Das ÖFB-Team trainiert fleißig für die nahende EM.

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Euro-Generalprobe: Österreich vs. Slowakei, So., 17.30 Uhr

Die Fußball-EM samt dem dazugehörigen Kribbeln wurde Freitagmittag politisch eröffnet. Im Innenhof der Wiener Hofburg. Es gibt Termine, die müssen sein, Österreich lebt von Inszenierungen. Die Staatsspitzen, also Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) sowie Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler (Grüne), haben die Nationalmannschaft verabschiedet, obwohl sie eh noch dableibt. Am Sonntag wird im Happel-Stadion gegen die Slowakei generalgeprobt (17.30 Uhr), ab Dienstag macht man es sich im Base-Camp in Seefeld gemütlich, um am Feinschliff zu arbeiten. Die erste EM-Partie findet am 13. Juni in Bukarest gegen Nordmazedonien statt.

Vor der Hofburg ging es relativ launig zu, das Nationalteam erschien bei Sonnenschein in blauen Anzügen mit dazu passendem Mundschutz. Die Reden waren kaum epochal, aber immerhin kurz gehalten. Van der Bellen sagte (die Zitate sind in beliebiger Reihenfolge zusammengestellt): "Die Pandemie hat vor nichts und niemandem haltgemacht, auch nicht vor dem Fußball." "Es gibt bei fast jeder EM ein Team, das die Hoffnungen und Träume der Fans nicht nur erfüllt, sondern sogar darüber hinausschießt." "Vielleicht ist es diesmal Österreich." "Mein einziger Druck sind die Daumen. Ich drücke die Daumen."

Kurz ergänzte, dass das vergangene Jahr für viele von Verzicht geprägt gewesen sei, auch im Profisport. "Umso erfreulicher ist es, dass nun ein Schritt Richtung Normalität erfolgt." Kogler scherzte, es sei gut, dass die Sperrstunde in der Gastronomie ab 10. Juni von 22 Uhr auf Mitternacht verlängert wird. "Lustige Zungen behaupten ja, wir haben das wegen der EM gemacht." ÖFB-Präsident Leo Windtner zerkugelte sich möglicherweise innerlich, er dankte für den herzlichen Empfang. Kapitän Julian Baumgartlinger überzeugte vollauf. "Ich hoffe, dass die EM eine Art Kickstart sein kann, ein lebensfrohes Fußballfest."

Werner Kogler, Alexander Van der Bellen, Sebastian Kurz und Leo Windtner (v. li.) stehen vor der Mannschaft. Aber natürlich auch hinter ihr.
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Energieschub

Ob die Veranstaltung Kräfte freigesetzt und für einen zusätzlichen Energieschub gesorgt hat, wird sich weisen. Teamchef Franco Foda lässt das offen. Das 0:1 in England wurde aufgearbeitet, der Fokus gilt der Slowakei. "Die Mannschaft hat gegen England über weite Strecken sehr ambitioniert gespielt. Ich erwarte mir, dass wir mit genauso viel Elan gegen die Slowakei nach vorne spielen, aber unsere Chancen nutzen. Wir müssen gegen den Ball noch geschlossener agieren. In England waren Dinge dabei, die mir gefallen haben. Natürlich gibt es Verbesserungsbedarf."

Das Happel-Stadion ist endlich wieder einmal ausverkauft, es sind freilich nur 3.000 Zuschauer zugelassen. Möglicherweise wird David Alaba geschont. Ein Einsatz von Marko Arnautovic (muskuläre Probleme im Oberschenkel) wäre zu riskant. Im Tor könnte Alexander Schlager stehen, obwohl Daniel Bachmann in Middlesbrough hervorragend hielt. Das Theater um die Nummer eins wird so lange fortgesetzt, bis der Vorhang fällt. Fodas Erwartungen für die Slowakei-Partie? "Ich glaube nicht, dass das Ergebnis eine Relevanz für das Spiel gegen Nordmazedonien hat, aber klar ist jeder Sieg wichtig."

