Erst im Mai berichtete die "New York Times", dass Apple die Daten dortiger Nutzer mit Chinas Regierung teilt.

Foto: Apple/AFP/Brooks Kraft

"Privatsphäre ist ein grundlegendes Menschenrecht", erklärte Software-Chef Craig Federighi im Rahmen der WWDC-Keynote am Montag. Schon mit der Veröffentlichung von iOS 14.5 und der Einführung der App Tracking Transparency (ATT) setzte Apple im April einen klaren Fokus auf diese. Mit iOS 15 will der Hersteller nun einen Schritt weitergehen. Unter anderem sollen nämlich Tracking-Pixel in E-Mails erkannt und blockiert werden. Zahlende iCloud-Kunden erhalten außerdem die Möglichkeit, ihre E-Mail-Adresse zu verstecken und einen VPN-artigen Dienst namens "Private Relay" zu nutzen. Unter anderem in China und Saudi-Arabien wird letzteres Feature allerdings nicht verfügbar sein.

Bezahlte Features

Dank Private Relay wird nach dem Update der eigene Datenverkehr von Safari verschlüsselt und durch zwei Relais geleitet. Dadurch soll dieser weder von Apple, dem eigenen Internetanbieter noch der besuchten Webseite abgefangen werden können.

Zahlende Kunden erhalten zudem das "Hide My E-Mail"-Feature, mit dem falsche E-Mail-Adressen erstellt werden können. Dies soll die Anmeldung auf Webseiten erlauben, ohne die eigenen Daten preisgeben zu müssen. Empfangene E-Mails landen trotz allem im eigenen Postfach, die Adressen können jedoch jederzeit wieder gelöscht werden.

Gratis-Tracking-Schutz

Ohne Aufpreis erkennt die Mail-App unter iOS 15 außerdem E-Mail-Pixel und kann das Tracking durch ebendiese verhindern. Das dürfte vor allem Newsletter-Betreiber ärgern, berichtet "Vox". Dank dieser Pixel können Absender nämlich nicht nur sehen, mit welcher E-Mail-Adresse die Nachricht geöffnet wurde, sondern ebenso den Zeitpunkt der Öffnung und die IP-Adresse des Users. Mail wird die persönlichen Informationen künftig verstecken.

Außerdem neu (und gratis) ist der Privacy Report für Apps. In den Geräteeinstellungen wird es dafür einen eigenen Menüpunkt geben, in dem aufgelistet wird, welche Apps wann und wie oft die zuvor erteilten Berechtigungen nutzen. Dazu gehören unter anderem der Standort, die Kamera und das Mikrofon. Außerdem kann ausgelesen werden, an welche Domains diese Daten verschickt werden, wodurch Nutzern ersichtlich wird, mit wem die eigenen Daten schlussendlich geteilt werden. Der Report bietet zwar keine Kontrolle darüber, ob die Daten versandt werden, aber zumindest erhöhte Transparenz.

Selbst ohne iCloud-Plus-Abo wird Safari unter der neuesten Software-Version außerdem die eigene IP-Adresse vor auf Websites platzierten Trackern verstecken.

Schlussendlich gibt es noch Neuigkeiten zu Apples Sprachassistent Siri: Die gesamte Spracherkennung- und -verarbeitung wird in Zukunft auf dem Gerät selbst durchgeführt, anstatt die Audiodaten an einen Apple-Server zu schicken. Konkret bedeutet das für Nutzer, dass Apple künftig keinen Zugriff mehr auf die eigenen Aufnahmen haben wird. Die Anfragen selbst werden allerdings auch weiterhin vom Unternehmen verarbeitet. Nur die Audiodatei selbst wird mittels lokalem Maschinenlernen am Gerät verarbeitet und anschließend wieder gelöscht.

Nicht überall verfügbar

Allerdings werden nicht alle Kunden in den Genuss der neuen Funktionen kommen, bestätigte Apple gegenüber der Nachrichtenagentur "Reuters". Konkret geht es um Private Relay, das Usern in China, Weißrussland, Kolumbien, Ägypten, Kasachstan, Saudi-Arabien, Südafrika, Turkmenistan, Uganda und auf den Philippinen nicht zur Verfügung stehen wird. Apple sieht den Grund hierfür laut "Macrumors" in regulatorischen Bestimmungen der genannten Staaten. Eine freundliche Formulierung für eine Herangehensweise, für die der Konzern bereits in große Kritik geriet.

Erst im Mai berichtete die "New York Times", dass Apple die Daten dortiger Nutzer mit Chinas Regierung teilt. Genauer gesagt soll ein Teil ebendieser in ein neues Rechenzentrum in Guiyang verschoben werden – das wiederum unter Kontrolle der Regierung steht und von ebendieser betrieben wird. Staatsangestellte sollen demnach die Einrichtung verwalten und direkten Zugriff auf dort gespeicherte Daten haben. Außerdem gewährte Apple dem Staat bereits in mehreren Fällen Zugriff auf die Inhalte von iCloud-Konten chinesischer Kunden.

In der vergangenen WWDC-Keynote wurde dieser Aspekt natürlich nicht angesprochen. Hingegen hob das Unternehmen – wie bereits erwähnt – hervor, dass es sich bei Privatsphäre um ein grundlegendes Menschenrecht handle. Wenn es darum geht, das eigene Geschäft nicht einschränken zu müssen, scheint Apple diesbezüglich allerdings kein Problem damit zu haben, ein Auge zuzudrücken und den Bestand kritikwürdiger Praktiken unter den Tisch fallen zu lassen. (mick, 8.6.2021)