Einzig Niederösterreich und Salzburg versichern, dass alle bereits angemeldeten Personen bis Ende Juni die erste Immunisierung erhalten sollen.

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Wien – Anfang April hat Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) versichert, dass alle impfwilligen Österreicher bis Ende Juni die Erstimpfung erhalten sollen. Das wird sich in den meisten Bundesländern nicht ausgehen, ergab ein Rundruf der APA. In Ober- und Niederösterreich sowie in Vorarlberg sind die Impfungen bereits für alle Altersgruppen offen. Einzig Niederösterreich und Salzburg versichern, dass alle bereits angemeldeten Personen bis Ende Juni die erste Immunisierung erhalten sollen.

Dazu kommt, dass nun auch wieder mehr Zweitimpfungen fällig werden, womit weniger Impfstoff für Erstimpfungen bleibt. Dies war schon vorige Woche deutlich spürbar. Denn während seit Mitte Februar stets deutlich mehr Erstimpfungen durchgeführt wurden, hielten sich die Erst- und die Zweitimpfungen nun fast wieder die Waage. Von insgesamt fast 470.000 Impfungen waren vorige Woche gut 223.000 Zweitstiche.

Etwas mehr als Hälfte der Bevölkerung realistisch

Durchschnittlich haben die Bundesländer vorige Woche gut 35.000 Erstimpfungen pro Tag verabreicht (inklusive Johnson & Johnson). Das ist deutlich weniger als die im Mai bisher gezählten 40.000 bis 50.000 Erstimpfungen pro Tag. Sollte es in diesem vergleichsweise langsamen Tempo weitergehen, wäre bis Ende Juni nur etwas mehr als die Hälfte der Bevölkerung geimpft.

In der Presseaussendung von Dienstag geht Kurz auf die Verzögerungen nicht ein. Im Gegenteil: Er sieht "Grund zur Zuversicht", schließlich seien bereits zwei Drittel all jener, die über 16 Jahre alt sind und sich impfen lassen wollen, einmal geimpft. Alle Parameter würden derzeit in die richtige Richtung zeigen.

Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) und Bundeskanzler Kurz freuten sich in einer gemeinsamen Aussendung am Dienstag dann auch über die steigende Impfbereitschaft und sahen darin den Grund, warum sich nicht alle Erstimpfungen bis Ende Juni ausgehen. "Bis Ende Juni werden wie geplant fünf Millionen Erstimpfungen durchgeführt", betonten sie. Infolge der Möglichkeit, auch Zwölf- bis 15-Jährige und Schwangere zu impfen, sowie der steigenden Impfbereitschaft rechnet die Bundesregierung nun mit über 500.000 Menschen mehr, die sich impfen lassen wollen. Für das zweite Quartal sei man noch von einer Impfbereitschaft von fünf Millionen Menschen ausgegangen. "Für die im Juli zusätzlich zu Impfenden ist ausreichend Impfstoff vorhanden. Jeder, der will, wird also eine Impfung erhalten", bekräftigten Mückstein und Kurz nunmehr mit Blick auf Juli.

Insgesamt könnten mehr als 7,90 Millionen Österreicher geimpft werden. Die 5,5 Millionen Menschen würden eine Durchimpfungsquote von 69,6 Prozent ergeben.

Kritik aus der Opposition: "Gebrochenes Versprechen"

Die Opposition kritisierte unterdessen den "Wortbruch des Bundeskanzlers" und das "gebrochene Versprechen". Kurz selbst werde bis Ende Juni geimpft sein, "aber zahlreiche Menschen in ganz Österreich wurden wieder einmal enttäuscht", sagte SPÖ-Gesundheitssprecher Philip Kucher. "Von der Impfung aller über 65-Jährigen bis Ende April über die Impfung aller über 50-Jährigen bis Ende Mai bis hin zur Beschaffung zusätzlicher Impfdosen in Millionenhöhe – nichts davon gab es jemals. Wenn Sebastian Kurz etwas verspricht, gleicht das eher einer Drohung", sagte Kucher.

Auch die Neos zeigten sich "wenig überrascht", dass nicht jeder Impfwillige bis Ende Juni den Erststich erhalten wird. "Seit Beginn der Pandemie hat diese Bundesregierung ein Versprechen nach dem anderen gebrochen", konstatierte Neos-Gesundheitssprecher Gerald Loacker und stellte die Frage, welches Versprechen als nächstes platzen wird. "Kanzler Kurz und Gesundheitsminister Mückstein müssen ihrer Verantwortung endlich nachkommen und wirklich halten, was sie versprechen", forderte Loacker.

