Foto: Netflix

Offen gestanden stehe ich noch immer ziemlich unter dem Eindruck des jüngsten Serienereignisses. Nein, ich meine nicht die "Friends"-Familienzusammenführung – na gut, die auch, aber viel, viel mehr ins Serienherz gestochen hat "The Underground Railroad". Barry Jenkins' Umsetzung des Jahrhundertromans von Colson Whitehead deckt die schreckliche Vergangenheit auf, mit der Schwarze in den USA konfrontiert waren und wo man nicht weiß, was schlimmer ist – Sklaverei oder Umerziehung. Der verzweifelte Freiheitskampf der jungen Cora legt darüber hinaus eine Spur zu Rassismus und Polizistenmorden von heute. Für mich bis jetzt die Serie des Jahres.

Daran kommt so schnell nichts heran, nichtsdestotrotz verspricht der Juni für uns Freundinnen und Freunde der Serie ein schwungvoller und in mancher Hinsicht leichterer Monat zu werden. Und obwohl wieder viel Horror, Dystopie und Mystery dabei ist – in postpandemischen Zeiten und bei frühsommerlichen Temperaturen lässt sich das alles leichter an. Und das Beste: Lupin ist wieder da.

Sweet Tooth

Jeff Lemire entwarf für das DC-Comics-Label Vertigo erstmals 2010 eine Welt nach dem Virus, das einen Knaben wie Gus das Licht der Welt erblicken lässt, der halb Mensch, halb Hirschlein ist und sich ob dieser Andersartigkeit vor den Menschen verstecken muss. Mit zehn Jahren lernt er Jepperd kennen, und die beiden erkunden nun diese fantastische Welt und ihre Abenteuer. Ab 4. Juni, Netflix

Netflix

Lisey's Story
Der Schriftsteller Scott Landon wird bei einem öffentlichen Auftritt Opfer eines Schussattentats. Lisey trauert um ihn, im Zuge dessen kommt eine unheimliche Vergangenheit zutage, in der sich Wirklichkeit und Vorstellungen vermischen. Mit allen Ingredienzien des psychologisch verorteten Horrors ausgestattete Stephen-King-Adaption, von Julianne Moore beeindruckend umgesetzt. Ab 4. Juni, Amazon Prime Video

Apple TV

Loki
Darauf freuen sich viele, ich mich auch, obwohl ich in Sachen Marvel-Expertise gerade am Lernen bin. Jedenfalls hat Marvel mich mit "WandaVision" überzeugt und mit "The Falcon and the Winter Soldier" praktisch ein Fass ohne Boden geöffnet. Die Geschichte knüpft an Loki – wieder Tom Hiddleston – nach "Avengers 4: Endgame" an. Mithilfe von Zeitreisen bringt sich der Gott des Schalks wieder ins Spiel. Der Infinity-Stein macht's möglich. Am Werk sind hier durchwegs Könner: Die Drehbücher schrieb Michael Waldron, der zuvor für "Rick and Morty" schrieb. Regie bei allen sechs Folgen führte Kate Herron, die mit "Sex Education" beste Referenzen für humorvollen Serienstoff aufweisen kann. Die Trailer rund um den Asgard-Lauser und Bruder von Thor schauen jedenfalls vielversprechend aus. Ab 11. Juni, Disney+

Marvel Entertainment

Lupin 2 Der französische Meistergauner brach bei seinem Erstauftritt alle Rekorde und die Herzen der stolzesten Serienzuschauerinnen und -zuschauer. Lupin ist schwungvoll, hat viel französisches Flair, eine mitreißende Story und mit Omar Sy einen wahrhaft umwerfenden Hauptdarsteller. Die erste Staffel endete mit einem ziemlich gemeinen Cliffhanger. Klar ist, dass sich das Netz um Lupin enger legt. Wer am Ende mehr Tricks auf Lager hat – er oder der Polizist Youssef Guedira (Soufiane Guerrab) –, man kann es kaum erwarten. Ab 11. Juni, Netflix

Netflix

Der Giftanschlag von Salisbury

45.000 Einwohner zählt die britische Kleinstadt Salisbury. 2018 ereignet sich dort ein Chemiewaffenangriff mit dem russischen Neurotoxin Nowitschok. Opfer sind der zu den britischen Behörden übergelaufene russische Ex-Agent Sergej Skripal und seine Tochter sowie ein ermittelnder Polizist. Die Direktorin des Gesundheitsamtes von Wiltshire, Tracy Daszkiewicz, ist mit Aufklärung und Management dieses Anschlags befasst. Daszkiewicz stand für diese BBC-Serie beratend zur Seite. Anne-Marie Duff hat sie gespielt. Vier Folgen nach einer wahren Begebenheit. Ab 10. Juni, Arte

