Ein Sommer wie damals, mit ein paar Narben auf der Seele und vielleicht auch sonst wo, aber immerhin. Gut ist es, wieder in Italien zu sein, wo ein Herr Kickl auch im Freien angehalten wäre, die "Mascherina", wenngleich die leichte Version, zu tragen. Was Corona alles verändert hat: Bisher hielt man im Vergleich mit den Italienern ja eher uns Ösis für die besonders Obrigkeitsgläubigen und Folgsamen.

Um ein anderes italienisches Identitätsthema geht es beim Streit um Bella ciao: Laut einem neuen Gesetzesentwurf soll das Partisanenlied bei den Feierlichkeiten am 25. April, dem "Tag der Befreiung" Italiens vom Faschismus, nach der Nationalhymne gesungen werden. Die rechte Landeshälfte opponiert. Es sei kein Lied aller Partisanen, sondern der Kommunisten gewesen.

Bella ciao wurde allerdings auch 1976 beim Parteikongress der Democrazia Cristiana angestimmt: ein Volkslied des neuen Italien. Vielleicht ein Lied nicht so sehr der Resistenza als der späteren Erzählung darüber: Einige prominente Widerstandskämpfer wollen Bella ciao – dessen Melodie sicher viel älter ist als der Text – überhaupt erst nach dem Zweiten Weltkrieg gehört haben.

Heute ist es ein internationaler Schlager. Wie viele den politischen Kontext kennen, sei dahingestellt – und auch, ob man der Partisanen-Bella etwas Gutes tut, wenn man sie institutionalisiert. Es könnte nämlich jemand auf die Idee kommen, das Frauenbild des Lieds zu thematisieren. (Gudrun Harrer, 9.6.2021)