Wien verweist auf steigende Zahl Impfwilliger

Ein Sprecher des Wiener Gesundheitsstadtrats Peter Hacker (SPÖ) betonte, dass schwer abschätzbar sei, wie viele Personen sich bis Ende Juni impfen lassen wollen. Ziehe man etwa die Anzahl der Vormerkungen in der Anmeldeplattform heran, verändere sich diese ständig. "Jeden Tag kommen 10.000 neue Vormerkungen dazu."

Das Ziel sei jedenfalls, mit Ende Juni bis zu 60 Prozent der Bevölkerung geimpft zu haben. Mitte Juli wird – je nach Verfügbarkeit der Vakzine – mit 70 Prozent gerechnet, 80 Prozent sollen es dann im Lauf des Augusts sein. Da würde dann auch schon ein sehr großer Teil der Kinder ab zwölf Jahren dabei sein, hieß es. Vorerst wird in Wien jedenfalls weiter priorisiert – also nach Alter beziehungsweise nach Risiko- und Berufsgruppe.

Oberösterreich: Termine bis 25. Juli

In Oberösterreich sind die Impfungen seit 29. Mai für alle offen, es gibt keine Priorisierungen mehr. Zurzeit gibt es Impfangebote bis zur Woche vom 19. bis 25. Juli. Mit diesem Angebot sollte der Bedarf an Impfterminen derzeit – für die Anmeldungen ab 29. Mai – abgedeckt sein, hieß es aus dem Krisenstab. Durch zusätzliche Impfstoffkontingente des Bundes könnte man das beschleunigen und ein möglichst hohes Tempo bei der Durchimpfung gewährleisten.

In Vorarlberg wurde die Impfpriorisierung nach Alter, Risiko oder Berufsgruppen schon vor drei Wochen aufgehoben. An einem Wochenende wurden 40.000 Impftermine verschickt. Auch aktuell betont das Land: "Vorarlberg wird all jenen, die sich auf der Plattform registriert haben, bis Ende Juni eine Einladung für einen Impftermin geschickt haben." Von 349.000 Impfberechtigten wurden in Vorarlberg bisher 173.000 geimpft, über 71.000 davon sind vollimmunisiert.

Steiermark: Termine bis zum 7. Juli

In der Steiermark sind in der vergangenen Woche rund 140.000 Impftermine für die erste Dosis an all jene vergeben worden, die bis vor einer Woche beim Land Steiermark angemeldet waren. Sie haben je nach Alter Termine bis zum 7. Juli erhalten.

Im Burgenland werde es sich "eher nicht" ausgehen, dass bis Ende Juni alle Impfwilligen die erste Impfung erhalten haben, hieß es vom Koordinationsstab Coronavirus. Dafür würden die vorhandenen Impfstoffmengen nicht ausreichen. Derzeit gehe man davon aus, dass bis Mitte Juli jeder, der vorgemerkt ist, auch geimpft werden kann.

Tirol und Kärnten planen von "Woche zu Woche"

In Kärnten kommen regelmäßig neue Anmeldungen auf der Impfplattform hinzu, sodass stets in etwa 50.000 Personen auf eine Impfung warten. "Es gibt nach wie vor mehr Impfwillige als Impfstoff", sagte Gerd Kurath vom Landespressedienst am Montag in einer Videokonferenz mit Journalisten. Eingeladen und geplant werde weiter von Woche zu Woche, da sich die Rahmenbedingungen ja immer wieder ändern.

Auch das Land Tirol wollte sich gegenüber der APA nicht genau festlegen, bis wann alle Impfwilligen ihre erste Dosis erhalten werden. Nachdem man bei den gelieferten Impfstoffmengen vom Bund abhängig sei, werde "von Woche zu Woche" geplant. "Ziel ist es, allen impfwilligen Personen ehestmöglich ein Impfangebot zu machen", hieß es. Seit Freitag sind außerdem die Impfungen für alle unter 50 Jahren freigeschaltet. Die Priorisierungen werden allerdings nicht zur Gänze aufgegeben. (APA, 1.6.2021)