In anderen Erdteilen ist die Bedeckung deutlich größer: Blick auf die partielle Sonnenfinsternis über das Kapitol in Washington, D.C. hinweg.

Foto: EPA/NASA/Bill Ingalls

Mehr als sechs Jahre ist es her, dass sich über unseren Breiten die Sonne verfinstert hat. Die letzte von Wien aus beobachtbare Eklipse war eine partielle und fand 2015 statt. Damals wurde die Sonnenscheibe von Wien aus gesehen zu 63 Prozent vom Mond bedeckt. Die Sonnenfinsternis an diesem Donnerstag war dagegen deutlich weniger auffällig: Die Mondscheibe streifte die Sonne praktisch nur am Rand, die maximale Bedeckung von fünf Prozent ereignete sich über Wien um 12:39:35 Uhr. Mit einer erkennbaren Verfinsterung sei nicht zu rechnen gewesen, erklärt Alexander Pikhard von der Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie (WAA).

Gerade noch eine Sonnenfinsternis. Aufgenommen am Observatorium Kanzelhöhe der Uni Graz, am Donnerstag um 12:08 Uhr.
Foto: APA/OBSERVATORIUM KANZELHÖHE

Gute Sicht in Wien

Während sich in Wien nur wenige Wolken immer wieder vor das Himmelsschauspiel schoben, hoffte man auf der Sternwarte Gahberg bei Weyregg am Attersee (OÖ) bis zuletzt auf Wolkenlücken, wie Erwin Filimon vom Astronomischen Arbeitskreis Salzkammergut erklärt hatte. Der Verein bot auch einen Livestream zur Beobachtung der aktuellen Finsternis vom Computer aus an.

Auch am Observatorium Kanzelhöhe für Sonnen- und Umweltforschung der Universität Graz gab es zunächst keine freie Sicht. Die Kameras seien aber gelaufen, erklärte Werner Pötzi, diensthabender Wissenschafter des bei Treffen am Ossiacher See (Kärnten) gelegenen Observatoriums. Über die Homepage des Observatoriums wurden alle paar Minuten Live-Bilder von der Sonnenfinsternis zur Verfügung gestellt.

Auch ein schöner Anblick: Die Sonnenfinsternis in New York City.
Foto: EPA/JUSTIN LANE

Ringförmig über dem Nordpol

Bei Neumond steht der Mond von der Erde aus gesehen nahe der Sonne. Durchschnittlich zwei Mal im Jahr verdeckt der Erdtrabant dabei zumindest teilweise die Sonnenscheibe, und es kommt zu einer Sonnenfinsternis. Diese ist allerdings nicht überall auf der Erde zu sehen.

Andere Teile des Globus erlebten dafür eine größere Bedeckung: Zwischen Kanada, Grönland, dem Nordpol und schließlich Nordsibirien ist das aktuelle Himmelsereignis als ringförmige Sonnenfinsternis zu beobachten. In Wien gab es die letzte Sonnenfinsternis am 20. März 2015, die nächste nach dem aktuellen Ereignis wird – ebenfalls partiell – am 25. Oktober 2022 sein, immerhin mit einer Bedeckung von 30 Prozent.

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Die Eklipse über dem Trafalgar Square in London.
Foto: AP/Frank Augstein

87 Prozent in fünf Jahren, total in 60

Imposanter wird die partielle Sonnenfinsternis am 12. August 2026 mit einer Bedeckung von 87 Prozent der Fläche, "der höchste Wert seit 1999", so Pikhard. Das Ganze findet allerdings genau zu Sonnenuntergang statt. Da könnte sich ein Abstecher nach Spanien lohnen, wo dieses Ereignis als totale Finsternis zu beobachten sein wird.

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Über Toronto, Kanada, ist die Sofi schon fast ein Ring.
Foto: AP/Frank Gunn/The Canadian Press

Die letzte totale Sonnenfinsternis, die zumindest ein wenig südlich von Wien aus zu sehen war, gab es am 11. August 1999, die nächste wird sich hier erst am 16. Mai 2227 ereignen. Weiter südlich im Bundesgebiet, von Tirol bis zur Oststeiermark kann man bereits am am 3. September 2081 eine totale Sonnenfinsternis erleben.

Global gesehen fand die letzte totale Sofi am 14. Dezember 2020 statt und war im südlichen Südamerika und im Südpazifik zu sehen. Die nächste ereignet sich am 4. Dezember 2021 und wird nur in der Antarktis in ihrer ganzen Totalität zu bewundern sein.

Die Sonnenfinsternis vom 10. Juni 2021. Der rot markierte Bereich kennzeichnet die Zone, in der die Sofi ringförmig zu beobachten ist.
Grafik: Nasa

Keine Effekte und nur wenig Stromverlust zu erwarten

Bei der partiellen Sonnenfinsternis am Donnerstag verdunkelte der Mond die Sonne zwischen 11:52 und 13:28 Uhr, wobei die größte Bedeckung um 12:39 Uhr und 35 Sekunden erreicht wurde. Der Mond hatte zu diesem Zeitpunkt zumindest in Wien rund 4,6 Prozent der Sonnenfläche abknapst. Erkennbare Auswirkungen auf die Umgebung gab es freilich keine: Es wurde weder merklich dunkler noch merklich kühler.

Daher habe man – im Unterschied zur Sofi 2015 – auch nur mit geringen Beeinträchtigungen bei der Erzeugung von Solarstrom gerechnet, wie der Übertragungsnetzbetreiber APG berichtete. "Österreich entgehen durch die Sonnenfinsternis – bei einer angenommenen maximalen Stromeinspeisung aus PV-Anlagen – rund 40 MW", erklärte Gerhard Christiner, technischer Vorstand der APG. Diese Strommenge, die dem Strombedarf des Ernst-Happel-Stadions für zwei Länderspiele mit Flutlicht entspricht, könne leicht ausgeglichen werden, weil sie den Schwankungen im Netz sehr ähnlich ist.

In Österreich war nur mit geringen Stromeinbußen bei der Solarenergieerzeugung zu rechnen.
Grafik/APA/APG

Im Norden Deutschlands sieht die Sache dagegen anders aus. Dort rechneten die Netzbetreiber damit, dass binnen kurzer Zeit Solarstrom in einer Größenordnung von bis zu einem Gigawatt wegfällt – dies entspricht etwa der Leistung eines Atomkraftwerks, was die Versorger durch Kohle-, Gas oder eben Atomstrom ausgleichen müssen. 2015 brach in Deutschland die Einspeisung von Solarstrom um 15 Gigawatt ein. (red, APA, 10.6.2021)