"9 Plätze" im Stiftungsrat können sich als "9 Schätze" für die ORF-Generalswahl erweisen: Die neun Stiftungsräte der Bundesländer haben rechtzeitig gemeinsame Forderungen für die Landesstudios angemeldet.

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Schladming/Wien –Sie sind neun aus 35, und sie können entscheiden, wer der nächste Chef oder die nächste Chefin des ORF wird. Und sie haben einander vorige Woche zu Fronleichnam in Schladming getroffen, um ihre gemeinsamen Forderungen an den amtierenden und den nächsten ORF-Generaldirektor zu formulieren. Dem STANDARD liegt das Forderungspaket der neun Länder-Stiftungsräte für ihre Landesstudios vor.

Merklich mehr Budget und Personal, mehr Sendezeit, mehr Autonomie, mehr Werbevermarktung, auch online – und die Aussicht auf mehr Quote, Wirtschaftlichkeit und Werbeerlöse für den ORF: So kann man das Forderungspapier der Länderräte grob zusammenfassen, die sechs Mandate der bürgerlichen Mehrheitsfraktion stellen, zwei sozialdemokratische und einen Stiftungsrat, den erst ein freiheitlicher Landeshauptmann ins oberste ORF-Gremium entsandte und den danach auch ein SPÖ-Landeschef weiter auf den Küniglberg delegierte.

Regionale Kurznachrichten vor der "ZiB 2"

Im ORF-Fernsehen verlangen die vereinten Länderräte nun aber wirklich ein schon lange diskutiertes zweites tägliches Regionalformat in ORF 2 neben dem Quotenriesen "Bundesland heute". Vier Minuten werktags direkt vor der "ZiB 2" soll ORF 2 ab Anfang 2022 für "Bundesland heute News" reservieren, verlangen sie.

ORF-General Alexander Wrabetz hat sich zwar über die Jahre von seinem etwas unschönen internen Befund ("Programmwimmerl") für das Kurzformat verabschiedet, dieses aber auch nicht ins Programm gehoben. Die Länder-Räte verweisen auf einen Format-Test von Kantar TNS um den Jahreswechsel 2018/19 in mehreren Bundesländern mit fast 90 Prozent positiver Bewertung.

Zumindest geprüft sehen wollen die Länder-Räte zusätzliche Regionalformate am Vorabend um 18.30 Uhr – auf dem Sendeplatz von "Heute konkret" beziehungsweise am Freitag neuerdings "Mayrs Magazin – Wissen für alle"

Länderformate wie "9 Plätze 9 Schätze" wollen die Stiftungsräte deutlich häufiger im ORF-Fernsehen sehen, ebenso mehr Regionalprogramm von Landesstudios für ihre Region im Abendprogramm – und mehr Budget für bestehende Regionalformate wie "Erlebnis in Österreich", "Österreich-Bild am Sonntag", "Land und Leute"/"Unterwegs in Österreich".

Mehr regionale Radiowerbung, regionale Onlinevermarktung

In den neun Regionalradios des ORF wünschen sich die Länder-Stiftungsräte zehn statt bisher fünf Minuten Werbezeit pro Tag. Dafür müsste das ORF-Gesetz ebenso geändert werden wie für die ebenfalls geforderte, aber bisher nicht erlaubte regionale Online-Vermarktung.

Online wünschen sich die Länder-Räte für ihre Studios einen regionalen Channel auf der geplanten Streamingplattform ORF-Player und die Möglichkeit für regionale Podcasts auf iTunes, Spotify und Co.

Mehr Budget und Autonomie für Landesstudios

Die über die vergangenen Jahre (auch) für die Landesstudios gekürzten Budgets sollen nach den Wünschen der Länder-Stiftungsräte wieder merklich zulegen. Sie verlangen aber vor allem auch Personalhoheit für die Landesstudios innerhalb vorgegebener Budgets (und nicht Planstellen).

Diese Woche tagt der ORF-Stiftungsrat zum letzten Mal, bevor Ende Juni die Funktion des ORF-Generaldirektors oder der ORF-Generaldirektorin ab 2022 ausgeschrieben wird – und bevor der Stiftungsrat sie am 10. August mit einfacher Mehrheit besetzt.

"Deine Stimme zählt"

Der oder die neue ORF-Chef/in schlägt dem Stiftungsrat die bis zu vier Direktoren/Direktorinnen und neun Landesdirektoren/direktorinnen ab 2022 vor. Passende Besetzungsversprechen schon vor der Generalswahl können erfahrungsgemäß Stimmen bringen.

Der ORF-General oder die ORF-Generalin muss laut Gesetz die Landeshauptleute über die Besetzungspläne für das jeweilige Landesstudio vorinformieren.

Und wie beim "9 Plätze 9 Schätze"-Publikumsvoting für Hütten, Seen und regionale Gerichte gilt: "Deine Stimme zählt". (fid, 6.6.2021)