Als Dritter Nationalratspräsident hat Norbert Hofer bei anderen Parteien einen guten Ruf. In seine eigene Partei habe er aber keine Ruhe bringen können, meinen die Neos.

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Die Meldung über den Abtritt Norbert Hofers als FPÖ-Chef hat am Dienstagnachmittag nicht nur die eigene Partei unvorbereitet getroffen. Reaktionen anderer Parteien gingen nur verhalten ein. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) wünschte seinem früheren Regierungskollegen alles Gute, die Neos lobten Hofers Überparteilichkeit als Nationalratspräsident und warnten gleichzeitig vor einer Radikalisierung der Partei, sollte Klubobmann Herbert Kickl die FPÖ übernehmen.

Kurz meinte am Dienstag am Rande einer Pressekonferenz, er habe die Neuigkeit selbst erst aus den Medien gehört, wolle aber noch persönlich mit Hofer sprechen. Hofer war unter Türkis-Blau, Kurz' erster Kanzlerschaft, Infrastrukturminister. Trotz zum Teil unterschiedlicher Meinungen habe er immer ein persönlich gutes Verhältnis zu Hofer gehabt, meinte Kurz: "Ich wünsche ihm persönlich alles Gute."

"Glücklose Übergangslösung"

Mild reagierten auch die Neos. Hofer habe einen Scherbenhaufen übernommen und sei eine glücklose Übergangslösung geblieben, meinte Neos-Generalsekretär Nick Donig in einer Aussendung. Hofers Anspruch auf Überparteilichkeit als Nationalratspräsident könne zwar Vorbild für andere im Präsidium sein, hieß es in einem Seitenhieb auf Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP). In seine eigene Partei habe Hofer aber keine Ruhe gebracht.

Mit dem Rücktritt bestehe nun "die Gefahr eines gefährlichen Krawallkurses des Herbert Kickl", sagte Donig. Eine weitere Radikalisierung an den Rändern hielte er für "fatal".

Strache: "Hofer hat die Nerven weggeschmissen"

Am Dienstagabend meldete sich Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache via Facebook zu Wort. Er zeigte einerseits Verständnis für Hofers Entscheidung, denn "zuletzt flogen innerhalb der FPÖ fast schon tagtäglich Giftpfeile quer durch die interne Arena". Dass Hofer seinen Rücktritt via Twitter verkündete, zeige aber andererseits, dass dieser "offensichtlich persönlich die Nerven weggeschmissen" habe. Strache geht "von einer Vorentscheidung für Herbert Kickl" aus.

Strache zeigte sich "traurig, wie manche meiner Nachfolger die FPÖ in kurzer Zeit zu einem Scherbenhaufen entwickelt haben, wo Intrigen und menschlich verwerfliche Vorgangsweisen leider an der Tagesordnung stehen". Er selbst strebe keine FPÖ-Rückkehr an: "Ich werde jedenfalls meinen freiheitlichen Weg mit ordentlichen Mitstreitern im 'Team HC Strache – Allianz für Österreich' unentwegt fortsetzen." (brun, ag, 1.6.2021)