Für große volatile Schwankungen ist der Holzmarkt nicht bekannt. Davon war im vergangenen Dreivierteljahr nicht mehr viel zu sehen. Holz wurde zur Mangelware. Wer aktuell überlegt, zu bauen oder zu renovieren, muss lange Lieferzeiten und einen durch die Decke gegangenen Preis akzeptieren. Für manche Holzarten haben sich die Kosten binnen eines Jahres mehr als verdreifacht.

Die weltweite Nachfrage nach Holz steigt seit Jahren. Den Turbo hierzulande zündete die Pandemie. In privaten Haushalten stieg der Bedarf an Baumaterial enorm, dazu förderten diverse Konjunkturhilfen der Regierung die Baubranche. Kombiniert mit einem langen Winter, der die Rohstoffversorgung einschränkte, treibt dieser Mangel den Preis für verarbeitete Holzprodukte rapide in die Höhe.

Corona löste vergangenes Jahr einen Bauboom aus. Der lange Winter war mitunter ein Spielverderber.
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"Letztes Jahr haben wir mit jedem Kubikmeter gekämpft, um ihn zu verkaufen, das ist mittlerweile alles anders", sagt der Obmann des Fachverbands der Holzindustrie Österreich, Herbert Jöbstl, bei der Jahrespressekonferenz. Zur Erklärung: In den vergangenen Jahren verursachte der Borkenkäfer viel Schadholz, das aus dem Wald herausmusste und an die Sägeindustrie verkauft wurde. Zum Jahreswechsel leerten sich die Lagerbestände in Österreich jedoch schneller als üblich.

Nicht alle sind glücklich

Die Holzindustrie blickt auf volle Auftragsbücher und ein gutes Preisniveau. Man zeigt sich dementsprechend zufrieden. Vonseiten der Forstwirte werden aber regelmäßig Stimmen laut, dass von diesem Boom viel zu wenig bei ihnen ankomme. Beim Fachverband sieht man das nicht so, es komme immer mehr bei den Forstwirten an.

Das stimme nur bedingt, meint Branchenkenner Bernd Cresnar im Gespräch mit dem STANDARD. Der Preis für den Festmeter Rundholz, den die Forstwirte erhalten, liegt laut Daten des Verbands aktuell bei rund 119 Euro, jener für Schnittholz bei knapp 142 Euro. Für den Bau relevant sind aber verarbeitete Produkte wie Konstruktionsvollholz oder Nadelschnittholz.

Bei beiden lag der Preis pro Festmeter laut Daten der Landwirtschaftskammer Steiermark im April schon bei knapp 440 Euro. Mittlerweile sei der Preis noch deutlich höher, meint Cresnar: "Eine Faustregel besagt, dass verarbeitetes Schnittholz dividiert durch zwei den Preis für den Forstwirt für Rundholz ergeben soll." Hier gebe es also ein deutliches Missverhältnis.

Kein geschlossenes Auftreten

Die Forstwirtschaft trete allerdings nicht geschlossen genug auf, um den Preis in die Höhe zu treiben. Und einfach zu warten, bis die Industrie wegen des Mangels einen höheren Preis zahlt, könnten sich die meisten wegen der Fixkosten nicht leisten.

Und wo fehlt das Baumaterial am meisten? Spartenobmann Jöbstl zufolge schlägt sich die hohe Nachfrage respektive der Mangel in allen Segmenten der Holzbranche nieder, am deutlichsten jedoch im Bau- und Renovierungsbereich sowie der Verpackungsindustrie. Eine leichte Entspannung am Markt erwartet er für Herbst, mit Sicherheit könne man das aber nicht sagen.

Leichter Rückgang

Im Jahr 2020 sank der Produktionswert der Holzindustrie im Vergleich zum Vorjahr um 4,7 Prozent auf rund acht Milliarden Euro. Die Exporte gingen um knapp sechs Prozent auf 5,6 Milliarden Euro zurück, die Importe verringerten sich um ein Prozent auf 4,7 Milliarden Euro.

Holzbaubetriebe forderten neulich sogar Exportbeschränkungen. Dem kann der stellvertretende Obmann des Fachverbands, Andreas Ludwig, nichts abgewinnen: "Wir wollen keine Verhältnisse wie in der DDR, in den Markt einzugreifen wäre die schlechteste Maßnahme." Die Preise würden sich wieder einpendeln, das brauche nur ein bisschen Zeit.

Die knapp 1300 holzverarbeitenden Unternehmen in der Bauprodukt-, der Möbel-, der Platten-, der Säge- und der Skiindustrie sowie weitere holzverarbeitende Betrieben beschäftigten 2020 rund 28.000 Mitarbeiter. Für heuer besteht in der Holzindustrie die vorsichtige Hoffnung, zumindest den Wert von 2019 zu erreichen und diesen vielleicht ein bisschen zu überbieten.

Wirtschaftliche Bedeutung

Das Economica Institut hat im Auftrag des Fachverbands die wirtschaftliche Bedeutung der Holzbranche berechnet. Die gesamte Bruttowertschöpfung belief sich zuletzt auf 20,4 Milliarden Euro. Knapp 300.000 Arbeitsplätze würden unmittelbar und mittelbar durch die Holzwirtschaft gesichert, sagt der Leiter des Instituts, Christian Helmenstein. Der Ökonom sieht bei den Holzpreisen derzeit "keine Preisexplosion". Über die Jahre habe es ein Überangebot inklusive Preisverfall gegeben. Die deutlichen Preissteigerungen gebe es nun wegen einer Verfügbarkeitsknappheit. (Andreas Danzer, 10.6.2021)