Publikumserfolg aus Spanien: Icíar Bollains "Rosas Hochzeit".

Foto: Polyfilm

Rosa ist eine gute Seele. Sie hechelt sich sprichwörtlich ab, um es allen recht zu machen, bis ihr, just zu dem Zeitpunkt, als sich der verwitwete Vater bei ihr in Valencia einquartieren möchte, die Luft ausgeht. Es zieht sie zurück in ihren malerischen Heimatort und in die Nähwerkstatt der Mutter, deren Kreativität Rosa genauso wie ihre Begabung zum (typisch weiblichen) Selbstverzicht geerbt hat. Beim Gang durch die Werkstatt tauchen im Abendlicht Rosas Kindheitsträume aus den Falten der verstaubten Kleider auf und wecken in ihr das Bedürfnis, sich von nun an auf ihr Glück zu konzentrieren. In einer Zeremonie am Strand möchte sie sich dieses Versprechen selbst geben.

Polyfilm Verleih

Die spanische Regisseurin Icíar Bollain inszeniert Rosas Hochzeit als temporeiche Selbstfindung einer Frau, die ihre eigene Familie auf die Probe stellt. Meinungsverschiedenheiten sind bei einer Hochzeit ohne Bräutigam vorprogrammiert, bis Rosa endlich Klartext redet und den ständig aneinander vorbeischießenden Dialogen ein Ende setzt. Die Klimax bildet das klassisch-humorvolle Bild einer Frau, die nicht mehr kann: Rosa, von ihrem Bruder in ein Spa gezwungen, läuft in Bademantel und mit grüner Schlammmaske zum Bahnhof, um ihre genervte Tochter am Abfahren zu hindern. Das ist dann doch zu viel Wirbel um sie selbst, findet Rosa, und wird zur Braut, die sich nicht traut.

Rosas Hochzeit ist ein klassischer Publikumsliebling und hat bei den spanischen Filmpreisen viel Aufmerksamkeit bekommen. Das flotte feministische Bekenntnis einer Frau zu sich selbst trifft den Zeitgeist einer Gesellschaft, in der die Kunst, sich selbst zu lieben, jedoch längst zum Slogan der Wellnessindustrie geworden ist. Allerdings vermag Bollain mit ihren Nebenfiguren auf gesellschaftliche Baustellen zu verweisen, die allein mit Selbstliebe nicht zu lösen sind. (Valerie Dirk, 3.6.2021)