Franco Foda geht es darum, wie "wir auftreten".

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Gareth Southgate dirigiert England zu neuen Höhenflügen, sein Team zählt zum Kreis der EM-Favoriten.

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Euro-Test im Ticker: England vs Österreich, 21 Uhr

Englands Teamchef Gareth Southgate hatte am Dienstag viel zu tun, er musste seinen Kader für die Fußball-EM um sechs Spieler auf 26 reduzieren. Natürlich hat sich der 50-Jährige innerlich auch mit dem Mittwoch, dem Test in Middlesbrough gegen Österreich befasst. Britische Höflichkeit und Fachkenntnis führten schon vor Tagen zu Worten wie "starke Mannschaft mit Potenzial".

Gekickt wird im Riverside Stadium, Anpfiff ist um 21 Uhr. Die Arena darf zu 25 Prozent ausgelastet werden, ergibt 8750 Zuschauer. Am vergangenen Samstag haben in Porto Chelsea und Manchester City das Finale der Champions League bestritten, Chelsea siegte 1:0. Southgate wird die beteiligten Kräfte schonen, was Österreichs Chancen erhöhen könnte. Generell ging es aber überhaupt nicht um die ÖFB-Elf, die Ausbootung des bei West Ham wiedererstarkten Jesse Lingard war das Topthema. Interessanterweise wird er am Mittwoch mittun. "Er kann mir zeigen, dass ich falsch gelegen bin", sagte Southgate.

Aufwind

Die Engländer erstarken seit Jahren, sie setzen auf eine Mischung aus Routiniers (u. a Harry Kane) und jungen, hochbegabten Wilden. Mason Mount (22), Phil Foden oder Jadon Sancho (beide 21) sind drei Beispiele. Southgate gesteht ihnen eine gewisse Wankelmütigkeit zu: "Ich will, dass unsere Jungen die Freiheiten haben, zu spielen. Aber sie müssen Leistungen bringen." Das EM-Finale steigt am 11. Juli im Londoner Wembley. Southgate, seit 2016 im Amt, traut seiner Mannschaft den ganz großen Wurf zu. "Wir sollten keine Angst haben, zu sagen, dass wir das Turnier gewinnen wollen und können."

Sein österreichischer Kollege Franco Foda hat diese Probleme nicht. Seine Laune ist trotzdem gut bis bestens, denn die ersten Tage im Trainingslager in Bad Tatzmannsdorf sind zufriedenstellend verlaufen. "Absolut im Plan, wir haben speziell am Ballbesitz- und Umschaltspiel gearbeitet, das wollen wir jetzt sehen."

Respekt

Der Respekt vor den Engländern sei groß. "Es kommt nicht von ungefähr, dass sie als einer der großen EM-Favoriten gehandelt werden. Aber wir haben immer gesagt, dass wir uns mit den Besten messen wollen." Das Resultat stehe, so Foda, nicht unbedingt im Vordergrund. "Es geht darum, wie wir auftreten. Mutig, aggressiv, mit breiter Brust."

Der Stil der Engländer ist mit jenem von EM-Gegner Niederlande zu vergleichen, das Match könnte eine kleine Generalprobe für das Duell am 17. Juniin Amsterdam sein. Foda: "Sie kommen gern über ihre Flügel, diese suchen Eins-zu-eins-Situationen."

Ganz und gar nicht geplant war, dass Valentino Lazaro nicht mitfliegen konnte. Der Legionär von Gladbach, der dem italienischen Meister Inter Mailand gehört und dessen Zukunft einer Klärung bedarf, weilte nach Saisonende in Dubai. Gemeinsam mit Inters Belgier Romelu Lukaku. Dummerweise stehen die Vereinigten Arabischen Emirate auf einer Liste von Ländern, für die bei der Einreise nach Großbritannien eine mehrtägige Quarantäne unbedingt notwendig ist. Eine Sonder genehmigung wurde von den Behörden verweigert.

Verdächtiger Bachmann

Die Aufstellung gab Foda traditionell nicht preis. Watford-Legionär Daniel Bachmann wird trotzdem verdächtigt, im Tor zu debütieren. Marko Arnautovic (Muskelprobleme) und Karim Onisiwo (Knieprellung) kommen nicht zum Einsatz, sie waren dennoch an Bord, haben die Corona-Blase nicht verlassen. Sie werden in England von den Physiotherapeuten gehegt und gepflegt. Julian Baumgartlinger und Stefan Ilsanker (verkühlt) werden maximal ein paar Minuten Einsatzzeit erhalten. "Wir riskieren nichts", sagte Foda. Christoph Baumgartner sieht in der Partie eine Standortbestimmung. "Das wird ein echter Gradmesser. England hat enorme Qualität, da werden wir sehen, wie weit wir sind." Marcel Sabitzer ergänzte: "Bringen wir unsere Leistung auf den Platz, können wir sie ärgern."

Die Bilanz ist aus österreichischer Sicht negativ (ärgerlich): 18 Spiele, vier Siege, vier Remis, zehn Niederlagen, Torverhältnis 27:58. Der letzte Erfolg resultiert aus dem Jahr 1979, am 13. Juni gewann das ÖFB-Team im Praterstadion dank je zwei Toren von Bruno Pezzey und Kurt Welzl 4:3. Im Jahr davor war übrigens Cordoba. (Christian Hackl, 1.6.2021)