Kärnten, Sachsen, Holstein. Kleine Q4-Rundreise gefällig? Kärnten: Der aus dem Mölltal stammende Klaus Bugelnig, seit 30 Jahren bei Audi tätig, ist Projektleiter des ersten Audis auf MEB-Basis (Modularer E-Antriebs-Baukasten) und rechtschaffen stolz auf sein Baby. Sachsen: Der Q4 e-tron wird dort, wo August Horch vor 111 Jahren die Audi Automobilwerke GmbH gründete – wovon heute noch ein grandioses Museum kündet –, gebaut: im sächsischen Zwickau. Endlich wieder daheim, könnte man sagen. Und in Ost-Holstein schließlich, nördlich von Lübeck, wurde der Neuzugang soeben präsentiert.

Der Sportback ist die Q4-Interpretation mit seitlichem Coupéschwung und die optisch dynamischere. Die Topmodelle hören auf quattro, da sitzt je ein E-Motor vorne und hinten – Allrad nach Elektro-Art also.
Foto: Audi

Genau genommen: die Neuzugänge. Denn außer dem normalen Elektro-SUV ist, wie bei Audi üblich, auch eine mit coupéhafter Silhouette erhältlich, die auf den Namen Sportback hört. Wir hatten Gelegenheit, gleich beide kennenzulernen. Erster Eindruck? Der SUV übt die Kunst des aufrechten Gangs, der Sportback die des Vorwärtsstrebens, und was Bugelnig erwähnt hatte – dank MEB ein Innenlängenmaß (Pedalerie bis Rückbank) auf dem Niveau des Q7 –, zeigte sich real in Form eines in der Tat enorm großzügigen Raumangebots.

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Erinnerungen an A2 und Beetle

Der Baukasten erlaubt es, die Räder praktisch in die Ecken zu stellen, 2,76 m Radstand bei 4,59 m Außenlänge, was sich auch im Abrollkomfort niederschlägt – satt und solide fährt sich der Zweitonner, wobei wir erst im 40er ausrückten, sprich: mit Heckantrieb, 150 kW und 82-kWh-Batterie. Das ist der Reichweitenkönig der Baureihe, auf 520 WLTP-Kilometer bringt er es, der Sportback gar auf 534. Mit 125 kW und 55-kWh-Akku gäbe es den Hecktriebler auch noch, Reichweite: 341 bzw. 349 km.

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Nächsten Tages dann, dramaturgisch gesteigert, der Q4 50 e-tron quattro Sportback. Der Blick in den Rückspiegel bringt vage Erinnerungen an den seligen A2, auch bei dem wurde die Heckscheibe vom Spoiler geteilt. Vorne hingegen klingt leise der VW Beetle von 1997 an: Die Windschutzscheibe ist weit nach vorne gerückt. Das gibt dem markant geformten Instrumententräger mit löblich fahrerorientiertem Mittelbildschirm zusätzliches ästhetisches Gewicht. Falls wer frägt: Klimabedienung und diverse weitere Funktionen sind auf Knopf und Tasten ausgelegt statt auf touch, prima.

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Grafik: Der Standard

Beim 50er treibt hinten eine 150-kW-Maschine, vorne eine mit 80, ergibt 220 kW Systemleistung, und wenn jemand sensibel ist auf made in China: Der Antriebsbestandteil vorne wird laut Bugelnig von Magna China zugeliefert. Ändert aber nichts an der Tatsache, dass sich das prachtvoll fährt, nicht nur im Flachland rund um den Plöner See, die Tiroler Hüttenwirten dieser Welt werden ihre Freude am quattro haben.

Funktionsloser Kühlergrill

Positiv zu vermerken wären noch Wendekreis, Augmented-Reality-HUD, Rekuperationsdosiswippen am Volant und das Ladekapitel, negativ der Umstand, dass es die Wärmepumpe nur gegen Bares gibt – und der Kühlergrill ist funktionslos.

Das grüne Mascherl bindet sich der Q4 aber nicht nur im Antriebskapitel um: In Zwickau wird CO2-neutral produziert, unter anderem vermittels österreichischen Ökostroms. Das Werk wurde bekanntlich komplett auf E-Autos umgestellt: Außer dem Q4 laufen dort auch VW ID.3 und ID.4 vom Band sowie demnächst der Cupra Born.

Q4 e-tron, Stichwort Lübeck: ein Auto wie Marzipan. Gut, aber teuer. Der nächste Paukenschlag ist dann 2022 der A6 e-tron, auf der gemeinsam mit Porsche entwickelten Oberklasse-Elektroplattform PPE. (Andreas Stockinger, 15.6.2021)