Es gibt nicht viele Ereignisse, die so bewegend sind, wie zu beobachten, wie unsere Galaxie aufgeht und den Nachthimmel erleuchtet. Der jährliche Wettbewerb Milky Way Photographer of the Year zeigt die besten Fotos der Milchstraße, ausgewählt von Capture the Atlas. Die diesjährigen Bilder wurden auf der ganzen Welt von 25 Fotografen mit 14 verschiedenen Nationalitäten aufgenommen. Die beste Zeit, um die Milchstraße zu sehen und zu fotografieren, ist normalerweise zwischen Mai und Juni mit maximalen Sichtbarkeitsstunden auf beiden Hemisphären. Wir zeigen eine Auswahl.

Zion National Park, Utah, USA

Der Wächter

"Der dunkle Himmel Utahs ist ein Mekka für Astrofotografen aus aller Welt. Der Zion-Nationalpark ist einer der besten Orte dafür, und solange ich mich erinnern kann, haben Nachtaufnahmen aus diesem Park meine Fantasie angeregt. Als ich schließlich nach Zion reiste, wusste ich, dass ich etwas Einzigartiges einfangen wollte, etwas, das sich von traditionellen Aufnahmen unterscheidet, aber dennoch den ikonischen und strengen 'Watchman' zeigt", berichtet Brandt Ryder. Nach einigem Suchen stieß er auf dieses verbogene Skelett eines alten Wacholders, das den "Watchman" einrahmte. "Als Fotograf bin ich immer auf der Suche nach interessanten Motiven im Vordergrund. Vordergründe, die Merkmale aufweisen, die den Hintergrund in irgendeiner Weise akzentuieren können, sind selten, aber immer am fesselndsten. Als mir auffiel, dass die Winkel des Baums fast perfekt zum Gipfel passten, wusste ich, dass ich etwas Besonderes gefunden hatte."

Foto: Brandt Ryder/Milky Way Photographer of the Year

La Palma, Kanarische Inseln, Spanien

"GranTeCan"

Fotograf Antonio Solano über dieses Bild: "Am letzten Abend meiner Reise nach La Palma ging ich hinauf zum 'Roque de los Muchachos', wo ich mit meiner Freundin ein schönes Abendessen genoss, während ich den spektakulären Sonnenuntergang über dem Wolkenmeer beobachtete, der typisch für diesen Ort ist. Augenblicke später waren bereits die ersten Sterne zu sehen, und ich baute meine Kameraausrüstung auf. Die Nacht war fantastisch; es gab keinen Wind und keinen 'Calima' (Dunst) am Horizont."

Foto: Antonio Solano/Milky Way Photographer of the Year

Capitol Reef National Park, Utah, USA

Sonnentempel

Die Milchstraße geht in der Morgendämmerung unter dem südlichen Himmel des "Sonnentempels" des Capitol Reef National Park auf. In diesem Gebiet befinden sich die Tempel der Sonne und des Mondes. Diese aus dem Jura stammenden Sandsteinmonolithen ragen über den ansonsten flachen Wüstenboden hinaus. "Es scheint mehr als nur ein Zufall zu sein, dass die Tempel perfekt mit der Milchstraße ausgerichtet sind, da ihre leuchtenden orangen Farben scheinbar die Farbe der Sterne über ihnen widerspiegeln", findet Bryony Richards.

Foto: Bryony Richards/Milky Way Photographer of the Year

Mungo, New South Wales, Australien

Drachenhöhle

"Das ist meine bisher liebste Nachtaufnahme. Mungo ist rund zwölf Autostunden von meinem Zuhause in Sydney entfernt, aber dieser 'Bortle-1-Himmel' (d. h. hier ist die Nacht besonders dunkel, da es keine Lichtverschmutzung gibt, Anm.) ist der beste, den ich je nachts gesehen und fotografiert habe", erklärt Fotograf Daniel Thomas Gum. "Ich hatte drei Nächte lang perfekte Bedingungen. (...) In dem Moment, als ich auf diese Szene stieß, wusste ich genau, wie ich das Bild nennen wollte. Es war unwirklich – denken Sie an 'Game of Thrones' –, und es passte perfekt zu dem, wie ich es einfangen wollte. Große, zerklüftete Wände rahmten einen gewundenen Pfad ein, der zu einer zentralen Spitze im Westen führte. Es gab nur eine Möglichkeit, diesem Ort gerecht zu werden, und das war ein mehrschichtiges Milchstraßenpanorama."

Foto: Daniel Thomas Gum/Milky Way Photographer of the Year

Bisti Badlands, New Mexico, USA

"Navajo Nights"

Christine Kenyon hat dieses Foto in den Bisti Badlands in New Mexico in den Vereinigten Staaten aufgenommen. Sie weist darauf hin, dass diese Orte eine große Bedeutung für das Volk der Navajo haben und man sie deshalb mit Respekt behandeln sollte.

Foto: Christine Kenyon/Milky Way Photographer of the Year

Mammoth Lakes, Kalifornien, USA

Alle Sterne in einer Reihe

Einen der dunkelsten Nachthimmel in Kalifornien findet man entlang des Highway 395 auf der östlichen Seite der Sierras. In der Nähe von Mammoth Lakes gibt es einen Ort, wo sich der galaktische Kern der Milchstraße vertikal über einem Berggipfel und einem Bach mit natürlichen heißen Quellen zeigt.

