Öbag-Chef Thomas Schmid hätte gerne einen Diplomatenpass besessen.

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Mit der Anzahl seiner Chatnachrichten könnte Thomas Schmid Heerscharen von Ermittlern beschäftigen: Rund um die Causa Ibiza wertet die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) hunderttausende Nachrichten aus. Ein Ende ist nicht in Sicht, sagte Matthias Purkart, einer der Staatsanwälte, jüngst im U-Ausschuss aus. In selbigen sind nun wieder neue Chatprotokolle eingelangt, die – wie die früheren auch – Einblick hinter die Kulissen von Finanzministerium und Staatsholding Öbag geben. Zeitlich sind die Unterhaltungen zwischen Schmid und einer seiner Mitarbeiterinnen rund um die Bestellung des Kabinettschefs und Generalsekretärs im Finanzministerium zum Alleinvorstand der Holding einzuordnen.

Im Februar 2019 war für Schmid mit Blick auf das Ministerium klar: "Unsere Zeit dort ist vorbei (...) Dort ist nix mehr zu holen." Später, als er es geschafft hatte, fasst er seine Gefühlslage so zusammen: "Endlich raus aus dem Kindergarten."

Vom Pöbel und von Tieren

Allerdings musste Schmid mit seinem Wechsel in die Top-Position auch auf gewisse Annehmlichkeiten verzichten. Auf seinen Diplomatenpass zum Beispiel. Ein Faktum, das ihn sehr beschäftigte und das er so zunächst nicht hinnehmen wollte. "Frechheit", schrieb er, da müsse er mit dem Herrn Generalsekretär reden – gemeint wohl jener vom Außenamt. Während seine Mitarbeiterin ihn ein wenig aufgezogen hat ("Ein Wahnsinn, wie das Fußvolk musst du jetzt reisen und dich anstellen"), gab sich Schmid siegessicher: "Ich bekomme den wieder."

Doch ein bloßer Dienstpass war ihm nicht recht: "Ich will keinen Dienstpass, sondern den roten", also einen Diplomatenpass. Wobei Schmid schon wusste, dass das jetzt "vorbei ist". Nicht ganz ernst gemeinte Gedankenspielereien stellten Schmid und seine Vertraute aber schon an: Wolle er weiterhin einen Diplomatenpass haben, "müssen wir das Gesetz ändern", schrieb Schmid. Seine Mitarbeiterin meinte mit einem grinsenden Smiley, man könne ja versuchen, das über das Jahressteuergesetz zu verstecken. Ihr Chef verneinte: "Nein, bei den Budgetbegleitgesetzen." Er spielte also darauf an, dass dort in der Vergangenheit diverse Gesetzesänderungen quasi verpackt worden seien.

Im Zusammenhang mit seinen künftigen Reisen schwante Schmid Böses: "Oh Gott. Reisen wie der Pöbel." Die Mitteilung seiner Mitarbeiterin, dass ein mit ihm befreundeter ÖVP-Spender sehr wohl einen Diplomatenpass habe, erschütterte Schmid: "Das wäre ja ein Skandal. Der schon und ich nicht." Auch der Gang zur Polizeistation, um einen Strafregisterauszug zu holen, taugte ihm nicht: "Ich hasse euch, dass ich da herkommen muss zu diesen Tieren für Strafregister", wie "Zackzack" zuerst berichtet hat.

Kurz-Buch als "die Bibel"

Wenig Schmeichelhaftes konstatierte Schmid dann auch, als er es an die Spitze der Staatsholding geschafft hatte. Von der Arbeitsweise der bisherigen Öbag-Mitarbeiter war er nicht sehr überzeugt. Er wollte frischen Wind ins Haus bekommen. Effizientere Arbeitsmethoden und Einsparungen standen zur Debatte. Auf die Kritik, es gebe so viele Teilzeitkräfte, statt derer man lieber einen neuen Manager einstellen sollte, antwortete er lapidar: "Zu viel Häkelklub."

Ganz nebenbei wollte er als neuer Chef auch den Betriebsrat abmontieren. Aber "das können wir nicht einfach so machen", wie ihm über seine Vertraute ausgerichtet wurde. Man müsse "auch andere Ideologien verstehen". Schmids Reaktion: "Andere Ideologien. Fu** that." Seine Vertraute beliebte zu scherzen: Sie könne ja die zwei Sebastian-Kurz-Bücher, die sie noch in der Schreibtischlade habe, unter den Mitarbeitern verteilen. Schmid: "Hahahahaha. Die Bibel." (Renate Graber, Fabian Schmid, 31.5.2021)