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Zwischen Herbert Kickl und Norbert Hofer fliegen die Fetzen – jeder möchte der absolute Exklusivchef über seine blauen Schäfchen und Lämmchen sein.

Foto: Reuters / Leonhard Foeger

Woher weiß man als Österreicher, dass man in interessanten Zeiten lebt? Wenn man sich bei einem Gefühl der Genugtuung über die engagierte Oppositionsarbeit der Freiheitlichen ertappt und bei TV-Duellen zwischen Andreas Hanger und Christian Hafenecker vom Gefühl beschlichen wird, dass Hafenecker ja eigentlich ein angenehmer Kampl ist, vergleichsweise.

Das Engagement der Freiheitlichen resultiert dabei gewiss zu großen Teilen aus einem tiefen Groll auf den vormaligen Koalitionspartner, aber wer wollte ihnen das verdenken? Außerdem hat die FPÖ von jeher ihre Vorteile: die Absenz jeder Message-Control, die diesen Namen verdiente, eine unschätzbare politische Tugend. Dann die legendäre Tölpelhaftigkeit beim Regieren und das Spitzentalent, wenn es darum geht, sich selbst politisch in die Luft zu sprengen.

Mancher Kosename

Nein, nichts gegen die Freiheitlichen. In stillen Stunden ersinne ich manchmal Kosenamen für ihre prominentesten Vertreter und nenne sie insgeheim den niedlichen Norbsi (NN) oder den himmlischen Herbie (HH). Womit wir beim eigentlichen Thema wären.

Der NN und der HH sind sich nämlich politisch mächtig in die Haare geraten, und jeder möchte der absolute Exklusivchef über seine blauen Schäfchen und Lämmchen sein. Verständlich. Wer stünde nicht gern einem Sammelsurium von rechtsdrehenden oberösterreichischen Advokaten, alten Kameraden und neuen Identitären, etlichen Glücksrittern aus Kärntner Diskotheken und einem kleinen Bestand von echten Liberalen vor?

Daher fliegen zwischen NN und HH die Fetzen, und kein Schwein weiß, was letztlich herauskommt. Der alte Schmäh "Burgenländischer Kuschelbär plus Kärntner Rabiatperle – gemeinsam sind sie stärker" funktioniert jedenfalls nicht mehr. Ehe es zu einem veritablen Blutbad zwischen beiden kommt, wäre also eine gepflegte Parteispaltung zu erwägen: in eine Freiheitliche Hörbie-Partei (FHÖ) und eine Freiheitliche Norbsi-Partei (FNÖ).

Alle Haudrauf-Freiheitlichen finden ihre neue Heimat in der FHÖ, Schmusefreiheitliche in der FNÖ. Und falls das an Differenzierung noch nicht genügt, sollte Udo Landbauer eine weitere Partei für freiheitliche Kellersänger gründen, die FUP, Freiheitliche Udo-Partei. Klingt gut und würde an der Wahlurne sicher was hermachen. (Christoph Winder, 30.5.2021)