Die Slowakei, Nummer 36 im globalen Fußball (Österreich 23), hat sich ebenfalls für die EM qualifiziert, trifft in Gruppe E auf Polen, Schweden und Spanien. Ihr Topstar ist Milan Skriniar (26), hauptberuflich Verteidiger beim italienischen Meister Inter Mailand. Der angeschlagene Kapitän Marek Hamsik wähnt sich selbst noch nicht bei 100 Prozent, der 33-Jährige könnte daher laut Teamchef Stefan Tarkovic zunächst auf der Bank sitzen.

Die slowakische Legionärsauswahl agiere in der Defensive kompakt und sei stark im Umschaltspiel, sagte Foda. "So eine Mannschaft kannst du nur bespielen, indem du das Tempo hochhältst und über die Flügel kommst." Die Slowakei bereitet sich übrigens in Windischgarsten vor, sie testete am Dienstag in Ried gegen Bulgarien. Das 1:1 war nicht gerade das Gelbe vom Fußball.

Die Bilanz ist ausgeglichen, je ein Sieg und zwei Unentschieden. Gekribbelt hat es in den bisher vier Duellen selten. (Christian Hackl, 5.6.2021)

Technische Daten und mögliche Aufstellungen zum Fußball-Länderspiel zwischen Österreich und der Slowakei am Sonntag in Wien:

Österreich – Slowakei (Ernst-Happel-Stadion, Sonntag, 17.30 Uhr/live ORF 1, SR Schnyder/SUI)

Österreich: A. Schlager (LASK/6 Länderspiele) – Lainer (Mönchengladbach/29 Länderspiele/1 Tor), Dragovic (Bayer Leverkusen/90/2), Hinteregger (Eintracht Frankfurt/54/4), Alaba (Bayern München/80/14) – Laimer (RB Leipzig/8/1), X. Schlager (VfL Wolfsburg/20/1) – Lazaro (Borussia Mönchengladbach/30/3), Sabitzer (RB Leipzig/49/8), Baumgartner (1899 Hoffenheim/9/3) – Kalajdzic (VfB Stuttgart/6/3)

Ersatz: Bachmann (Watford/1), Pervan (VfL Wolfsburg/7) – Friedl (Werder Bremen/3/0), Lienhart (SC Freiburg/3/0), Posch (1899 Hoffenheim/10/1), Trimmel (Union Berlin/12/0), Ulmer (Red Bull Salzburg/23/0), Ilsanker (Eintracht Frankfurt/50/0), Baumgartlinger (Bayer Leverkusen/83/1), Grillitsch (1899 Hoffenheim/22/1), Schaub (FC Luzern/20/6), Schöpf (Schalke 04/26/5), Arnautovic (Shanghai Port/87/26), Gregoritsch (FC Augsburg/25/4), Onisiwo (FSV Mainz/11/1)

Fraglich: Arnautovic (muskuläre Probleme im Oberschenkel)

Slowakei: Dubravka (Newcastle United/25) – Pekarik (Hertha BSC/100/2), Skriniar (Inter Mailand/39/2), Satka (Lech Posen/12/0), Hubocan (Omonia Nikosia/69/0) – Lobotka (SSC Napoli/28/3), Hrosovsky (KRC Genk/35/0) – Haraslin (Sassuolo/14/1), Duda (1. FC Köln/44/5), Mak (Ferencvaros Budapest/65/14) – Bozenik (Feyenoord Rotterdam/16/4)

Ersatz: Kuciak (Lechia Gdansk/14), Rodak (Fulham/6) – Vavro (Huesca/12/1), Hancko (Sparta Prag/14/1), Koscelnik (Slovan Liberec/4/0), Valjent (Real Mallorca/9/0), Hamsik (IFK Göteborg/126/26), Kucka (Parma/82/10), Benes (FC Augsburg/4/0), Hromada (Slavia Prag/1/0), Suslov (FC Groningen/3/0), Gregus (Minnesota United/34/4), Weiss (Slovan Bratislava/68/7), Duris (Omonia Nikosia/55/7), Schranz (FK Jablonec/7/1)

Fraglich: Hamsik, Kucka, Koscelnik, Schranz (alle angeschlagen)