Eine Drohne des Typs Kargu-2-Quadcopter soll eigenmächtig einen Angriff auf einen Soldaten geflogen sein.

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Die Angst, dass Maschinen selbstständig Entscheidungen treffen, begleitet die Menschheit bereits mehrere Jahrhunderte und ist auch ein gern bedientes Motiv in der Welt der Science-Fiction-Filme. Ein Bericht der Vereinten Nationen lässt jetzt vermuten, dass erstmals eine Drohne ohne Befehl einen Menschen attackiert hat, wie unter anderen "New Scientist", "Cnet" und "The Independent" berichten.

Exakter Vorgang unklar

Der Vorfall soll sich im März 2020 in Libyen ereignet haben. Die Drohne des Typs Kargu-2-Quadcopter des türkischen Waffenproduzenten STM habe dabei selbst die Entscheidung getroffen, einen flüchtenden Soldaten anzugreifen, heißt es. Jedoch bleibt laut "New Scientist" unklar, ob es bei dem einmaligen Ereignis auch Opfer gegeben hat.

Die Drohne sei so programmiert worden, dass sie Ziele auch dann unter Beschuss nimmt, wenn keine aktive Datenverbindung zu einem Bediener besteht. Das heißt: Die Drohne verzichtet auf die Bestätigung eines Menschen und erteilt sich selbst die Erlaubnis, ein Ziel anzugreifen.

STM

Somit könnte dies der erste bekannte Vorfall sein, bei dem eine Drohne komplett unabhängig die Entscheidung getroffen hat, einen Menschen anzugreifen, sagt der Sicherheitsberater und -forscher Zak Kallenborn, der sich auf unbemannte Systeme und Drohnen spezialisiert hat, in dem Bericht.

Kallenborn hat Bedenken bezüglich der Zukunft autonomer Drohnen. "Wie anfällig ist das Objekterkennungssystem?", fragt er. "Wie oft identifiziert es Ziele falsch?" Jack Watling, ein Forscher für Landkriegsführung am britischen Royal United Services Institute (RUSI), sagt dem "New Scientist", dass dieser Vorfall die "dringende und wichtige" Notwendigkeit zeige, über die Regulierung autonomer Waffen zu diskutieren.

Vertrag gescheitert

Die Vereinten Nationen versuchen bereits seit dem Jahr 2018, die Arbeit an einem Vertrag in die Wege zu leiten, der autonome Waffen verbietet. Der Schritt wurde sowohl von den USA als auch von Russland blockiert, berichtete damals das Magazin "Politico". Human Rights Watch setzt sich bereits seit dem Jahr 2013 gegen autonome Waffen ein. (red, 1.6.2021)