Es war eine kurze Nacht für Thomas Huemer. Hangover hat er keinen, "ich habe es aber innerlich sehr genossen". Mit viel Motivation im Gepäck hatte sich der HC Hard auf die lange Busfahrt nach Wien begeben, heimgekommen sind die Vorarlberger mit dem siebenten Handball-Meistertitel der Klubgeschichte, dem ersten seit 2017. "Es war eine amüsante Reise", sagte Huemer, der sportliche Leiter der Harder, zum STANDARD und blickt auf eine herausfordernde Saison zurück.

Unbändige Freude bei Meistertrainer Mario Bjelis (links) und den Harder Handballern.
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Die Best-of-three-Finalserie der Spusu-Liga gewann Hard gegen die Fivers Margareten nach einem recht souveränen Auswärtssieg im zweiten Finalspiel (29:27) mit 2:0. Das erste Duell hatte ein dramatisches Ende, nachdem Fivers-Goalie Wolfgang Filzwieser beim Stand von 27:27 zwei Sekunden vor dem Ende wegen Spielverzögerung Rot sah und der fällige Siebenmeter vom Harder Lukas Schweighofer verwandelt wurde. Glück will Huemer seinen Hardern nicht absprechen. "Der Titel war aber verdient, das haben wir demonstriert."

Handball und Vorarlberg – eine Erfolgsgeschichte. Bregenz holte sich zwischen 2001 und 2010 neunmal den Titel, der HC Hard gewann die Meisterschaft von 2012 bis 2015 viermal in Serie. Eine neue Erfolgsära würde Huemer gerne einläuten, "aber die Dichte ist mittlerweile enorm, drei Teams können immer Meister werden."

Wien ist anders

Hard hat 13.500 Einwohner, Huemer spricht von einer Handball-Tradition im Dreiländereck. Es gibt weniger Angebote als in der Großstadt. "Man findet bei uns leicht den Weg in die Handballhalle." Der Verein sei gut aufgestellt, "wir zahlen sehr gute Gehälter, investieren in den Nachwuchs, trotz Corona haben wir unseren Pool an Sponsoren gehalten". Das Budget der Harder ist sechsstellig.

Hards Marsch zum Titel: nach dem Grunddurchgang Dritter, nach der Bonusrunde Zweiter, und am Ende ganz vorne.
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Einen Weg wie die Fivers, die auf ihren starken Nachwuchs setzen und ohne Legionäre spielen, kann Hard aber nicht einschlagen. "Ich beneide die Wiener Vereine darum, dass sie aus dem Vollen schöpfen können, aber so viele Kinder haben wir hier im Ländle natürlich nicht." Fivers-Rückraumspieler Lukas Hutecek sah "ausgerechnet im letzten Spiel unsere schlechteste Leistung der Saison". Der 20-Jährige, der im Sommer zum deutschen Spitzenklub Lemgo-Lippe wechselt, verteidigte in der Wahl zum österreichischen Handballer des Jahres seinen Titel aus dem Vorjahr.

Hards Sportchef Huemer sieht die Liga im Aufwind. "Den Begriff Ausbildungsliga höre ich aber nicht gerne. So etwas lässt sich nicht vermarkten. Wir wollen hohes Niveau, das Modell Margareten lässt sich aber nicht einfach kopieren." Im internationalen Vergleich ist der heimische Handball besser positioniert als vor ein paar Jahren. Margarten erreichte heuer das Achtelfinale der EHF European League. "Wir wollen Europacup spielen, auch wenn es ein Minusgeschäft ist." Weh tat Huemer die Zuseherreduktion. In normalen Zeiten hätten 3000 Fans das erste Spiel in Hard besucht, so waren es 650. Dass Hard mit Dominik Schmid und Boris Zivkovic aktuell zwei Nationalteamspieler stellt, soll nicht unerwähnt bleiben. Das ÖHB-Team qualifizierte sich kürzlich für die EM 2022. Huemer: "Gemessen an der Einwohnerzahl holt Österreich im Handball das Maximum heraus." (Florian Vetter, 8.6.2021)