Die Entwicklung am Arbeitsmarkt ist erfreulich. Im Mai sanken, dank der erfolgten Lockerungsschritte, die Zahlen der als arbeitssuchend gemeldeten Personen deutlich. Im Vergleich zum Vormonat waren mit Stichtag 31. Mai um 38.000 Personen weniger als arbeitssuchend gemeldet. Mit nunmehr 319.960 gemeldeten Arbeitslosen wurde die Marke von 400.000 deutlich unterschritten, dazu kommen noch 75.400 Personen, die sich aktuell in einer Schulung befinden.

Erwartungsgemäß und saisonbedingt war der Rückgang in den Bereichen Gastronomie und Beherbergung sowie in der Baubranche und im Verkehr und Lagerwesen am stärksten. Laut den aktuellen Zahlen des Arbeitsministeriums liegt auch die Zahl der beim Arbeitsmarktservice (AMS) gemeldeten offenen Stellen inklusive Lehrstellen auf Rekordniveau von über 100.000 (Lehr-)Stellen.

Von der Entspannung am Arbeitsmarkt profitieren aber nicht alle Altersgruppen gleichermaßen. Ältere Arbeitssuchende haben es auch in dieser Entspannungsphase schwerer. In den verschiedenen Altersgruppen sank die Arbeitslosigkeit am stärksten bei Jugendlichen unter 25 Jahren – ein Minus von 27,9 Prozent zum Vorjahresmonat –, gefolgt von Arbeitslosen im Haupterwerbsalter (25 bis 49 Jahre), wo sie um 26,4 Prozent zurückging. Bei Älteren ab 50 Jahren sank die Arbeitslosigkeit nur mehr um 17,4 Prozent.

Auch ohne Corona-Pandemie bestehen Vorurteile gegen ältere Arbeitssuchende bei der Bewerbung.
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Viele Vorurteile

Auch ohne Corona-Pandemie haben ältere Arbeitssuchende am Arbeitsmarkt mit mehr Gegenwind zu rechnen. Die Vorurteile sind bekannt: Sie seien zu teuer, können mit den technischen Veränderungen und dem Tempo der Jungen nicht mehr mithalten. Sie seien auch weniger motiviert und lernwillig sowie öfter krank. Und: Mit 50 plus warte man ohnehin nur noch auf die Pension.

Mit dem Programm Sprungbrett, das mit 300 Millionen Euro dotiert ist, möchte die Regierung vor allem ältere Langzeitarbeitslose beim Wiedereinstieg ins Berufsleben fördern. Betriebe erhalten für maximal zwölf Monate 50 Prozent der Lohnkosten ersetzt, wenn sie eine langzeitarbeitslose Person einstellen. Bis Ende 2022 sollen damit 50.000 Langzeitarbeitslose einen Job finden.

Auch die Stadt Wien hat gemeinsam mit dem AMS Wien die "Joboffensive 50 plus" ins Leben gerufen. Für einen Zeitraum von zwölf Monaten wird auch hier die Beschäftigung von über 50-Jährigen gefördert.

Berufliche Veränderung

Mit 50 plus kann aber auch ohne Arbeitslosigkeit der Wunsch nach beruflicher Veränderung stark sein. Doch nur allzu leicht wird den gängigen Vorurteilen selbst Glauben geschenkt und aufgrund mangelnder Erfolgsaussichten dieser Wunsch erst gar nicht weiterverfolgt. Dabei hat man noch rund 15 Jahre Berufsleben vor sich.

René Merten, Coach und Leiter der Absolventenakademie, eines Instituts für Persönlichkeits- und Karriereentwicklung, hat mit seinem Buch Bewerben 50 plus einen Ratgeber verfasst, der ältere Arbeitssuchende Schritt für Schritt bei der Jobsuche unterstützt und mit praktischen Tipps aushilft. Oft habe man lange nicht mehr aktiv an Bewerbungsprozessen teilgenommen und verlernt, die eigene berufliche Erfahrung erfolgreich hervorzuheben, schreibt Merten.

Dabei geht es für Merten weniger um Selbstvermarktung oder -darstellung als vielmehr um das Schöpfen aus dem bereits gesammelten, umfangreichen Erfahrungsschatz. Das sei der Mehrwert des fortgeschrittenen Alters im Vergleich zu jungen Berufseinsteigern.

Das Buch richtet sich zwar an Akademiker, die Tipps können aber für alle erfahrenen Wechselwilligen nützlich sein. Ganz in Coaching-Manier beginnt der Ratgeber auch mit einer Bestandsaufnahme und der anschließenden Frage, wo man hinwill. (Gudrun Ostermann, 7.6.2021)