BBC

Physical Let's get ... lalala. Heute würde man zu einer wie Sheila Robin Influencerin sagen. Damals war sie schlicht eine Aerobic-Trainerin, die keine Wahl hatte. Apple TV+ erzählt die mit reichlich 1980er-Jahre-Patina angereicherte Story über eine Durchschnittsehefrau, die aus sich herauswächst. Ich persönlich kann die x-te Anbiederung an ein in vielerlei Hinsicht überschätztes Jahrzehnt schon nicht mehr sehen. Wer sich an Sydne-Rome-Anzügen und Dauerwellen-Look noch zu erfreuen vermag, dem sei dieses hier wärmstens empfohlen. Ab 18. Juni, Apple TV+

Apple TV

Upright

Mit der Reisefreiheit ist das noch so eine Sache, man will, aber man traut sich noch nicht ganz, ganz weit weg sowieso nicht. Lucky Flynn (Tim Minchin) ist Musiker und will heim zu seiner Mutter, Meg (Milly Alcock) ist fast noch ein Kind und einfach weg. Ein 4.000 Kilometer langer Roadtrip mit Klavier macht das ungleiche Gespann durch zahlreiche fordernde Erlebnisse zu Freunden. Schon wieder was fürs Gemüt. Ab 16. Juni in der ARD-Mediathek

TARS Cooper

Solos

Genug mit den Umarmungen? Dann sollten Sie diesen Absatz überspringen. Sieben Folgen, sieben Storys, ein Thema: Überwindung von Einsamkeit. Die Anthologieserie "Solos" erzählt von der Isolation und wie man es trotzdem schafft, sich zu verbinden. Anne Hathaway, Uzo Aduba, Anthony Mackie, Helen Mirren, Morgan Freeman und weitere stellen den Cast dieser Serie, die allein schon deshalb sehenswert ist. Ab 26. Juni, Amazon Prime

Amazon Prime Video

Ich und die Anderen

David Schalkos neuester Streich erlebt bei der Berlinale am 9. Juni seine Premiere vor Publikum. In Österreich wird die sechsteilige Serie am 11. Juni bei der Diagonale in Graz präsentiert. Sky-Abokunden müssen sich bis 29. Juli gedulden. Es geht um Glück und die schwierige Frage, wie selbiges zu finden, geschweige denn zu halten ist. Schalko treibt seine Figuren, allen voran Tom Schilling, in emotionale Ausnahmesituationen, die kapitelweise durchgespielt werden. Was wäre, wenn alle alles von mir wüssten, wenn ich alles von allen wüsste, wenn mich alle liebten und so weiter. Schon vorweg: Alles nicht gut, gar nicht gut. Eine Mischung aus "Black Mirror" und David Lynch beschreibt die von der Pandemie geprägte Odyssee seines Hauptprotagonisten, in der die zentralen Begriffe Virus, Burn-out und Zombie enthalten sind – inklusive eines sexuell aufgeladenen Grundklimas (Martin Wuttke, Sophie Rois), das auf die Dauer etwas mühsam wird und das Verdienst, mit den 08/15-Erzählschienen von Streaminganbietern wie Netflix zu brechen, etwas schmälert. Ab 29. Juli, Sky

Filmtoast

It's a Sin

Ein Virus, das in den 1980er-Jahren die Welt veränderte – wissen Sie noch? HIV, als "Schwulenseuche" tituliert, steht im Mittelpunkt von "It's a Sin" um junge Männer, die zu jener Zeit in London mit Krankheit und Stigma konfrontiert waren. Neil Patrick Harris ("How I Met Your Mother") ist bei dieser Channel-4-Produktion von Russell T Davies ("Queer As Folk") dabei, die die Zeit, als das Virus aufkam, aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Ab 20. Juni, Starzplay

HBO Max

Die geheime Benedict-Gesellschaft

Es gibt einen Ort, an dem Wahrheit eine Rolle spielt. Sie ahnen es schon, er ist, wo diese Geheimgesellschaft zu finden ist. Vier Waisenkinder und der mysteriöse Mr. Benedict kümmern sich um das Gute in der Welt. Darum ist es wahrhaft schlecht bestellt, es gibt also einiges zu tun. Den Wettbewerb um die knuffigsten Serienheldinnen und -helden des Monats hat dieser bunte Haufen nach den Jugendromanen Trenton Lee Stewarts im typischen Disney-Stil gewonnen. Ab 25. Juni, Disney Plus

Disney Plus

Frohes Schauen, und kommen Sie gut durch den Monat, wünscht Ihre Prie-View. (Doris Priesching, 3.6.2021)

Lust auf Serien?