Ungewöhnlich locker zeigte sich Herbert Kickl bei einer Wanderung in Niederösterreich. Dort wurde er von Norbert Hofers Rücktritt überrascht.

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Norbert Hofers Rücktritt scheint alle überrascht zu haben. Und doch werden ihn die wenigsten vermissen – so zumindest der Eindruck nach der "ZiB 2" in ORF 2 vom Dienstagabend. In seinem Heimatort Pinkafeld zollt man Hofer Respekt, aber der Stammtisch ist sich eigentlich einig: Einen erneuten Höhenflug wird die FPÖ mit ihm nicht erleben.

Mangels williger Funktionsträger analysierte anschließend der ehemalige FPÖ-Europaabgeordnete Andreas Mölzer die Zukunft der Blauen. Überraschend, aber logisch sei Hofers Rückzug. Denn die FPÖ brauche als Oppositionspartei einen starken und scharfen Oppositionspolitiker, und das sei Hofer eben nicht. Man ahnt es schon, auf wen der ehemalige Abgeordnete setzt.

Kickl ist logisch

Alles deutet auf Herbert Kickl hin, so Mölzer. Und auch eine Spaltung, weil FP-Oberösterreich-Chef Manfred Haimbuchner kein Geheimnis daraus macht, dass er kein Kickl-Freund ist, sei reines "Wunschdenken der Konkurrenz". "Es gab keine Spaltung, und es gibt keine Spaltung", sagt Mölzer nachdrücklich und wohl geschichtsvergessen. Kickl und Haimbuchner seien keine Freunde, lediglich eben Parteifreunde, erklärt er mit einem kleinen Lächeln.

Die sympathischere, aber fast inhaltsgleiche Prognose kam dann vom Politikexperten Peter Filzmaier: Ja, Kickl ist als neuer Mann an der FPÖ-Spitze logisch und naheliegend, aber "geografisch liegt das Problemfeld in Oberösterreich". Kantige Opposition und Regierungstauglichkeit – erneut steht die FPÖ zwischen diesen beiden Polen. Die Partei solle sich nun die Frage stellen, "wer bin ich, und was will ich sein?", rät Filzmaier.

Wer und was Herbert Kickl ist, wissen wir spätestens seit Türkis-Blau und dem Bad in der Menge bei den "Corona-Demos": ein Parteistratege mit Willen zur Macht und großen Ambitionen. (Olivera Stajić, 2.6.2021)