Das Courtyard by Marriott vis à vis dem Design Center in Linz, wo normalerweise Geschäftsleute auf Durchreise oder Kurzbesuch in der Stadt absteigen, ist zu Wochenbeginn von hunderten Hoteliers aus ganz Österreich in Beschlag genommen worden. Dort machten sie die Probe aufs Exempel, wie ein Hotelbesuch in Zeiten von Corona funktionieren kann und funktionieren muss.

Kaum ein Wort fiel beim diesjährigen Kongress der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV) im Design Center öfter als das der Sicherheit. Geimpft, getestet, genesen als Passierschein für Hotelbesuch genauso wie von Veranstaltungen oder Wirtshäusern – das dürfte uns zumindest noch in dieser Wintersaison begleiten, wenn aufgrund der kalten Jahreszeit die Ansteckungsgefahr des Corona-Virus wieder steigt. Der QR-Code, der auf das Handy geladen werden kann, soll spätestens Anfang Juli europaweit akzeptiert werden und das grenzüberschreitende Reisen vereinfachen.

Auch für Hotels gilt derzeit die 3G-Regel: geimpft, getestet oder genesen.
Foto: APA/BARBARA GINDL

Am Montag aber überwog bei der Mehrzahl der gut 400 Teilnehmer am ÖHV-Kongress schlicht die Freude, nach Monaten des Abgekapseltseins wieder unter Leuten zu sein und ein starkes Lebenszeichen von sich geben zu können. Es war der erste größere Kongress mit physischer Präsenz seit Beginn der Pandemie vor rund 15 Monaten.

"Sicherheit ist die wichtigste Währung, die wir im Wettbewerb um den internationalen Gast haben", sagte ÖHV-Präsidentin Michaela Reitterer. Zu demonstrieren, dass Österreich ein sicheres Urlaubsland ist, werde gerade in diesem Sommer spielentscheidend sein. Dass dies gelingen kann und gelingen wird, ist Reitterer überzeugt: "Im vergangenen Sommer gab es keinen einzigen Corona-Cluster in einem Hotel in Österreich. Das werden wir auch heuer schaffen."

Köche und Kellner sind abgewandert

Obwohl die staatlicherseits großzügig unterstützte Kurzarbeit geholfen hat, dass nicht noch mehr Köche, Kellner und anderes Personal abgewandert sind – einige tausend haben dies dennoch getan. Die sind für den Tourismus wohl unwiederbringlich verloren. Neuerdings klagen auch Tourismusschulen über mangelndes Interesse, zugleich ist die Lehrlingsausbildung in vielen Betrieben Corona-bedingt bereits im Vorjahr ins Stocken geraten. Keine guten Aussichten, was den ohnehin angespannten Fachkräftebedarf im Tourismus betrifft.

Die Kurzarbeit sei "eine erste Hilfe" gewesen, die nun beschlossene Verlängerung alternativlos, sagte Reitterer. Während die Ferienhotellerie aufgrund der aufgestauten Urlaubsfreuden zuversichtlich in den Sommer blickt, fehlt in den größeren Städten der internationale Gast. Mit einer Besserung der Tourismuszahlen in den Städten sei nach derzeitigem Stand wohl erst 2023 zu rechnen. Zugleich wies Reitterer darauf hin, dass Hoteliers mit der im Großen und Ganzen guten Einrichtung der Kurzarbeit auch viel Eigenkapital verbrannt hätten – Eigenkapital, das ohnehin nur spärlich vorhanden sei.

Zu dünne Decke

Franz Schellhorn von der Denkfabrik Agenda Austria sprach von durchschnittlich je nach Berechnungsmethode zwölf bis 16 Prozent, die Tourismusbetriebe in Österreich aktuell an Eigenkapital aufwiesen. Laut Reitterer und anderer Experten ist das eine viel zu dünne Decke, um auch nur halbwegs krisenresistent sein zu können. Im Gespräch mit dem STANDARD forderte Reitterer die Absetzbarkeit von Eigenkapitalzinsen, wie dies bei Fremdkapital der Fall sei. Und – Mitarbeiter müssten mehr Netto vom Brutto bekommen, auch eine langjährige Forderung der ÖHV. (Günther Strobl, 8.6.2021)