Das Ende der Pandemie bringt einen Aufschwung. Im Bild: eine Einkaufsstraße in Deutschland.

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Es war so etwas wie der größte Stachel im Fleisch der Erzählung über die gelungene türkis-grüne Wirtschaftspolitik: Der Wirtschaftsausblick der Industriestaatenorganisation OECD vom Dezember 2020 attestierte Österreich eine desaströse Performance. Nicht nur war die Wirtschaft hier stärker eingebrochen als anderswo, auch der Aufschwung sollte 2021 nicht richtig in Gang kommen. Mit gerade etwas mehr als einem Prozent Wachstum rechnete die OECD für Österreich im Jahr 2021.

Prognosen sind volatil, besonders in Zeiten einer Pandemie. Am Montag hat die Industriestaatenorganisation ihre neueste Schätzung präsentiert, und diese sieht deutlich optimistischer aus. "Die Erholung der österreichischen Wirtschaft wird an Tempo gewinnen, und die gesamtwirtschaftliche Produktion dürfte 2021 um 3,4 Prozent und 2022 um 4,2 Prozent expandieren", heißt es in dem Bericht. Ein ähnlich starkes Plus erwartete zuletzt die EU-Kommission.

Haushalte werden wieder mehr ausgeben

Natürlich ist es vor allem das erfolgreiche Impfprogramm, das für den Aufschwung verantwortlich zeichnet, so die OECD. Die Organisation erwartet aber auch solide Exportzahlen, einen anziehenden heimischen Konsum und mehr Unternehmerinvestitionen. "Der Aufschwung des Welthandels und großzügige Staatshilfen sorgen für ein kräftiges Investitionswachstum. Mit einer verringerten Ersparnisbildung der privaten Haushalte wird der Konsum wieder anziehen. Dank weltweiter Impffortschritte wird es möglich sein, die Reiserestriktionen zu lockern, was dem Gastgewerbe und der Beschäftigung im zweiten Halbjahr 2021 Auftrieb geben wird."

Die Krise hat natürlich dennoch deutliche Spuren hinterlassen. So ist nicht nur die Arbeitslosigkeit deutlich höher als vor der Krise, hier dürfte die Erholung bis Ende 2022 dauern. Auch die Staatsverschuldung ist von 70 Prozent der Wirtschaftsleistung (BIP) auf 88 Prozent geklettert.

Globaler Ausblick

Verbessert hat sich auch der globale Ausblick. Das Wachstum im OECD-Raum, zu dem alle Industrieländer gehören, soll 2021 auf 5,8 Prozent steigen und im kommenden Jahr dann leicht fallen. Wachstumsmotor sind hier die USA, wo das Plus mit 6,9 Prozent besonders kräftig ausfällt. In der Eurozone wird ein Plus von 4,3 Prozent erwartet, in Japan von 2,6 Prozent. Das Wachstum im Euroraum wird damit deutlich über den Österreich-Werten liegen.

Aufruf zu Investitionen

Die OECD-Experten empfehlen Österreich übrigens trotz der gestiegenen Schulden zusätzliche öffentliche Ausgaben, und zwar ganz konkret, um eine bessere Ausstattung der Schulen und Universitäten zu schaffen. Zudem sollte "die Zahl der Lehrkräfte auf allen Bildungsstufen erhöht" werden, damit könnten die Kompetenzen steigen. Die OECD weiter: "Dies würde dem sozialen Zusammenhalt zugutekommen und eine Reallokation zugunsten neuer Arbeitsplätze und hochproduktiver Unternehmen fördern." (András Szigetvari, 31.5.2021)