Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) will dass der russische Impfstoff Sputnik V rasch zugelassen wird.

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Berlin – Wegen fehlender Daten rechnet man in Deutschland frühestens im September mit einer Entscheidung über die Zulassung des russischen Corona-Impfstoffs Sputnik V in der EU. Das berichtet die Zeitung "Bild am Sonntag" unter Berufung auf Regierungskreise in Berlin. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte zu "Bild am Sonntag": "Der Impfmotor darf nicht stottern. Vor allem das Verfahren um Sputnik V muss beschleunigt werden."

"Es darf nicht aus rein ideologischen Gründen getrödelt werden", appellierte Söder an die Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA). Bayern hat eine Kaufoption über 2,5 Millionen Sputnik-V-Dosen. EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton hat mehrfach bezweifelt, ob das russische Vakzin, um das sich auch Österreich bemüht hat, heuer noch nach europäischen Standards hergestellt werden könne: "Nach der Genehmigung durch die EMA wird es vielleicht zehn Monate dauern, bis die Produktion läuft", sagte Breton Anfang April zur "Presse".

Slowakei will Sputnik ab Juni einsetzen

Die EMA hatte Anfang März ein Prüfverfahren für Sputnik V im Rahmen einer Rolling Review begonnen. Dabei werden Testergebnisse bereits geprüft, auch wenn noch nicht alle Daten vorliegen und noch kein Zulassungsantrag gestellt wurde. Breton zeigte sich optimistisch, dass es auch ohne Impfstoffe wie Sputnik V bis Ende Juni genügend Dosen in der EU gibt, um etwa 70 Prozent der Erwachsenen zu impfen. Breton betonte, dass er zwar keinen Grund habe, an der Effektivität, Sicherheit und Qualität jener Impfstoffe zu zweifeln, die außerhalb der EU entwickelt worden seien. Dies zu bewerten sei jedoch Sache der EMA, und wegen des Prüf- und Produktionsverfahrens werde Sputnik V nicht rechtzeitig verfügbar sein.

Bisher setzt Ungarn als einziges EU-Land Sputnik V ein, auf Basis von nationalen Zulassungen und ohne Zulassung der EMA und per Lieferungen aus Russland. Ab 7. Juni will die Slowakei das Gleiche tun. Auch Österreich hat sich bei Russland um die Lieferung von Sputnik V bemüht. Die Bundesregierung wie die deutsche Regierung haben aber beschlossen, mit einem Einsatz auf eine Zulassung durch die EMA zu warten. Das Verhältnis der EU zu Russland ist derzeit wegen mehrerer Konflikte stark angespannt. (APA, 30.5.2021)