Paris war eher keine Reise wert.

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Paris – Dominic Thiem ist am Sonntag sensationell gleich in der ersten Runde der mit 34,37 Millionen Euro dotierten French Open ausgeschieden. Der Weltranglisten-Vierte vergab gegen den Spanier Pablo Andújar eine 2:0-Satzführung und musste sich der 35-jährigen Nummer 68 der Welt nach 4:28 Stunden mit 6:4, 7:5, 3:6, 4:6, 4:6 geschlagen geben.

Für den US-Open-Sieger war es die erste Erstrunden-Niederlage in Roland Garros beim achten Antreten. Von 2016 bis 2019 hatte er viermal en suite das Semifinale erreicht, zweimal gar das Finale und da jeweils gegen Rafael Nadal den Kürzeren gezogen.

Damit setzt sich für Thiem, der sich im September in New York in einem Finalkrimi gegen den Deutschen Alexander Zverev erstmals zum Grand-Slam-Champion gekürt hatte, eine durchwachsene Saison fort. Der 27-jährige Niederösterreicher war als Vorjahresfinalist bei den Australian Open schon im Achtelfinale ausgeschieden und ohne Turniererfolg nur mit einer 9:7-Siegesbilanz nach Paris gekommen.

Thiem: "Nicht gut genug"

"Es war heute, wie auch in Lyon, einfach alles nicht gut genug. Es haben in allen Teilen von meinem Spiel einige Prozent gefehlt. Vorhand Katastrophe, Rückhand Katastrophe, alles verkrampft, nicht locker genug. Erster Aufschlag zu verkrampft, somit fehlt das Percentage, und es fehlen ein paar km/h", sagte Thiem der APA.

Generell habe er viel zu defensiv gespielt. "Ich bin da in richtig schlechte Muster zurückgefallen heute. Das ist natürlich schwer zu verstehen." Zumal er seit einiger Zeit wieder sehr gut trainiert und auch wieder normal gespielt habe.

Für Thiem war "einfach alles nicht gut genug".
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Im internationalen Teil der Videopressekonferenz hatte Thiem gemeint, dass er an diesem Tag nicht sein wirkliches Selbst habe zeigen können. "Das war nicht die Version von mir, die imstande ist, um große Titel zu spielen", sagte er.

2:0-Satzführung

Dabei hatte Thiem einen guten Start erwischt. Er nahm Andújar gleich im Auftaktgame den Aufschlag ab, blieb danach beim Service ungefährdet und verwertete den ersten Satzball nach 56 Minuten zum 6:4.

Der zweite Durchgang verlief zäher. Thiem ging zweimal per Break in Führung, Andújar gelangen zwei Rebreaks. Dem Break zum 6:5 hatte der Spanier in einem von vielen langen Grundlinienduellen geprägten Match aber nichts mehr entgegenzusetzen: Thiem nutzte den zweiten Satzball zur 2:0-Satzführung.

Partie kippt

Im dritten Durchgang musste Thiem ein schwaches Servicegame zu null zum 3:5 abgeben. Die Partie kippte. Nach einer Rebreakchance Thiems nutzte der Spanier dann seinen ersten Satzball zum 6:3. Im vierten Satz vergab Thiem zwei Breakbälle zum 2:0. Stattdessen nahm Andújar ihm den Aufschlag zum 2:1 und 4:1 ab. Thiem vergab bei 4:5 noch eine Rebreakchance zum 5:5, ehe Andújar seinen zweiten Satzball nutzte.

Andújar überraschte sich selbst
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In den fünften Satz starteten beide Akteure mit jeweils einem Break. Man hatte kurz den Eindruck, als würde Thiem nun einen Gang zulegen können. Er vergab aber die Breakchance zum 3:1: "Ich habe in diesen Momenten einfach nicht gut genug gespielt."

Andújar machte es besser: Der Spanier breakte zum 3:2 und war danach nicht mehr zu knacken, er verwertete seinen ersten Matchball zur ersten großen Überraschung des Turniers. "Ich bin am meisten überrascht. Ich bin 35 und habe das nicht erwartet, dass ich so ein Match hier spiele. Es ist eigentlich ein Schock, dass ich hier gewonnen habe", sagte der Sieger noch auf dem Court.

Wie es nun mit Thiem weitergeht und wann er in die Rasensaison einsteigt, weiß er selbst nicht. "Ich habe noch keine Ahnung, muss überlegen wegen der Rasensaison. Dann werde ich entscheiden, ob ich die vielleicht früher angehe. Jetzt muss ich mal kurz die Niederlage verdauen." (APA, red, 30.5.2021)