Ende des Jahres erscheint der neueste Teil der "Battlefield"-Serie, der diesmal auf ein fiktives Kriegsszenario setzt.

Foto: EA

Ein Scharfschütze hat die eigene Spielfigur in die Enge getrieben. Es gibt keinen Ausweg. Plötzlich kommt ein Tornado auf die erwähnte Situation zu. In der Windhose befinden sich andere Spieler und Fahrzeuge, die wild durch die Luft gewirbelt werden. Ein Fahrzeug, ein Jeep, löst sich aus der wirbelnden Umarmung und fliegt genau auf den Scharfschützen zu. Dieser kann nicht mehr ausweichen, wird durch den zufälligen Unfall eliminiert, und so darf sich der zuvor ohne Ausweg sehende Spieler aus der Deckung wagen und weiter am Geschehen teilnehmen. Diese Szene hat einen Namen: Battlefield 2042.

Bis zu 128 Spieler werden sich auf den neuen Karten duellieren können.
Foto: EA

Story, aber kein Story-Modus

Kurz vor der wichtigsten Computerspielmesse der Welt, der Electronic Entertainment Expo (E3), lud Electronic Arts zu einer exklusiven Videopräsentation seines neuesten Battlefield-Spiels. Die seit rund zwei Dekaden bestehende Kriegssimulation, die vor allem durch ihre großen Schlachten im Multiplayer-Modus eine starke Fanbase aufbauen konnte, geht im Herbst diesen Jahres in die nächste Runde. Nach den nicht ganz so beliebten Vorgängern Battlefield 1 und Battlefield 5 will man nun zu alter Stärke zurückfinden und mit einem modernen Setting erneut Platzhirsch im Genre werden.

Obwohl es keinen Story-Modus geben wird – das Spiel wird ein reiner Multiplayer-Titel –, durften sich findige Köpfe eine Hintergrundgeschichte überlegen. Im Jahr 2032 steht die Welt vor dem Abgrund. Umweltkatastrophen, Energieknappheit und ein Mangel an Nahrungsmitteln lösen die größte Flüchtlingswelle aller Zeiten aus. Auch viele ehemalige Soldaten, die kein Land mehr haben, für das sie kämpfen können oder wollen, zieht es unter anderem in die USA und Russland. Die Großmächte nutzen die Gelegenheit und setzen diese Söldner, auch No-Pats ("No Patriots") genannt, für Missionen ein, bei denen keine Landesflagge gesehen werden will. 2042 eskaliert die Situation.

Zehn Klassen, im Spiel Spezialisten genannt, werden zur Verfügung stehen.
Foto: EA

Die Wahrheit liegt auf dem Schlachtfeld

Das moderne Setting erinnert ein wenig an Battlefield 4, einen der erfolgreichsten Teile der Serie. Die Entwickler betonen, dass man mit einem fiktiven Setting mehr Spielraum für die Inszenierung, die Waffen und Klassen gewinnt, und deshalb habe man diesen Schritt gewagt. So warten auf den Schlachtfeldern Drohnen, Panzer, Hoovercrafts, Helikopter, Flugzeuge, Buggys, Quads und vieles mehr. Eine große und vielseitige Spielwiese für Leute, die digital Krieg spielen wollen.

Drei Modi wird es geben, in denen man sich mit bis zu 128 Spielern duellieren können wird. So werden Besitzer von Playstation 5 und Xbox Series X endlich die Hardware-Leistung ihrer neuen Konsolen benötigen. Auf den älteren Konsolen werden auf angepassten Spielkarten zumindest 64 Spieler um Sektoren und Versorgungslinien kämpfen dürfen. Wer möchte, kann übrigens erstmals auch ausschließlich gegen KI-Gegner antreten. Das Internet kann schließlich oft sehr gemein sein.

Zwei Modi wurden in der Präsentation nur angedeutet, da man hier erst später mehr Details verraten möchte. In Hazard Zone wird man viel mehr als in anderen Modi auf abgestimmtes Teamplay in kleinen Gruppen setzen, bei einem noch nicht genannten Modus will man Langzeitspielern der Franchise eine Überraschung bieten. Mehr dazu verspricht EA auf einem eigenen Event am 22. Juli.

Zum Start wird es zehn Karten geben, jede sehr unterschiedlich in Aussehen und Design.
Foto: EA

Weit gesprächiger zeigte sich der Entwickler bei der Beschreibung des Spielmodus All-out Warfare. Hier wird klassisches Battlefield-Gameplay geboten. Mit der aktuellsten Version ihrer eigenen Engine "Frostbite" warten die größten Schlachten, die man je in Battlefield gesehen hat, auf einen. Die neue Maximalzahl von 128 Spielern erfordert laut Entwicklern ein neues Kartendesign. So sind die Kampfarenen in mehrere Sektoren eingeteilt und bieten ausgewählte Hotspots, auf denen es voraussichtlich aufgrund der geografischen Lage und strategischen Wichtigkeit zu Scharmützeln kommen wird.

