Der MAN-Mutterkonzern VW signalisiert hinsichtlich des Lkw-Werks in Steyr in einer Korrespondenz mit Arbeitnehmervertretern Gesprächsbereitschaft.

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Mit dem Auftauchen neuer Interessenten für MAN in Steyr kommt Bewegung in das Tauziehen um das von der Schließung bedrohte Lkw-Werk. Neben dem aufgebesserten Angebot von Ex-Magna-Chef Siegfried Wolf gibt es nun drei weitere Offerte für eine Fortführung. Zuvor hatte MAN-Eigentümer VW auf einer Schließung mangels Alternativen beharrt, aber Gesprächsbereitschaft signalisiert.

Was die neuen Konzepte für die Belegschaft interessant machen sollte: Bei allen neuen Alternativen werden laut Ex-SPÖ-Minister Alois Stöger, derzeit Leiter der Sozialpolitik der Produktionsgewerkschaft Pro-Ge, "mehr Arbeitsplätze erhalten bleiben als bei Wolf". Dieser hat nach der Ablehnung seines Offerts durch die Belegschaft nachgebessert und will statt 1.250 nun doch 1.400 Mitarbeiter der etwa 1.900 Mitarbeiter starken MAN-Stammbelegschaft übernehmen.

"Ernsthafte Alternativen"

Bei den neuen Inserenten soll es sich neben dem Unternehmer Karl Egger, Chef der Linzer Ke-Kelit-Gruppe, um ein Start-up aus dem Bereich der Elektromobilität handeln, das Stöger zufolge "nicht uninteressant klingt". Dazu kommt ein Unternehmensberater, der im Hintergrund ein Konzept mit Firmen erarbeite, unter denen sich offenbar auch ein Mitbewerber von MAN befindet. Die Linzer Ke-Kelit-Gruppe erzeugt Rohrsysteme aus Kunststoff und Metall. Stöger bezeichnete alle drei Interessenten als "ernsthafte Alternativen".

Zuvor hatte VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch nach der Ablehnung des ursprünglichen Wolf-Konzepts durch die Belegschaft erklärt, dass die "einzige aktuell realistische Alternative zur Betriebsschließung leider nicht umgesetzt" werden könne. Der MAN-Vorstand sei daher dazu gezwungen, das Werk in Steyr zuzusperren.

"Interne Konzernlogik"

"Der internen Konzernlogik folgend hat MAN keinerlei Interesse, dass in die Steyrer Werkshallen ein erfolgreicher potenzieller Konkurrent einziehen könnte", urteilen die Experten Ulrich Brand und Heinz Högelsberger. Sie betreuten an der Universität Wien von 2018 bis 2020 ein Forschungsprojekt über die Zukunftsfähigkeit der Kfz-Industrie und sind mit Blick auf die Mobilitätswende der Ansicht: Aus dem MAN-Werk in Steyr "mit all seinem Know-how" kann ein zukunftsfähiger Standort werden.

Arbeitnehmervertreter hatten vergangene Woche mit einer angedrohten Klage auf Einhaltung des Standort- und Beschäftigungssicherungsvertrags, der eine Beschäftigungsgarantie bis 2030 vorsieht, den Druck erhöht. Eingebracht soll die Feststellungsklage dem Betriebsrat zufolge nur dann werden, falls es keine Bewegung bei den Verhandlungen um das Werk gibt. (aha, 27.5.2021)