Am Anfang seiner Politkarriere war Herbert Kickl (hier auf einem Bild aus dem Jahr 2008) weniger Menschen bekannt als die umstrittenen Wahlkampfslogans und Reden, die er für Jörg Haider schrieb.

Foto: Roland Schlager/APA

Herbert Kickl schrieb Reden für Jörg Haider, in dessen "Buberlpartie" er sich aber nie genug gewürdigt fühlte. Beim Bruch Haiders mit der FPÖ wechselte er ins Burschenschafter-Lager von Heinz-Christian Strache, obwohl Kickl selbst nie Burschenschafter war, und stieg schließlich zum Innenminister auf. Jetzt spielt er die Speerspitze der Fundamentalopposition. Für Aufregung sorgte er in allen Funktionen.

· Antisemitismus

"Wie kann einer, der Ariel heißt, so viel Dreck am Stecken haben?", geiferte Jörg Haider 2001 gegen den damaligen Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde, Ariel Muzicant, in einer Aschermittwochsrede aus der Feder Kickls. 2009 warnte Kickl auf FPÖ-Inseraten vor Israels EU-Beitritt – der nicht zur Debatte stand.

· Islamophobie

Auch gegen Muslime spitzte Kickl oft den Bleistift: "Daham statt Islam", "Pummerin statt Muezzin" oder "Abendland in Christenhand" bleiben auch lyrisch Unbedarften eher in Erinnerung als Schillers Glocke.

· "Napoleon"

Die Bezeichnung "Westentaschen-Napoleon", mit der Haider 2000 Frankreichs Staatschef Jacques Chirac bedachte, war auch nicht die feine englische Art – und ein Einfall Kickls.

· Pferde

Eine berittene Polizei war ein Herzensprojekt Kickls als Innenminister, das aber auch in Polizeikreisen für Kopfschütteln sorgte und außer skurrilen Pressefotos und Kosten wenig hinterließ.

· Konzentriert

Blankes Entsetzen herrschte 2018, weil Kickl sagte, er wolle Flüchtlinge "konzentriert an einem Ort halten", erinnerte das doch an die euphemistische Bezeichnung der Nazis für ihre Vernichtungslager: Konzentrationslager. Erstaufnahmestellen für Flüchtlinge benannte Kickl als Innenminister in "Ausreisezentren" um.

· Zensur

Kritische Medien waren Kickl ein Dorn im Auge. Als Innenminister wies er sein Ministerium an, Zeitungen wie dem STANDARD, Falter und Kurier Informationen nur beschränkt zukommen zu lassen. Zudem sollten bei Tätern Herkunft oder Religion ausdrücklich selbst dann genannt werden, wenn diese für den Fall irrelevant waren. Diesen Medienerlass hob Kickls Amtsnachfolger Wolfgang Peschorn rasch wieder auf. (Colette M. Schmidt, 7.6.2021)