Shirt des Anstoßes.

Foto: FACEBOOK@ ANDRII PAVELKO

Kurz vor dem Start der Fußball-EM ist das Trikot der Ukrainer beim Nachbarn Russland auf Protest gestoßen. Auf die gelb-blauen Hemden ist eine Silhouette des Landes gedruckt worden – mitsamt der von Russland einverleibten ukrainischen Schwarzmeer-Halbinsel Krim. Beide Länder befinden sich deshalb seit 2014 in einem Konflikt. Die neuen Trikots mit dem Schlachtruf "Ruhm der Ukraine! Den Helden Ruhm!" waren am Sonntag vorgestellt worden.

Einzelne russische Abgeordnete fordern ein Verbot des Motivs, das einen Verstoß gegen internationale Regeln darstelle. Der Tenor: Sport solle nicht mit Politik vermischt werden. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow verzichtete zunächst auf Eskalation, es seien keine politischen Spannungen zu erwarten, sollten die Mannschaften aus Russland und der Ukraine bei der EM aufeinandertreffen. "Sport ist Sport." Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, erinnerte das Trikot an die Kunsttechnik "trompe l'oeil", eine illusionistische Malerei, die das Auge austrickse.

Genehmigt

Die Uefa teilte mit, das Trikot sei im Einklang mit dem Regelwerk genehmigt worden. Der Präsident des ukrainischen Fußballverbands, Andrej Pawelko, schrieb mit Blick auf "besondere Trikots": "Wir glauben, dass die Silhouette der Ukraine den Spielern Kraft geben wird, weil sie für die ganze Ukraine kämpfen werden." Die US-Botschaft in der Ukraine gab indes ein "Like" für das Textil ab.

Die Losung "Ruhm der Ukraine!" wird auf den Trikots der Nationalmannschaft bereits seit 2018 verwendet. "Ruhm der Ukraine! Den Helden Ruhm!" ist seit damals die offizielle Grußformel von Armee und Polizei. Die Parolen hatten 2014 bei den Protesten, die zum Sturz des Kreml-gestützten Präsidenten Viktor Janukowitsch geführt hatten, eine Rolle gespielt.

Historisch wurden sie von ukrainischen Nationalisten ab den 1930er-Jahren gebraucht. Wegen deren Kollaboration mit den deutschen Besatzern während des Zweiten Weltkriegs und wegen ethnischer Säuberungen in der Westukraine durch nationalistische Partisanen war die Losung lange Zeit geächtet. (APA, 7.6.2021)