Foto: Kelly Teich/Milky Way Photographer of the Year

Fanthams Peak, Mt. Taranaki, Neuseeland

"Mt. Taranaki Milky Way"

Larryn Rae über dieses Foto: "Dies ist eine der herausforderndsten Aufnahmen, die ich je gemacht habe, da ich vier Stunden lang bei 70 km/h Wind klettern musste, um den Eisgipfel des Fanthams Peak zu erreichen – ein Vulkan an der Seite des Mt. Taranaki." In 2.000 Meter Höhe und bei minus 15 Grad Celsius packte Rae die Ausrüstung aus und konnte dieses Bild der Milchstraße bei perfektem, klarem Himmel machen.

Foto: Larryn Rae/Milky Way Photographer of the Year

Teneriffa, Kanarische Inseln, Spanien

Auferstanden aus dem Staub

Dieses Foto wurde im Nationalpark El Teide auf der Insel Teneriffa aufgenommen und zeigt die Galaxie über einer Vulkanlandschaft.

Foto: Lorenzo Ranieri Tenti/Milky Way Photographer of the Year

Big Sur, Kalifornien, USA

Paradies

Fotograf Marcin Zajac ist begeistert: "Wenn ich meinen Lieblingsplatz auf der Erde wählen müsste, könnte es dieser sein." Er schwärmt: "An der Pazifikküste in der Nähe von Big Sur gelegen, hat er wirklich alles: eine wunderschöne Bucht mit smaragdgrünem Wasser, einen rund 24 Meter hohen Wasserfall, der direkt auf den Strand trifft, eine Palme, die einem das Gefühl gibt, auf einer tropischen Insel zu sein, und einen perfekt dunklen Himmel, der nachts hell mit Sternen leuchtet."

Foto: Marcin Zajac/Milky Way Photographer of the Year

Provinz Hormozgan, Persischer Golf, Iran

Nachtschwärmer

Auf diesem Bild sieht man die Milchstraße in einer Frühlingsnacht vor den Klippen an der Küste des Persischen Golfs aufgehen.

Foto: Mohammad Hayati/Milky Way Photographer of the Year

Riaño, Spanien

Riaño

"Dieses Bild habe ich letzten Winter im Riaño Mountain Reservoir in Spanien aufgenommen. Die größte Schwierigkeit in dieser Nacht war die Kälte; es waren über minus zehn Grad Celsius. Die Feuchtigkeit im Stausee ließ das Objektiv gefrieren, und es war schwierig, über einen längeren Zeitraum zu fotografieren. (...) Die Komposition der winterlichen Milchstraße über den Bergen und dem Stausee schuf eine magische Kulisse", meint Pablo Ruiz zu seinem Foto.

Foto: Pablo Ruiz/Milky Way Photographer of the Year

Vulkan Villarrica, Chile

Kreuz und Vulkan

Der Nachthimmel auf der südlichen Hemisphäre unterscheidet sich deutlich von dem in unseren Breiten. Was für uns der Polarstern ist, ist am südlichen Himmel das Kreuz des Südens, das sich auf dem Bild direkt über dem Vulkan Villarrica befindet. In der oberen linken Ecke befindet sich ein weiteres Juwel des Nachthimmels: der rot gefärbte Carina-Nebel. Auch er ist nur auf der Südhalbkugel zu sehen, und obwohl er schon mit bloßem Auge sichtbar ist, kann man die Details am besten mit einem Fernglas erkennen.

Foto: Tomas Slovinsky/Milky Way Photographer of the Year

Utah, USA

Kammer des Lichts

Die Wüsten des US-amerikanischen Südwestens sind ideal, um den Nachthimmel einzufangen. So wie dieser Ort, der sich unterhalb einer abgelegenen Felsengruppe im Naturschutzgebiet Grand Staircase-Escalante National Monument befindet. Aufgrund ihrer Abgeschiedenheit bietet diese Natursteinkammer einige der klarsten und ursprünglichsten Ausblicke auf die Milchstraße, die von der kupferfarbenen Öffnung der Höhle eingerahmt wird.

Foto: Spencer Welling/Milky Way Photographer of the Year

Iguazú-Wasserfälle, Brasilien

Teufelsschlund

"Die Iguazú-Fälle bei Nacht zu fotografieren, war schon immer eines meiner vorrangigen Projekte", erzählt Victor Lima. Dazu brauchte er eine Sondergenehmigung von der Umweltbehörde, die für die Nationalparks in Brasilien zuständig ist. Endlich, Anfang 2021, bekam er diese und machte mich daran, seinen Plan in die Tat umzusetzen. Vier Tage verbrachte er daraufhin im Nationalpark. Immer auf der Hut vor Jaguaren und vor die Herausforderung gestellt, das Objektiv trocken zu halten, gelang ihm diese Aufnahme: Direkt über dem Wasserfall sieht man den Saturn und das Zodiakallicht, auch Tierkreislicht genannt, das den Horizont erhellt. Weiter oben befindet sich der Kern der Milchstraße. (max, 31.5.2021)

Foto: Victor Lima/Milky Way Photographer of the Year