Vor allem für Sprit mussten Verbraucher im Mai deutlich tiefer in die Tasche greifen als vor einem Jahr.

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Einen Schreckschuss feuerte die Statistik Austria zuletzt ab: Die Inflation in Österreich wird im Mai voraussichtlich auf 2,8 Prozent hochschnellen, den höchsten Wert seit 2012. Wahrscheinlich wird die Teuerung auch im weiteren Jahresverlauf über dem Niveau bleiben, das die Europäische Zentralbank als gesund ansieht, nämlich knapp zwei Prozent. Volkswirtschaftlich bedenklich wäre dies aber nicht, schließlich ist der allgemeine Preisauftrieb im Corona-Jahr 2020 sehr schwach ausgefallen, was heuer aufgeholt wird. Für krisengebeutelte Haushaltskassen ist es dennoch bitter, wenn die Kosten des täglichen Lebens schneller steigen – schließlich gibt es mehr Arbeitslose als vor der Pandemie.

Nicht zuletzt wegen schwächelnder Arbeitsmärkte ist man in der EZB und anderen Notenbanken – steigende Inflation ist derzeit ein weitverbreitetes Phänomen – nicht besorgt. Die Teuerung sollte sich nächstes Jahr wieder auf tieferen Niveaus einpendeln, lautet der Tenor. Allein, es gibt andere Stimmen, die vor allem im weiteren Verlauf dieser Dekade mit zunehmendem Inflationsdruck rechnen, nicht zuletzt aufgrund einer alternden Bevölkerung. Die jüngsten Preissprünge bei Rohstoffen, Lieferengpässe bei Vorprodukten oder die weltweite Verknappung bei Transportcontainern könnten nur der Auftakt für eine Phase höherer Inflationsraten als im vergangenen Jahrzehnt sein.

Für Kreditnehmer, vor allem bei fixem Zinssatz, wäre dies durchaus erfreulich, schließlich würde dadurch der Gegenwert der Schulden in Waren und Dienstleistungen schneller abnehmen. Noch stärker durch die Inflation an Wert verlieren würden aber de facto unverzinste Sparbücher – und eine Zinserhöhung ist nicht in Sicht. Die EZB wird vielmehr mit Nullzinsen und Staatsanleihenkäufen den Ländern der Eurozone so lange wie möglich den Rücken freihalten, damit diese ihre wegen Corona ausgeuferten Haushaltsdefizite zu extrem tiefen Zinsen abdecken können. Erst bei einem auch nächstes Jahr anhaltenden Inflationsdruck müsste die Notenbank womöglich davon abrücken – aber davon geht diese ja selbst nicht aus. (Alexander Hahn, 2.6.2021)