Männliche Pädagogen sind im Kindergarten weiter die Ausnahme. Dabei steigt die Zahl junger Männer, die an den Bundesbildungsanstalten für Elementarpädagogik (Bafep) eine Ausbildung zum Kindergartenpädagogen machen, seit 20 Jahren stetig an – wenn auch auf niedrigem Niveau. Der Männeranteil im Beruf hingegen stagniert. Schuld daran ist aus Sicht von Elementarpädagogik-Hochschulprofessor Bernhard Koch eine "gläserne Tür" für Männer. Er fordert eigene Männer-Förderinitiativen.

Im Schuljahr 2019/20 kamen zehn Prozent der Bewerbungen an Bafeps von Männern, der Anteil männlicher Schüler lag in dieser Schulform 2019 bei knapp sieben Prozent. Das ist zwar weiterhin wenig, bedeutet im Vergleich zur Jahrtausendwende aber eine Verdreifachung. Auch der Anteil der männlichen Absolventen hat sich seit der Jahrtausendwende deutlich gesteigert: Insgesamt hat sich auch dieser verdreifacht und lag laut Statistik Austria 2019 bei knapp sechs Prozent.

In Norwegen zehn Prozent des Personals männlich

Im Beruf hat sich der vergleichsweise höhere Männeranteil mit Ausnahme der Horte bisher kaum niedergeschlagen: In den Krippen und Kleinkindeinrichtungen ist der Männeranteil mit rund zwei Prozent seit Mitte der 1980er mit kleineren Schwankungen nahezu unverändert, dasselbe gilt für die Kindergärten. Nur bei den altersgemischten Gruppen und den Horten gab es einen Zuwachs, hier stellen Männer mittlerweile knapp fünf bzw. zehn Prozent des Personals.

In Norwegen seien zehn Prozent des Personals in Krippen und Kindergärten Männer. Dort habe es allerdings auch viele Kampagnen gegeben, um das Image vom "Frauenberuf" aufzubrechen, sagt PH-Tirol-Professor Koch. In Österreich gebe es hingegen zwar viele Projekte, die etwa Frauen in die Technik bringen sollen, aber keine Maßnahmen, um Männer für Erziehungsberufe zu gewinnen. Dabei wäre das gerade auch für die Kinder wichtig. Immerhin würden sie sonst einen guten Teil des Tages in einer Welt aufwachsen, in der es keine Männer gibt.

"Gläserne Türe" bei Männern

Dass noch immer so wenige Bafep-Absolventen den Beruf auch ausüben, liegt für Koch neben dem Image des "Frauenberufs" auch daran, dass es von manchen im System unterschwellig gewisse Widerstände gebe, Männer hereinzulassen. Wie die "gläserne Decke" bei Frauen in technischen Berufen gebe es eine "gläserne Türe" bei Männern. Der Beruf werde teilweise immer noch als pflegend wahrgenommen.

Auch das angeblich geringe Gehalt für die Arbeit im Kindergarten wirke abschreckend, "obwohl das mit der schlechten Bezahlung so gar nicht stimmt". Im Vergleich zu akademischen Mangelberufen verdiene man weniger, im Vergleich zu Absolventen anderer berufsbildender Schulen wie einer HAK aber nicht. "Das Gehalt wird schlechtergeredet als es ist. Auch das ist ein Hemmnis, das Männer fernhält." Dabei gebe es viel Positives über die Arbeit in Kindergärten zu sagen, von der hohen Berufszufriedenheit bis zu Jobsicherheit. (red, APA, 3.6.2021)