Aushängeschild in Götzis: Kanadas Zehnkampf-Star Damian Warner.

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Götzis – Mit einem wie gewohnt erstklassig besetzten Feld von 50 Athleten startet das Mehrkampf-Meeting in Götzis am Samstag – Corona-bedingt mit einem Jahr Verspätung – in seine 46. Auflage. Kanadas Zehnkampf-Star Damian Warner peilt im Duell mit Weltmeister Niklas Kaul (Deutschland) seinen sechsten Sieg an, bei den Damen gibt es keine klare Favoritin. Die Vorfreude der Teilnehmer auf das Meeting ist groß, Österreichs Farben sind in diesem Jahr nicht vertreten.

20 der 25 gemeldeten Zehnkämpfer haben die 8.000-Punkte-Marke bereits übertroffen, 24 der 25 Siebenkämpferinnen die 6.000 Punkte-Barriere. Für viele der Athletinnen und Athleten aus 18 Nationen geht es am Wochenende um das Erreichen des Qualifikationslimits für die Olympischen Spiele in Tokio (23. Juli bis 8. August). Die Limits sind mit 8.350 Punkten (Zehnkampf) bzw. 6.420 Punkten (Siebenkampf) hoch angesetzt.

Mit seinem sechsten Götzis-Sieg – dem fünften in Folge – würde der Olympia-Dritte Warner (Bestleistung 8.795 Punkte) die Mehrkampf-Allzeitgrößen Roman Sebrle (CZE – sein in Götzis erzielter Weltrekord von 9.026 Punkten jährte sich kürzlich zum 20. Mal und wird am Sonntag gefeiert), Carolina Klüft (SWE) und Jane Frederick (USA) übertreffen. Öfter als fünf Mal hat in Götzis noch niemand gewonnen. Als seine härtesten Konkurrenten könnten sich Kaul (8.691) und dessen Landsmann Kai Kazmirek (8.580 – Götzis-Sieger 2015 und WM-Dritter 2017) herausstellen. Auch der Este Maicel Uibo (8.604) gilt als Mitfavorit.

Sechster Sieg als Ziel

Bei der Abschluss-Pressekonferenz am Freitag zeigten sich Warner, Kaul und Uibo gut gelaunt und zuversichtlich. "Ja, ich will zum sechsten Mal gewinnen", stellte Warner fest. Dafür gelte es aber, konzentriert Bewerb für Bewerb zu absolvieren. Uibo wollte nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre vor allem "gesund durchkommen", während sich Kaul nach 18-monatiger Zehnkampfpause und überstandener Ellbogen-Verletzung auf das Wettkampf-Feeling freute: "Die Speere fliegen wieder." Der hoch motivierte U20-Europameister aus der Schweiz, Simon Ehammer (8.231), hat eine Wette laufen, nach den ersten drei Disziplinen in Führung und vor Warner zu liegen. "Es ist machbar", sagte der exzellente Weitspringer Ehammer. "Wir werden uns matchen", entgegnete der im Frühjahr Vater gewordene Warner schmunzelnd.

Großer Abwesender bei den Herren ist in Götzis wie bereits in den vergangenen Jahren Weltrekordhalter Kevin Mayer (9.126) aus Frankreich. Ebenfalls nicht mit dabei ist Österreichs Zehnkampf-Aushängeschild Dominik Distelberger (8.175). Der 31-jährige Niederösterreicher ist nach einer Verletzung noch nicht so weit, um in Vorarlberg anzutreten. Er will es Mitte Juni im spanischen Arona versuchen.

Bei den Frauen deutet in Abwesenheit der Siebenkampf-Dominatorinnen Nafissatou Thiam (7.013) aus Belgien und der Britin Katarina Johnson-Thompson (6.981) – beide sind Doppel-Siegerinnen in Götzis – vieles auf ein enges Rennen zwischen mehreren Athletinnen hin. Im Hinblick auf die persönliche Bestleistung startet die Kubanerin Yorgelis Rodriguez (6.742) aus der Pole-Position, aber auch die US-Amerikanerinnen Ercia Bougard (6.725) und Kendell Williams (6.610) wollen im Kampf um den Sieg mitmischen. Das gilt ebenso für die Niederländerinnen Anouk Vetter (6.636) und Nadine Broersen (6.539). Ebenfalls zum Kreis der Favoritinnen zählt die Ungarin Xenia Krizsan (6.619).

Preiner, Dadic fehlen

Bougard, die sich in Kalifornien vorbereitet hat, hoffte auf ein gutes Ergebnis im Bereich von 6.300 oder 6.400 Punkten. Sie sei im positiven Sinne "aufgeregt", so die Amerikanerin. Kurzfristig absagen musste Carolin Schäfer aus Deutschland, die mit einer Bestleistung von 6.836 Punkten stets zu den Sieganwärterinnen zählt. Sie fühlt sich nach Nebenwirkungen von einer Corona-Impfung noch nicht fit für einen Mehrkampf.

Neben Olympiasiegerin Thiam, Weltmeisterin Johnson-Thompson und Schäfer fehlen in Götzis auch Österreichs Beste. Die WM-Dritte Verena Preiner (6.591) will nach überstandener Knöchelblessur erst Ende Juni einen Mehrkampf bestreiten. Auch für Ivona Dadic (6.552) – sie nimmt vorerst nur an Einzelwettkämpfen teil – und Sarah Lagger (6.225) passt der Siebenkampf in Götzis nicht in die auf Tokio ausgerichtete Wettkampf-Planung. Während Preiner und Dadic bereits für Olympia qualifiziert sind, möchte Lagger wie Distelberger in Arona antreten und dort die Teilnahme an den Spielen schaffen. (APA, 28.5.2021)