Archäologen zufolge ist das winzige Schmuckstück das älteste Goldobjekt, das je in Südwestdeutschland gefunden wurde.
Foto: Yvonne Mühleis/LAD Esslingen

Archäologen vermelden den Fund eines ungewöhnlichen Schmuckstücks in einem frühbronzezeitlichen Grab nahe Ammerbuch-Reusten im Kreis Tübingen: Die kleine Spirale aus Golddraht, die an winzige Tagliatelle erinnert und als Haarschmuck verwendet worden sein dürfte, ist etwa 3.800 Jahre alt und damit das ältestes Goldobjekt, das je in Südwestdeutschland gefunden wurde.

Wie die Wissenschafter der Universität Tübingen berichten, stammt das Gold des Spiralröllchens mit großer Wahrscheinlichkeit aus Cornwall im Südwesten Englands. Sie sehen in dem Fund ein "ungewöhnlich frühes Zeugnis der weitreichenden Kontakte der damaligen Menschen".

Verräterische Zusammensetzung

Gefunden wurde das Objekt im Grab einer Frau, die in seitlicher Hockerstellung mit dem Gesicht nach Süden bestattet worden war. Als einzige Beigabe im Grab wurde links hinter der Toten, etwa in Hüfthöhe, das Schmuckstück gefunden. Die Forscher werten die wertvolle Beigabe als Hinweis auf den hohen sozialen Status der Bestatteten.

Der grüne Messnagel (im Bild ganz oben mittig) markiert die Fundstelle des Goldobjekts im Frauengrab.
Foto: Universität Tübingen

Das Gold enthält rund 20 Prozent Silber, weniger als zwei Prozent Kupfer sowie Spuren von Platin und Zinn. Diese Zusammensetzung deutet den Archäologen zufolge auf eine natürliche Goldlegierung hin, wie sie typisch ist für Gold, das aus Flüssen gewaschen wurde. Die Zusammensetzung der Spurenelemente ähnle der des Golds aus Lagerstätten in Cornwall in Südwestengland, insbesondere aus dem Einzugsgebiet des Flusses Carnon, berichtet das Forschungsteam im Fachblatt "Praehistorische Zeitschrift"

Der klare Bezug nach Nordwesteuropa sei bemerkenswert, schreiben die Forscher: Die bisher bekannten älteren Gold- und Edelmetallfunde in Europa stammten beinahe ausschließlich aus Lagerstätten in Südosteuropa. Dort gebe es Nachweise, dass Schmuckgegenstände aus Gold bereits vom fünften Jahrtausend vor unserer Zeit an hergestellt wurden. (red, 1.6.2021)