Volkstheater-Intendant Kay Voges hofft, im Herbst in eine erste "normale" Spielzeit starten zu können.

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Es ist ein Theaterneustart in mehreren Etappen. Sanierung und Pandemie haben das Wiener Volkstheater zu einem zizerlweisen Anfangen gezwungen. Aber im Herbst soll es nun endlich richtig losgehen, mit einer Spielzeit, die auf fünf Bühnen knapp 30 Premieren umfasst. Direktor Kay Voges eröffnet am 3. September mit seiner Inszenierung des Sprechstücks Die Politiker von Wolfram Lotz, das vor zwei Jahren Uraufführung in Berlin feierte und seither völlig zurecht die Runde macht. Dabei wird man 13 Ensemblemitglieder auf der Bühne kennenlernen können.

Das Programm ist breit gestreut, thematisch und bezüglich Formaten. Es reicht vom großen Ensemblestück wie Einsame Menschen von Gerhart Hauptmann über musikalisches Theater wie die 2014 an der Volksbühne uraufgeführte Oper ohne Darsteller Der Klang der Offenbarung des Göttlichen von Kjartan Sveinsson bis zur performativen VR-Installation. Neues Publikum will man gezielt mittels Community Building erschließen.

Gastspiele

Zu den elf Uraufführungen gehört die komödiantisch-musikalische Kaiserinnen-Betrachtung Ach Sisi von Rainald Grebe, die Horváth-Neudeutung Karoline und Kasimir des Nature Theater of Oklahoma, die zweiteilige Hinrichtungsfantasie Zertretung von Hausautorin Lydia Haider oder Jonathan Meeses Lolita-Nachreichung.

V°T//Volkstheater Wien

Die zwar angehobene, aber prekär bleibende Dotierung des Hauses zwingt das Volkstheater dazu, Gastspiele zu zeigen. Voges hat nicht die schlechtesten ausgewählt. So ziehen Susanne Kennedys grandiose Drei Schwestern sowie Florentina Holzingers blutige Crashtest-Studie Étude for an Emergency von den Kammerspielen München nach Wien. Ebenso legen Rimini Protokoll zu ihrer Black Box noch 370 Not Found sowie das kultige Roboter-Experiment Uncanny Valley obendrauf.

Ihr Regiedebüt in Wien gibt Claudia Bauer, die unter dem Titel ich hab geblutet vor freude einen Jacques-Tati-haften Abend nach Ernst Jandl inszenieren wird. Oder Sascha Hawemann, der sich Dostojewskis Erniedrigte und Beleidigte vornimmt. Vielversprechend klingt auch der Doppelabend In den Alpen/Après les alpes von Elfriede Jelinek und Fiston Mwanza Mujila, den Claudia Bossard stemmt, sowie der von Sebasitan Baumgarten nach dem Film Der Würgeengel von Luis Buñuel inszenierte Abend El Ángel Ecterminador. Termine werden im Spätsommer bekanntgegeben. (afze, 8.6.2021)