Hans Dieter Pötsch ist seit 2015 Aufsichtratschef von VW und wird es weitere fünf Jahre bleiben.

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Lang ist’s her: Der VfL gewann die Meisterschaft 2008/09, und Hans Dieter Pötsch (links) und Ex-VW-Chef Martin Winterkorn spielten noch in der gleichen Mannschaft.

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Hans Dieter Pötsch soll weitere fünf Jahre oberster Kontrolleur des Volkswagen-Konzerns bleiben. Der Vertrag des 70-Jährigen werde demnächst voraussichtlich verlängert, teilte ein Sprecher am Wochenende nach Beratungen der Aufseher mit: "Gestützt auf die Empfehlung seines Nominierungsausschusses schlägt der Aufsichtsrat der Volkswagen AG der kommenden ordentlichen Hauptversammlung vor, Hans Dieter Pötsch für eine volle Amtszeit zu wählen."

Die Personalie hatte sich bereits angedeutet, für das nächste Treffen der Aktionäre wird nun ein Termin im Juli angepeilt. In Kürze dürfte zudem eine Entscheidung zur Schadenersatzsumme wegen "Dieselgate" fallen, die Volkswagen von seinem Ex-Vorstandschef Martin Winterkorn fordert.

Bestens vernetzt

Pötsch war im Herbst 2015 als Nachfolger des Konzernpatriarchen Ferdinand Piëch als Leiter des Kontrollgremiums im größten deutschen Industriekonzern installiert worden – wenige Wochen nach dem Auffliegen des Abgasskandals. Übergangsweise hatte zuvor der Ex-IG-Metall-Chef Berthold Huber kommissarisch den Aufsichtsrat geführt.

Der langjährige VW-Finanzvorstand Pötsch gilt als bestens vernetzter Kapitalmarktexperte und versierter Stratege. Er ist auch einer der Architekten der vollständigen Übernahme von Porsche im Jahr 2012. Zuletzt hatten dem gelernten Wirtschaftsingenieur die Querelen zwischen Vorstandschef Herbert Diess und dem inzwischen zur VW-Nutzfahrzeug-Holding Traton gewechselten Ex-Betriebsratschef Bernd Osterloh wieder diplomatisches Geschick abverlangt.

Dieselgate zum Trotz

Zeitweise war Pötsch aber auch selbst umstritten. So gab es Vorwürfe, er habe vor Bekanntwerden des Dieselskandals im September 2015 die Öffentlichkeit und die Finanzmärkte zu spät über das finanzielle Risiko ins Bild gesetzt. Bis heute schlug die Affäre für VW mit weit über 30 Milliarden Euro allein an direkten Rechtskosten zu Buche. Zu einem Strafprozess wegen mutmaßlicher Marktmanipulation gegen Pötsch und Diess kam es jedoch nicht – Volkswagen zahlte neun Millionen Euro an die niedersächsische Landeskasse und damit an den eigenen Kernaktionär, und das Verfahren wurde eingestellt.

Nach dem Abschluss interner Ermittlungen zu den Verantwortlichkeiten im Dieselskandal soll jetzt eine Entscheidung über die Details der Entschädigungen bevorstehen. Dem Vernehmen nach könnte es im Fall Winterkorns auf eine Summe um etwa zehn Millionen Euro hinauslaufen, wobei allerdings ein weit höherer Betrag von spezialisierten Manager-Haftpflichtversicherungen gedeckt werden dürfte. Insgesamt war zuletzt von bis zu 300 Millionen Euro die Rede. Die letztlich vereinbarten Summen könnten sich noch ändern, hieß es.

Nicht alle entschädigt

Laut Vorschlag des Nominierungsausschusses soll die Hauptversammlung auch die Bestellung der Unternehmerin und Designerin Louise Kiesling erneuern. Sie ist eine Nichte von Ferdinand Piëch und unter anderem Vorsitzende der "Ferdinand Porsche Familien-Privatstiftung". In dem Untergremium zur Ernennung der Aufseher sitzen neben Pötsch selbst Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und als Vertreter des Eigentümer-Clans Hans Michel Piëch sowie Wolfgang Porsche.

Entschädigt sind im Jahr sechs nach Auffliegen der Abgasmanipulationen längst nicht alle Konsumenten. Anders als in Deutschland wurden jene in Österreich nicht entschädigt, sie kämpfen in zahlreichen Verfahren um ihr Recht. (dpa, ung, 6.6.2021)

Anmerkung: Dieser Artikel wurde aktualisiert