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Das Heck, konkret der Flügel beim Red-Bull-Boliden, sorgt für Aufregung.

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Perfekte Kulisse in Aserbaidschan.

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Baku – Mit viel Schwung passierte Max Verstappen den Jungfrauenturm und ließ Bakus Altstadt hinter sich. Der WM-Spitzenreiter drückte das Gaspedal durch – und ließ es für fast 20 Sekunden nicht mehr los. Während er seinen Red Bull durch eine der längsten Vollgaspassagen der Formel 1 und zur Bestzeit im ersten freien Training am Freitag trieb, hat man bei Mercedes ganz genau hingeschaut – und Verstappens Heckflügel beobachtet.

Denn das Duell zwischen Weltmeister Mercedes und Herausforderer Red Bull spitzt sich vor dem GP von Aserbaidschan (Sonntag, 14 Uhr MEZ, ORF 1, Sky) gewaltig zu. In der Fahrerwertung führt Verstappen vier Punkte vor Hamilton, in der Team-WM liegt Red Bull einen Zähler voran. Großer Streitpunkt sind die wenigen Quadratzentimeter am Ende der Boliden. Der Zwist um die "Flexi-Flügel" droht zu eskalieren, Mercedes-Sportchef Toto Wolff fordert die Regelhüter zum Einschreiten auf – ansonsten könne es "sehr schmutzig" werden.

Toto Wolffs Drohung

Ein Grund von vielen für die Stärke von Red Bull ist ein Kniff mit dem Heckflügel. Das flexible Material beugt sich bei hohem Tempo auf den Geraden dem Druck und biegt sich nach hinten, dadurch ist der Flügel flacher und ermöglicht mehr Speed. In den Kurven nimmt er wieder die ursprüngliche Form an und bringt so Abtrieb. "Reichen die Stewards nicht aus", droht Wolff, "geht es vor das Berufungsgericht."

Der Weltverband hat schon eine Präzisierung des Reglements für den GP in Frankreich (20. Juni) angekündigt, Wolff hält diese Entscheidung aber für "halbgar" – wohl aus gutem Grund. Die Grauzone, in der Red Bull agiert, ergibt sich aus zwei verschiedenen Artikeln des Reglements. Wolff ist überzeugt, dass die Flügel der Konkurrenz nicht regelkonform sind. Formel-1-Sportdirektor Ross Brawn glaubt aber nicht, dass durch einen Protest das Rennergebnis angefochten werden könnte. "Ich wäre erstaunt."

Am ersten Trainingstag hatte Red Bull die Konkurrenz im Griff. Die Tagesbestzeit ging an Sergio Perez, der den Stadtkurs in 1:42,115 Minuten bewältige. Verstappen landete am Freitag knapp dahinter. Schnell präsentierte sich auch Ferrari, obwohl sich Charles Leclerc in der Nachmittagssession bei einem Einschlag seinen Frontflügel demolierte. Im Hintertreffen war Mercedes.

Verstappen lag in der zweiten Einheit +0,101 Sek. hinter seinem Teamkollegen aus Mexiko. Das erste freie Training hatte er als Erster beendet. Das Ferrari-Duo Carlos Sainz und Leclerc reihte sich auf den Plätzen drei und vier ein. Auf einer schnellen Runde am Nachmittag hatte sich Leclerc allerdings verschätzt und zu spät gebremst: Frontal fuhr der Monegasse in die Bande.

Mercedes ratlos

Mercedes zeigte sich mit Rückstand – und ratlos. Weltmeister Lewis Hamilton (+1,041) musste sich mit dem elften Rang begnügen, noch langsamer war Stallrivale Valtteri Bottas. Der Finne kam nicht über Platz 16 (+2,069) hinaus. Die "Silberpfeile" reisten angeschlagen nach Aserbaidschan, hatten sie doch beim Grand Prix von Monaco vor zwei Wochen eine schwere Niederlage einstecken müssen. Beim Sieg von Verstappen, der sich damit die WM-Führung holte, war Hamilton nur Siebenter, Bottas schied nach einem missglückten Boxenstopp aus.

GP von Singapur gestrichen

Indes wurde bekannt, dass der Große Preis von Singapur auch in dieser Saison nicht stattfindet. Das Nachtrennen, das am 3. Oktober über die Bühne gehen sollte, ist wegen der Coronavirus-Pandemie zum zweiten Mal in Folge abgesagt worden. Die Nachrichtenagentur Reuters hatte am Freitag zunächst davon berichtet, später kam die offizielle Bestätigung der Organisatoren.

"Es war eine unglaublich schwere Entscheidung, das Event zum zweiten Mal abzusagen, aber es war wegen der anhaltenden Restriktionen für Veranstaltungen in Singapur notwendig", sagte Colin Syn, der stellvertretende Vorsitzende des GP. Es gebe für den Fall einer Absage aber "einige Optionen", um den Kalender zu adaptieren, hatte ein Sprecher zu einem früheren Zeitpunkt gesagt. (sid, APA, red, 4.6.2021)