Der deutsche Regenmacher Urs Wirths ist kein Kunstprojekt, das auszutesten versucht, wie naiv Menschen sind. Wirths wäre tatsächlich einer Einladung nach Schladming nachgekommen, um mit seinen Geräten und seiner Expertise Regen zu machen. Aber alles der Reihe nach.

Durch Zufall stoße ich auf die Webseite "Energieprodukte und Naturharmoniestation". Dort finde ich Berichte, wonach unlängst der mächtige afrikanische Strom Niger "belebt" wurde. Das geschah mit einem "Aktivierungsblock", einem schwarzen, faustgroßen zylindrischen Teil aus Metall, das vermutlich irgendwo in Mali von einer Brücke in den Fluss geworfen wurde. Das Tiroler Wasserbelebungsunternehmen Grander kann da noch etwas lernen.

Zu bedenken ist, dass ein derartiger, von Wirths speziell angefertigter "Aktivierungsblock", laut Betriebsanleitung alle 40 Flusskilometer in die Fluten gesetzt werden muss, zusätzlich einer unterhalb eines jeden Kraftwerks. Da ist einiges zu tun am großen Fluss, der Niger schlängelt sich stolze 4.200 Kilometer lang durch Westafrika und hat keinen kommoden Radweg am Ufer entlang. Die Belebung des gesamten Stroms wird ein richtiges kleines Abenteuer werden.

Wolken und Regen mit Orgon Beams

Sind die Flüsse erst belebt und entsört, gilt es den Regen zu machen. Wirths "Naturharmoniestationen" sehen nicht nur aus wie der  Cloudbuster in Kate Bushs Hit aus den 80ern, sie funktionieren auch so. Der Song "Cloudbusting" ist übrigens eine Hommage an den österreichischen Arzt und Sexualtherapeuten Wilhelm Reich (1897-1957), ein linker Aktivist, der mit seiner "Orgonforschung", einer angeblichen universalen Energie, nach seiner Emigration in die USA falsch abgebogen war. Der Song beginnt mit der Zeile: "I still dream of Orgonon."

Auf Reich berufen sich allerlei Esoterikingenieure der Gegenwart, so auch Wirths mit seinen Cloudbustern, die er Orgon Beams nennt. Röhren aus diversen Materialien ragen keck in den Himmel, sie egalisieren nicht nur Chemtrails und Elektrosmog, sie generieren gleichzeitig Wolken und Niederschlag - eine Referenz führt uns gar nach Namibia. Die Cloudbuster sind auch leicht nachzubauen, Tutorials gibt es zur Genüge. Wenn sogar im trockenen Südwesten Afrikas der Regen herbeigezaubert werden kann, dann muss das doch auch bei uns gehen. Zum Beispiel auf der "Schmähführer-Alm".

KateBushMusic
So wie Kate Bush macht auch Wirths Regen.
Screenshot: Youtube

Auf der "Schmähführer-Alm" leiden die Kühe Durst

Wirths bietet auf seiner Webseite "Regenberatung" an. Ich komme mit Herrn Wirths ins Gespräch, ich schildere ihm, ausgestattet mit der Vita eines reichen Industriellen aus Norditalien, die Not eines Bauern in meiner Wahlheimat Schladming. Auf der "Schmähführer-Alm" des Landwirts, unterhalb der Dachstein Südwand, litt man in den vergangenen Sommern unter Wassermangel. Ich würde dem Bauern und seinen Rindviechern gerne unter die Arme greifen. Könnte er da nicht als Regenmacher einspringen, frage ich Wirths per Mail. Die Koordinaten der "Schmähführer-Alm" schicke ich mit. Der Regenmacher antwortet prompt. Die Gegend ist ihm bekannt. Rundherum seien bereits "Großflächenaktivierungen" durchgeführt worden. Wirths schreibt mir: "Es gibt deshalb mehr Regen dieses Jahr weil wir großflächig rundum schon viel gemacht haben." Ich hoffe, dass Herr Wadsak und Frau Kummer hier mitlesen.Eine Landkarte mit exakter Visualisierung des Wirthsschen Wirkens finde ich im Anhang.

Das obere Ennstal ist noch ein weißer Fleck auf der Landkarte des Regenmachers. Rundherum brummt es.
Screenshot: Kreil

Aktivierung der Enns mit Glaskugeln

Wirths macht Nägel mit Köpfen und empfiehlt mir: 1. Eine "Großflächenaktivierung" in Schladming mit einem Wirkradius von 50 Kilometern. Um schlappe 600 Euro wäre der dazu nötige Orgon Beam zu haben. 2. Ein Entstören der Starkstromtrassen. 3. Eine Aktivierung der Enns. Der Fluss stelle nämlich eine "Regengrenze" dar. Wirths käme zu diesem Zweck nach Schladming. Er schreibt mir: "Die Enns zu entstören ist ein Leichtes. Dann gibt es mehr Wolkenbildung und die Schwingung des Wassers überlagert die Stromschwingung." Die Entstörung der Enns im obersteirischen Schladming wäre in einer Stunde erledigt. Wir sind hier ja nicht am Niger in Westafrika.

"Im Grunde reicht ein Aktivierungsblock und ein paar Kugeln aus." Kugeln? Ich recherchiere auf Wirths Webseite und finde: Glaskugeln, Durchmesser ein Zentimeter, das Stück um 20 Euro, die Glaskugeln sind "beschwungen". Ich freue mich fast schon auf das Zeremoniell, ich werde meine Yogamatte dabei haben und am Ufer der Enns den Sonnengruß üben, während Regenmeister Wirths die magischen Murmeln den Fluten des wilden Wassers übergibt.  

Das Salzkammergut ist schon "in Arbeit". 

Nebenbei empfiehlt mir Wirths in seinem Angebot auch eine Entstörung der in meiner fiktiven Vita als Heimat angeführten Region Mailand. Ich werde meine Kontakte nach Norditalien spielen lassen für den Regenmacher, versprochen! Kontakte in das nahe Salzkammergut benötigt der Wettergott und Regenmacher nicht. Er schreibt mir: "Die großen Seen im Norden von Ihnen sind gerade in Arbeit." Ob Hannes Androsch, der heimliche Patron des Salzkammerguts, Bescheid weiß?  

PS: Das Angebot des Regenmachers wurde noch nicht angenommen. Ich habe Herrn Wirths geschrieben, dass die Weidegenossenschaft der "Schmähführer-Alm" die Sache eingehend beraten wird. Die Glaskugeln Wirths, die werden die Bergbauern sicher überzeugen. (Christian Kreil, 12.7.2021)

Christian Kreil bloggt rund um Esoterik, Verschwörungsplauderei und Pseudomedizin. Soeben erschien sein Buch "Fakemedizin".

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