Wie kann es sein, dass niemand darauf vorbereitet war? Es war klar, dass nach mehr als einem Jahr Pandemie und nach einem Winter voller Lockdowns der Drang zu feiern groß sein würde. So mancher sieht es als wiedergewonnene Freiheit an, in Ruhe nachmittags einen Kaffee im Gastgarten trinken zu können oder am frühen Abend im Beisl ein Schnitzel zu essen. Aber nicht allen ist das genug.

Polizeieinsatz am Karlsplatz in Wien in der Nacht auf Samstag.
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Natürlich wollen junge Menschen auch wieder feiern. Das haben sie immer getan, das werden sie hoffentlich immer auch tun können. Derzeit sind die Lokale aber nur bis 22 Uhr geöffnet. Die Nachtgastronomie existiert nach wie vor nicht. Was macht man dann im Frühsommer? Man trifft sich im Freien.

Dass wie im vergangenen Sommer der Donaukanal und der Karlsplatz beliebte Orte sein würden, hätte man eigentlich vorhersehen können. Wo aber sind die Nutzungskonzepte? Wo zum Beispiel die Wegeleitsysteme, damit es nicht zu Gedränge oder Menschenstauungen kommt. Ein paar Mistkübel mehr wurden aufgestellt, okay. Aber das reicht nicht.

An die Jungen hat wieder einmal niemand gedacht, muss man leider sagen. Immerhin bittet die Stadt jetzt zum runden Tisch und will auch Deeskalationsstrategien ansprechen. Sieht man Videos der Partynacht vom Karlsplatz, erhärtet sich der dringende Verdacht, dass die Polizei hier Nachholbedarf hat.

Der Sommer hat gerade erst begonnen, und es werden noch viele Partys folgen. Hoffentlich ohne Räumungsaktionen. (Rosa Winkler-Hermaden, 7.6.2021)