Das Grünareal des ehemaligen Sophienspitals ist jetzt ein Park.

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Ursprünglich sollte auf dem Areal des ehemaligen Sophienspitals auch eine Volksschule einziehen.

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Der Bezirksvorsteher von Neubau, Markus Reiter (Grüne), ist unzufrieden. Eigentlich hatte sich der Bezirk mit der Stadt vor rund einem Jahr auf eine Naherholungsoase auf dem Gelände des ehemaligen Sophienspitals inklusive Bildungscampus geeinigt. Doch kurz nach der Wien-Wahl im Herbst 2020 und nach dem Rauswurf der Grünen aus der Stadtregierung sei die plötzliche Absage für die neue Volksschule gekommen.

Für den Bildungscampus im Grünen gebe es keinen Bedarf, habe es zum Bezirk geheißen, berichtet Reiter. Denn Bevölkerungsprognosen würden die geplante Volksschule nicht nötig machen. Für Reiter gibt es hingegen sehr wohl Bedarf an einem neuen Schulcampus; auch wenn es nicht unbedingt mehr Schülerinnen und Schüler gibt – man dürfe den Bedarf nämlich nicht nur an der Personenzahl festmachen. Neubau zählt aktuell fünf Volksschulen, drei davon sind öffentliche Einrichtungen. Lediglich die zwei privaten Standorte hätten einen guten Zugang zu Grünräumen.

Vertane Chance

Eine "Jahrhundertchance für einen innerstädtischen Bildungscampus" sei von der rot-pinken Stadtregierung nun vertan worden, kritisierte Reiter am Montag. Gerade im dichtverbauten Gebiet hätte es ein Areal für Kinder und Jugendliche gebraucht, das auch im Sinne einer "kulturellen Brücke zum 15. und 16. Bezirk" die soziale Durchmischung hätte fördern können. Neubau zählt zu jenen Bezirken in der Stadt, die den geringsten Anteil an Grünflächen bieten: Nur rund zwei Prozent der Bezirksfläche von 1,6 Quadratkilometern sind laut Daten der Stadt Grünland, 17 Parks und Grünflächen finden sich im Bezirk. Auf den Bildungscampus im Grünen will der Bezirk weiter pochen.

Das jüngste Schulgebäude in Neubau sei, sagt Reiter, auch schon 40 bis 50 Jahre alt und zu einer Zeit gebaut worden, als Hitzestaus noch kein Thema gewesen seien. Hierfür brauche es dringend Lösungen. Reiter fordert, die "kühle Schule" in das Förderprogramm der "klimafitten Stadt" aufzunehmen. Denn derzeit seien Schulen lediglich ein Nebenschauplatz in der städtischen Klimapolitik.

Mehr als Begrünung

Zwar ist im rot-pinken Regierungsprogramm festgelegt, dass bei Neubauten und Sanierungen "die Herausforderungen des Klimawandels bzw. der sommerlichen Überhitzung berücksichtigt" werden, die konkreten Ideen gehen Reiter aber nicht weit genug. Da ist etwa von "nächtlichem Querlüften" und Begrünungen zu lesen.

Um die Neubauer Schulen klimafit zu machen, fordert Reiter zusätzliche Mittel der Stadt für Gebäudebegrünung, Außenbeschattung, thermischen Dachausbau und die Entsiegelung der Innenhöfe. Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) solle "aktiv werden und die finanziellen Mittel dafür sicherstellen".

Kindergarten kommt

Seit Herbst 2017 werden im 1881 eröffneten Sophienspital keine Patientinnen und Patienten mehr behandelt. Über die Zukunft des Geländes wurde eigentlich erst im Mai 2020 entschieden. Damals hieß es, dass dort bis 2024 rund 180 geförderte Wohnungen entstehen sollen, in die historischen, teils denkmalgeschützten Trakte selbst sollten neben der Volksschule und einem Kindergarten ein Café, Pop-up-Stores und Kunstprojekte einziehen. Der Grünraum wurde zum Park. Der Kindergarten mit sieben Gruppen steht auch weiterhin auf dem Plan.

40 bis 50 Millionen Euro wurden für das Gesamtvorhaben von der Stadt zugesagt. Reiter bezeichnete damals das Vorhaben als "rot-grünes Vorzeigeprojekt". (Oona Kroisleitner, 7.6.2021)