Die Belastung von Elementarpädagoginnen und -pädagogen hat seit der Corona-Krise stark zugenommen.

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Elementarpädagogische Einrichtungen (Kindergarten, Krippe, Kindergruppen, Tageseltern) kämpfen schon lange mit Personalmangel. Durch die Corona-Pandemie wurde diese Notlage deutlich sichtbar, die Belastung für Elementarpädagoginnen und -pädagogen haben im letzten Jahr deutlich zugenommen: 90 Prozent berichten von stetig ansteigenden Anforderungen in ihrem Arbeitsalltag. Das zeigen die Ergebnisse zweier Studien der Fakultät für Psychologie der Universität Wien. Zu den belastenden Faktoren zählen neben der Einhaltung der Maßnahmen und der ständigen Angst sich anzustecken auch der administrative Aufwand und die Schwierigkeit, eine gesunde Work-Life-Balance herzustellen. Gravierend sei laut den Studienautorinnen, wie gering die Wertschätzung im Verhältnis zu der geleisteten Arbeit wahrgenommen werde: Knapp zwei Drittel empfinden die Anerkennung als nicht angemessen, und acht von zehn bewerten das Gehalt als zu gering.

Keine allzu guten Rahmenbedingungen, um mehr Leute für den Beruf zu begeistern. Mit einem neuen, einjährigen Lehrgang an Pädagogischen Hochschulen (vorerst nur in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland) sollen dennoch berufliche Quereinsteiger angesprochen werden. Voraussetzung ist ein abgeschlossenes Bachelorstudium Pädagogik, Erziehungs- und Bildungswissenschaften sowie eine Ausbildung als Volks- oder Sonderschullehrer.

Wenig verbessert

Für Raphaela Keller, Bildungsexpertin und langjährige Standesvertreterin, ist das ein eher hilfloser Versuch, mehr Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen zu bekommen, denn auch Volksschulen und sonderpädagogische Einrichtungen suchen Leute. An den Rahmenbedingungen werde sich aber wenig verbessern.

Die Ausbildung für Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen (nur rund zwei Prozent Männer arbeiten laut Statistik Austria in diesem Bereich) erfolgt entweder an den Bildungsanstalten für Elementarpädagogik (Bafep) oder nach einem Maturaabschluss im Rahmen eines Kollegs. Nur ein kleiner Teil der Bafep-Absolventen steigt auch tatsächlich in den Beruf ein, bei den Kolleg-Absolventen entscheiden sich mehr für diesen Beruf.

Die aktuellen Hochschulangebote zu Elementarpädagogik fallen alle ausschließlich in den Bereich Weiterbildung. Neben Malta ist Österreich innerhalb der EU das einzige Land, in dem kein grundständiges Hochschulstudium für Elementarpädagogik existiert. Eine Akademisierung durch die Hintertür sieht Keller mit dem neuen Lehrgang jedenfalls nicht. Im Gegenteil, von einem Studium Elementarpädagogik sei der Bereich nach wie vor weit entfernt, so Keller. Schuld sei auch der Föderalismus. Akademiker würden mehr Geld kosten, und das wollen sich die Länder nicht leisten.

Ihr Vorschlag wäre ein sozialpädagogisches Gymnasium, an dem die Schülerinnen und Schüler verschiedene Einrichtung – von Krisenzentren über Kindergärten und Schulen – kennenlernen können. Die konkrete Berufswahl erfolgt dann erst nach der Matura. (Gudrun Ostermann, 3.6.2021)