Ihre Namen machen seit Wochen die Runde unter ORF-Stiftungsräten, Medienpolitik- und ORF-Managern, Journalistinnen und Journalisten und anderen Menschen, die sich mit der Bestellung des nächsten ORF-Generaldirektors am 10. August 2021 beschäftigen. Sie werden als mögliche Kandidaten von außen gehandelt, wenn der ORF-Stiftungsrat Alexander Wrabetz nicht als ORF-General verlängert. DER STANDARD hat Telekom-CEO Thomas Arnoldner, MR-Film-Geschäftsführer Oliver Auspitz und den Generaldirektor des slowakischen Privatsenders TV Markiza gefragt, was sie von einem Wechsel an die ORF-Spitze halten.

"Kann ausgeschlossen werden"

Thomas Arnoldner, CEO der Telekom Austria/A1.
Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Thomas Arnoldner (43), CEO der Telekom Austria, wäre eine technologische Ansage für das Medienunternehmen ORF. Arnoldner kommt – wie Kanzler Sebastian Kurz – aus der Jungen ÖVP, er arbeitete sich beim Österreichableger des Telekomausrüsters Alcatel-Lucent in den Vorstand hoch. Nach der Übernahme durch Nokia war er für unterschiedliche Geschäftsbereiche und Märkte in Europa zuständig. 2016/2017 war er Mitglied des Executive Board von T-Systems. Mit September 2018 entsandte ihn Shareholder Republik Österreich als CEO in den Vorstand der Telekom Austria Group mit einem Vertrag bis August 2023. Arnoldner dürfte bei der TA Group deutlich mehr als das Doppelte eines ORF-Generaldirektors verdienen, dessen Jahressalär derzeit bei rund 420.000 Euro liegt*.

Wie sieht Arnoldner Spekulationen über einen Wechsel auf den Küniglberg? Auf Nachfrage bei A1 heißt es, "dass eine Kandidatur von CEO Thomas Arnoldner ausgeschlossen werden kann", so erklärt das eine Konzernsprecherin.

"Derzeit stellt sich diese Frage für mich nicht"

Oliver Auspitz (MR Film), hier bei der Romy-Preisverleihung 2018.
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Oliver Auspitz (45) managt den Produktionsriesen MR Film ("Vienna Blood", "Maria Theresia", "Vorstadtweiber", "Barbara-Karlich-Show"). Über seine Auspitz Trading GmbH hält er 10,45 Prozent an der MR Film sowie zehn Prozent an der Marx Media Vienna GmbH. Auch Auspitz' Name kommt regelmäßig in Planspielen und Spekulationen für den Küniglberg vor, mal als Programmdirektor, mal als ORF-General – wohl neben der großen Branchen- und Sachkenntnis auch wegen kolportiert guter Gesprächsbasis mit ÖVP-Spitzen.

Was sagt Auspitz zu diesen Spekulationen, er könnte auf den Küniglberg wechseln? "Derzeit stellt sich diese Frage für mich nicht."

"Gibt nicht so viele Österreicher mit CEO-Erfahrung im TV-Bereich"

Matthias Settele (TV Markiza).
Foto: TV Markiza

Matthias Settele (54) sanierte und führt seit 2013 TV Markiza, den größten TV-Sender in der Slowakei. Der Privatsender hat rund 700 Mitarbeiter und macht 100 Millionen Euro Umsatz, vor Steuern, Abschreibungen und Zinsen rund 35 Millionen Ergebnis. Der Niederösterreicher war in den 1990ern Büroleiter von Gerhard Zeiler als ORF-General, ging mit diesem zu RTL, war mit seinem Beratungsunternehmen ab 2007 in Programm und Produktion tätig für die RTL Group, Turner Broadcasting, MTG und ORF.

Was sagt Settele auf STANDARD-Anfrage zu Spekulationen, er könnte auf den Küniglberg wechseln? "Ich habe an manchen Tagen die romantische Vorstellung, zum Ende meiner Karriere wieder in Österreich zu arbeiten und dabei meine internationale Erfahrung einzubringen. Dafür sind aber noch bis zu zehn Jahre Zeit. Dass mein Name kursiert, liegt vermutlich daran, dass es nicht so viele Österreicher gibt, die CEO-Erfahrung im Fernsehbereich haben und gleichzeitig auch den ORF kennen. Im Moment bin ich glücklich mit meinem Team bei Markiza: Wir peilen dieses Jahr das beste Ergebnis seit der Gründung des Senders vor 25 Jahren an. Ende August wird der Jahrestag gefeiert."

"Definitiv nichts dran"

Markus Mair (Styria Media Group)
Foto: Styria/Marija Kanizaj

Markus Mair (56) soll wie Settele und Arnoldner in Gesprächen mit ÖVP-nahen Stiftungsräten als Möglichkeit gefallen sein. Mair führt seit 2013 als Vorstandsvorsitzender die Styria Media Group ("Kleine Zeitung", "Die Presse", Willhaben), er ist zudem Präsident des Zeitungsverbandes VÖZ.

Mair winkte schon im Februar auf STANDARD-Anfrage in Sachen Künglberg ab: "Da ist definitiv nichts dran", erklärte er damals. Auf Nachfrage unterstreicht er das am Donnerstag: Seine Antwort auf Fragen nach dem ORF-Führungsjob sei immer die gleiche, daran werde sich auch nichts ändern.

Interne Kandidaten

Bisher hat alleine der amtierende ORF-Chef Alexander Wrabetz (61) angekündigt, er werde sich neuerlich um den Führungsjob für Österreichs größten Medienkonzern bewerben. Der den Sozialdemokraten zugerechnete Wrabetz führt den ORF seit 2007.

Als wahrscheinlicher Gegenkandidat wird Roland Weißmann (53) gehandelt, stellvertretender ORF-Finanzdirektor, Chefproducer des ORF und Geschäftsführer von ORF On insbesondere für das Streamingprojekt ORF Player.

Ambitionen auf den Generalsjob wurden in den vergangenen Jahren auch Lisa Totzauer (50) nachgesagt. Die Channel Managerin von ORF 1 dürfte jedenfalls gute Chancen auf das Direktorium haben, das der Stiftungsrat im September auf Vorschlag des neu bestellten ORF-Generals bestimmt.

Alexander Hofer (49) soll Alexander Wrabetz schon versichert haben, dass er nicht um den Generalsjob antritt. Der Channel Manager von ORF 2 dürfte gute Aussichten auf das ORF-Direktorium haben.

Die vier Wochen Bewerbungsfrist für den ORF-Generaldirektor ab 1. Jänner 2022 beginnen voraussichtlich am 30. Juni. Am 10. August bestellt der ORF-Stiftungsrat mit einfacher Mehrheit den nächsten General oder die nächste Generalin. (fid, 3.6.2021)