der gebotene Platz noch reichen wird, wenn man weiter im gleichen Tempo neue Aufnahmen hochlädt.

Frage: Darf ich dazwischen einmal was ganz anderes fragen: Wieso heißt das eigentlich "hohe Qualität", wenn damit doch eigentlich eine reduzierte Qualität gemeint ist?

Antwort: Eine gar formidable Frage! Denn natürlich ist diese Angabe irreführend. Nach Jahren der Kritik ist das mittlerweile zum Glück auch bei Google angekommen, entsprechend soll künftig der deutlich passendere Begriff "Speichersparmodus" verwendet werden. Also besser gleich beide Begriffe merken.

In den Einstellungen von Google Fotos gibt es Informationen zum aktuellen Speicherplatzverbrauch sowie Hilfestellungen zum Aufräumen. Ausnahmen von den neuen Beschränkungen gibt es für Nutzer von Googles eigenen Pixel-Smartphones
Screenshots: Proschofsky / STANDARD

Frage: Gibt es Ausnahmen von diesen neuen Regeln?

Antwort: Allerdings. Die Nutzer von Googles eigenen Pixel-Smartphones sind ganz klar im Vorteil. Hat das Unternehmen diese doch explizit mit dem kostenlosen Speicherplatz beworben – und das macht sich jetzt bezahlt. Für sämtliche Generationen dieser Smartphones gilt, dass sie auch weiter – und zeitlich unbegrenzt – kostenlos Fotos in der erwähnten "hohen Qualität" speichern können. Besser sieht es noch für Besitzer des Pixel 3 aus, diese können nämlich noch bis Jänner 2022 Aufnahmen sogar in Originalqualität kostenlos hochladen. Und wer tatsächlich noch ein Pixel der ersten Generation hat, hat sowieso den Jackpot geknackt. Dort wird der Gratis-Upload von Bildern in Originalqualität nämlich auf Lebenszeit – in dem Fall wohl des Geräts – garantiert.

Frage: Aha! Dann kopiere ich doch einfach alle meine Aufnahmen auf ein Pixel-Smartphone und lasse sie dort hochladen!

Antwort: Nicht die schlechteste aller Ideen. Tatsächlich funktioniert das, gleichzeitig muss man sich dann aber irgendwann mal fragen, ob sich dieser zusätzliche Aufwand auch wirklich rentiert. Immerhin gehört gerade das automatische Back-up sämtlicher Aufnahmen zu den hilfreichsten Features, diese Option verliert man durch einen solchen Umweg. Zudem sollte man nicht allzu viel darauf verwetten, dass Google diese Hintertür ewig offenlässt. Insofern auch: Pssst, bitte nicht weitersagen!

Frage: Wieso macht Google das eigentlich?

Antwort: Es besteht der dringende Verdacht, dass das Unternehmen mit dem Service Geld verdienen will. Denn genau das tut es bisher ziemlich sicher nicht. Während andere Dienste des Softwareherstellers mithilfe von Werbung monetarisiert werden, ist das bei Google Fotos nicht der Fall. Aus Privatsphärengründen werden die Aufnahmen nicht für Werbung ausgewertet, umgekehrt werden auf dem Service auch keine Werbeeinschaltungen platziert. Dem steht die Realität gegenüber, dass Speicherplatz für Google zwar sicher vergleichsweise billig ist, aber bei ein paar Billionen Aufnahmen trotzdem ein ganz ordentlicher Betrag zusammenkommt – die restlichen Ressourcen in den Rechenzentren noch gar nicht eingerechnet.

Frage: Sagen wir einmal, ich wollte ohnehin schon länger einmal weg von Google, also ist das Ganze eine gute Gelegenheit. Welche Alternativen drängen sich da auf?

Antwort: Das kommt ein bisschen darauf an, was man sonst so verwendet. Wer ohnehin in der Apple-Welt zu Hause ist, für den stellt natürlich Apple Fotos die erste Option dar. Dieses bietet nicht nur viele vergleichbare Funktionen, die iCloud kann man auch noch für andere Dinge nutzen. Aber natürlich muss man hier sogar noch deutlich schneller zahlen als bei Google, weil eben das Limit mit fünf GB noch niedriger ist. Wer eine – mehr oder minder – "kostenlose" Alternative sucht, der sollte hingegen einmal schauen, ob er nicht ohnehin ein Konto bei Amazon Prime hat. In diesem ist nämlich eine unlimitierte Fotospeicherung in voller Auflösung enthalten. Und wer auf irgendeinem Weg schon ein Bezahlabo bei Microsoft besitze, der wird bei OneDrive fündig. Beiden fehlen allerdings gewisse fortgeschrittene Features, die es bei den Services von Google oder Apple gibt. Oder aber man wechselt gleich auf spezialisierte Dienste wie Flickr oder 500px, muss dafür dann aber üblicherweise auf Dauer auch deutlich mehr Geld investieren. Wer das so gar nicht will, dem verbleibt noch immer die Möglichkeit, einen eigenen Server zu betreiben – etwa mit Nextcloud.

Ob sich ein Wechsel auf einen anderen Service lohnt, hängt stark davon ab, was man sonst noch so an Geräten und Diensten nutzt.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Frage: Andere Perspektive: Ich mag Google Fotos eigentlich gerne – soll ich angesichts der aktuellen Änderungen trotzdem auf einen anderen Dienst wechseln?

Antwort: Um ganz ehrlich zu sein: wahrscheinlich nicht. Im Vergleich zu anderen Diensten ist Google Fotos auch mit den neuen Rahmenbedingungen noch immer relativ günstig, und wer ein bisschen auf den Speicherplatz achtet, der sollte damit auch eine Zeitlang auskommen. Dazu kommt, dass es viele der von Google Fotos gebotenen Funktionen bei anderen Diensten nicht gibt. Und auch nicht zu unterschätzen: Es ist zwar ziemlich einfach möglich, alle Aufnahmen von Google Fotos herunterzuladen (via dem auch sonst sehr empfehlenswerten Google Takeout), diese dann auf einen anderen Dienst zu transferieren, ist trotzdem nicht wenig Arbeit – vor allem mit den hierzulande üblicherweise stark beschränkten Upload-Geschwindigkeiten. Für viele Nutzer wird es insofern sinnvoller sein, früher oder später ein paar Euro monatlich zu investieren – und genau diese Kalkulation wird wohl auch Google vor der aktuellen Änderungen angestellt haben. (Andreas Proschofsky, 31.05.2021)