Uwe Schmieder und Frank Genser als Beckett’sche Guckkastenexistenzen.

Volkstheater / Nikolaus Ostermann

So ähnlich fatal wie ein Gewehr an der Wand ist auf Theaterbühnen die Uhr ohne Zifferblatt. Da ist dann keine Hilfe mehr zu erwarten. Besonders gut passt die Nichtuhr zum Ausweglosigkeitsexperten Samuel Beckett. Für dessen postapokalyptisches Drama Endspiel (1956) klatschte Bühnenbildner Michael Sieberock-Serafimowitsch ein solches schwarzes Tellerrund an die rückwärtige Zimmerwand.

"Klatschte" ist wörtlich zu nehmen, denn sämtliche Utensilien dieses schwarzen Guckkastentheaters von Kay Voges sind statt dreidimensional nur in bildlich aufgezeichneter Form vorhanden und mittels Klettverschlüssen an die Mauern geklebt.

Typ Ozzy Osbourne

Ihr Einsatz verursacht scharfe Geräusche, von denen es in dieser akustisch dramatischen Arbeit viele gibt: Schritte sind klangverstärkt, manche Gesten lautmalerisch karikiert. Dröhnender Elektrosound sorgt für Ungemütlichkeit. Dazu passend thront ein als Typ Ozzy Osbourne verkleideter Uwe Schmieder mittig auf einem rollbaren Stuhl und gibt sinnlose Befehle an seinen Adoptivsohn vulgo Diener (Frank Genser) aus. Intendant Voges hat diese vor knapp neun Jahren in Dortmund entstandene Arbeit nun für seine minimale, nur zehn Tage währende Spielzeit ab 19. Mai ausgepackt. Und nach der Donnerstagsfolgevorstellung ist sie damit auch fürs Erste schon wieder abgespielt.

Der auf die Figuren Hamm und Clov (hier heißen sie Lum und Purl nach Wolfram Lotz’ Einige Nachrichten an das All) reduzierte, klaustrophobische Kammerspielabend kann dabei gegen seine eigene Betagtheit nicht wirklich anspielen: ein Endspiel wie aus dem Archiv. (afze, 3.6.2021)