Essen gehen

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Ich dachte, Essen gehen sei ein sicheres Hobby. Corona belehrte mich eines Besseren. Restaurants fehlten mir im Lockdown. Ich will an gedeckten Tischen sitzen und Gespräche am Nebentisch hören. Ich will über einer Speisekarte diskutieren, was wir ordern. Ich will nach dem Essen fast platzen – und dann ein Dessert bestellen. Nichts Geliefertes oder Selbstgekochtes kann diese Leere füllen. Das schafft nur ein Kellner, der beim Abräumen fragt: "Haben S’ sonst noch an Wunsch?" (Ana Grujic)

Sich aufbrezeln

Nach einer solch langen Zeit im Lockdown und dem nun monatelangen alltäglichen Tragen der Jogginghose freue ich mich darauf, überall overdressed aufzutauchen. Wir gehen ins Restaurant? Natürlich komme ich mit Hut. Konzert? Yeah, dafür hole ich den Sommeranzug aus dem Schrank. Treffen im Park? Warte, dann nehme ich meine extravagante Sonnenbrille. Die Zeit der 08/15-Stile ist vorbei, wir mussten uns lange genug verkriechen, ab jetzt gehen wir all-in. (Thorben Pollerhof)

Feiern

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"Die Angst, etwas zu verpassen, hat mich durch meine Zwanziger begleitet. Ich war deshalb auf so ziemlich jeder Party. Doch mit der Zeit wich FOMO (Fear of missing out) dem JOMO (Joy of missing out). Anstatt um die Häuser zu ziehen, lag ich abends lieber auf der Couch. Aber nach über einem Jahr Partyembargo wird es Zeit für eine neue Wortkreation: JOGO (Joy of going out) – endlich wieder in einem stickigen Club eng an eng mit hunderten anderen zu lauter Musik tanzen. Herrlich! (Michael Steingruber)

Saunieren

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Das Annus horribilis hat uns über weite Strecken die kalte Schulter gezeigt – und tat es mit Februar-Temperaturen auch noch im späten Mai. Die heißen Aufgüsse, die uns sonst in trüben Monaten kalte Füße, virale Schwächen und schlechte Launen ausgetrieben haben, gab es nicht. Obwohl gerade die Saunahitze unser Immunsystem so gestärkt hätte, blieb kollektives Schwitzen verboten. Jetzt dürfen wir wieder. Der Premium Spa Day ist schon gebucht. Da darf es draußen ruhig kalt sein. (Mia Eidlhuber)

Drängeln

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Impfvordrängler, mit eurem Verhalten habt ihr niemanden berührt. Ihr habt nicht nur antisolidarisch gehandelt, sondern auch anti-Körper, sprich: kontakt- und somit freudlos. Ich dagegen drängle mit ganzem Köpereinsatz in die Postpandemie: mit dem ersten echten Ellbogeneinsatz vor der Eisdiele, bei feinem Frottieren im Frühverkehr der U-Bahnen und begeistert beim Bauchboxen in der Bim. Hätt’ ich mir selber nicht gedacht – früher mied ich Menschenansammlungen wie Corona-Leugner die Teststraße. (Sascha Aumüller, RONDO exklusiv, 1.7.2021)