Deutschlands Eishackler wollen nach dem Erfolg gegen die Schweiz mehr.

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Riga – Alle schwärmen vom Teamgeist, Favoriten sind immer die anderen, und jeder hat Gold im Sinn. Auf dem Weg zum nächsten historischen Eishockey-Coup sind die Parallelen zur Silber-Sensation nicht zu übersehen. Selbst die Gegner erinnern an Olympia. "Damals war’s auch der Schweizer", sagte Matchwinner Marcel Noebels nach dem dramatischen Halbfinaleinzug bei der WM in Riga mit einem breiten Grinsen.

Die deutschen Eishockey-Nationalspieler drehen "Pyeongchang reloaded": Vor drei Jahren begann der historische Run ins Olympia-Finale auch mit einem Krimi gegen die Eidgenossen. Es folgte der amtierende Weltmeister Schweden, gegen den man in der Vorrunde noch verloren hatte. Am Samstag (17.15) im WM-Halbfinale ist nicht Schweden, sondern Finnland Gegner. "Wenn man Weltmeister werden will", sagte Kapitän Moritz Müller, "muss man jeden schlagen."

Es könnte noch so weitergehen: Kanada, in Südkorea die nächste vermeintlich unlösbare Aufgabe nach Schweden, ist in Lettland noch im Rennen. Der Unterschied: Diesmal wäre es gegen das Eishockey-Mutterland, das zuvor freilich noch die USA schlagen müsste, das Endspiel, nicht das Halbfinale. Rekordweltmeister Russland, der 2018 im Olympia-Finale die sensationelle Siegesserie beendete, ist nach der Niederlage gegen Kanada schon frustriert abgereist.

"Immer besser"

"Unser deutsches Eishockey wird immer besser, aber wir sind, wie man hört, immer noch nicht unter den größten Favoriten", sagte NHL-Stürmer Dominik Kahun, einer von sechs Silbermedaillengewinnern im WM-Team. "So war das auch 2018. Wir waren fast nie der Favorit, aber wir haben an uns geglaubt, unser Ding durchgezogen."

Damals kommunizierten die Spieler über die Whatsapp-Gruppe "Mission Gold" – was sie aber erst nachher verrieten, weil dieses Ziel so unerhört war. Diesmal gibt es nach jeder Partie für den besten Spieler in der Kabine die goldene Schlagersängerjacke. Zuletzt ist Penalty-Kunstschütze Marcel Noebels hineingeschlüpft. Über Gold als Ziel – und damit die erste WM-Medaille seit 1953 – rümpft inzwischen niemand mehr die Nase.

"Zu der Geschichte, die die Jungs hier schreiben", sagte Bundestrainer Toni Söderholm, "kommen noch Kapitel dazu." Wie das geht, wissen Noebels, Kahun, Moritz und Jonas Müller, Matthias Plachta und Leo Pföderl aus eigener Erfahrung, das Sextett war schon beim Silber-Coup dabei. In Riga werden sie von der nächsten deutschen Eishockey-Generation unterstützt, die viel Selbstbewusstsein mitbringt.

"Wir können in diesem Turnier jeden Gegner schlagen", sagte Verteidiger Moritz Seider, einer von vier Spielern, die 2018 noch im Nachwuchs unterwegs waren. "Es freut mich, dass die jüngeren Spieler jetzt zeigen, wie gut sie sind", meinte Söderholm mit Blick auf Seider (20), Leon Gawanke (22), Lukas Reichel (19) und John Peterka (19), die in jungen Jahren schon Eishockey-Geschichte schreiben. (sid, red, 4.6.2021)