Sophia Süßmilch spielt gerne mit ihrer Nacktheit.

Foto: Lola Runge

Fröhlich bunt und dann wieder latent aggressiv: Der künstlerische Kosmos der Münchner Künstlerin Sophia Süßmilch hat viele Gesichter. Da ist zum einen die an Kinderzeichnungen angelehnte Malerei. Heitere Wesen stehen im Mittelpunkt, halb Menschen, halb Monster, in denen aber schon mal ein Messer steckt oder bei denen es aus dem Schritt tropft.

So eigen die Motive, so gewitzt auch die Gemäldetitel. Bürde des esoterischen Elternhauses heißt zum Beispiel das Bild einer überdimensionalen Schnecke, das derzeit in der Galerie Petra Seiser in Schörfling am Attersee hängt. Vor rund einem Jahr hat die ehemalige Juniorpartnerin von Heike Curtze im Zubau der Käthe-Dorsch-Villa ihre Galerie eröffnet und fährt von Tomak über Constantin Luser bis hin zu Esther Stocker ein ambitioniertes Programm.

Querschnitt

Von Süßmilch ist derzeit ein kleiner Querschnitt ausgestellt, einiges ist auch schon in der Wohnungsgalerie von Nicole Adler in Wien zu sehen gewesen. Gleich neben der Schnecke hängt zum Beispiel die Fotoarbeit Selbstporträt als 70er Jahre Feministin, in der die nackte Künstlerin mit meterlangen Stoffbrüsten breitbeinig auf dem Waldboden sitzt.

Die Auseinandersetzung mit weiblicher Sexualität und feministischen Diskursen ist auch in Süßmilchs Performances zentral. Sie sind neben der Malerei und den fotografischen Selbstinszenierungen jene Werkgruppe, mit der Süßmilch verlässlich Aufsehen erregt. Die intellektuelle Auseinandersetzung tritt bei den Auftritten zurück, als Stilmittel regieren das Derbe und Amateurhafte. Im Mittelpunkt auch hier Süßmilchs nackter Körper: Er ist genauso Material wie Projektionsfläche – und natürlich eine unerschöpfliche Lustquelle. (Stephan Hilpold, 9.6.2021)