In diesem Modus wählt man zwischen "Conquest", wo es klassisch um das Erobern von strategischen Punkten geht, oder aber "Breakthrough", wo ein Team als Angreifer agiert und sich langsam durch die Stellungen der Verteidiger durchbeißen muss. Als Hintergründe warten diesmal ein futuristisches Rotterdam mit zahlreichen Hochhäusern, ein Container-Hafen in Singapur oder auch eine Raketenabschussbasis.

Stolz sind die Entwickler auf die "Levolution", also die sich im Kampf verändernden Levels. So können Container mit einem Kran weggehoben werden, die Rakete startet tatsächlich während des Kampfes, und ein Tornado sorgt wie eingangs erwähnt für spielerische Konfusion. Auch die Antarktis mit explodierenden Silos und hohen Bergen ist ebenso verfügbar wie eine Stadt in Katar, wo ein Wüstensturm für schlechte Sicht sorgt.

Der Luftkampf ist die Königsdisziplin – auch in "Battlefield 2042".
Foto: EA

Spezialisten gesucht

Ein neues Klassensystem soll für spielerische Abwechslung sorgen. So wird es zwar zehn verschiedene Spezialisten geben, diese bringen aber lediglich eine Spezialfähigkeit und eine besondere Fähigkeit als Fixstarter mit ins Rennen. Waffen können mit fortlaufendem Spiel für alle Spezialisten freigeschaltet werden, und so lassen sich zahlreiche Zwischenklassen schaffen.

Vier Klassen hat EA bereits vorgestellt: Der Recon kann mit einer fliegenden Drohne Gegner entdecken und markieren sowie mit einem Miniradar Bewegungen in seiner Nähe wahrnehemen. Die Assault-Klasse bringt einen Greifhaken mit, der das schnelle Überwinden von Höhenunterschieden ermöglicht, der Medic verschießt Heilpfeile auf Mitstreiter, und der Engineer bringt ein stationäres Geschütz mit in den Kampf.

In Fahrzeugen selbst wird es mehr sinnvolle Plätze als nur den Fahrer und einen zusätzlichen Schützen geben. So wird es in vielen fahr- und flugfähigen Untersätzen auch Anti-Luft-Geschütze zu bedienen geben oder einen "Spot-Seat", mit dem man Gegner markieren kann. Passives Rumhocken, um von A nach B transportiert zu werden, soll also der Vergangenheit angehören.

Trotz der Größe der Kämpfe wird das koordinierte Vorgehen wie immer entscheidend sein.
Foto: EA

Langfristiges Projekt

Wie die meisten Games will auch Battlefield 2042 Spieler langfristig binden. Regelmäßige Battle-Passes sollen neue Inhalte bieten, etwa Karten oder Klassen. Die Entwickler wollen dabei die Spielerschaft aber nicht teilen, das heißt: Zumindest die Karten werden immer allen Spielern zur Verfügung stehen. Premium-Inhalte sollen dann vielmehr exklusive Kostüme sein – keine spielerischen Vorteile wie etwa bessere Waffen.

Der weitere Fahrplan für das Spiel sieht im Juli eine Testphase für ausgewählte Spieler vor. Ende Juli soll man dann mehr über den zweiten Mehrspielermodus erfahren. Was den Hazard-Zone-Modus und eine mögliche Open Beta betrifft: Dazu will man sich erst kurz vor dem Release im Oktober diesen Jahres äußern.

Battlefield

Vorfreude berechtigt

Electronic Arts und Entwickler Dice haben sich viel für das neue Battlefield vorgenommen. Das nicht historische Setting ist sicher eine gute Abwechslung zu den letzten Teilen und bringt wieder mehr Möglichkeiten für den Spieler. Die vielen Fahrzeuge, die unterschiedlichen Klassen und die zwei noch nicht besprochenen Modi zeigen, dass man viel Spiel für sein Geld bekommen wird.

Einen Battle-Royale-Modus schließen die Entwickler übrigens aus, wie sie in der Präsentation mehrfach bestätigen. Den Spielern kann es nur recht sein. Dieses Feld ist gut bedient. Was gebraucht wird, ist ein richtig starkes Battlefield, das kracht und auch Gelegenheitsspielern die Möglichkeit gibt, einmal auf dem Siegertreppchen zu stehen. Spätestens Ende Oktober wissen wir, ob Battlefield 2042 genau dieses Spiel geworden ist. (Alexander Amon, 9.6.2021)