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Am Sonntag ist Vatertag. Die gleiche Teilhabe an der Familienarbeit wäre etwa ein schönes Geschenk.

Foto: United Kingdom / Getty Images

Nach und nach holt der Vatertag auf. Zumindest was seine Kommerzialisierung betrifft, zeigen sich schon erste Annäherungen an den Muttertag. An den Schaufenstern von Läden hängen schon die Herzerln mit der Erinnerung "Am 13. Juni ist Vatertag!".

Also, kaufen Sie ihm doch was Nettes, als Dank, als Aufmerksamkeit, als schöne Geste. Dabei hat die Schenkerei ja auch schon am Muttertag einen üblen Beigeschmack: Da ist Mama in noch viel zu vielen Fällen eh schon hauptverantwortlich für jedwede Arbeit, für die es nicht nur kein Geld gibt, sondern wofür sie auch nur aufgrund ihrer Mutterschaft kräftige Lohneinbußen und geringe Pensionen erntet. Und dafür gibt es dann Blumen und Palmers-Münzen?

Hier hast, Blumen und Palmers-Münzen

Nun also der Vatertag. Mit Vaterschaft gehen bekanntlich beim Durchschnitt der Väter keine niedrigeren Gehälter einher, ihr Pensionskonto gleicht in den Jahren ab Tag eins ihrer Vaterschaft nicht einer ausgetrockneten Wüste. Das sollte auch für Mütter so sein, und deshalb hat der Vatertag schon seine Berechtigung: Der Vatertag könnte an die Umverteilung der Familienarbeit erinnern, daran, dass an Elternschaft noch immer berufliche und somit finanzielle Nachteile geknüpft sind, die man gemeinsam schultern sollte, solange es sie noch gibt.

Eine aktuelle Umfrage lässt allerdings daran zweifeln, dass wir in naher Zukunft dorthin kommen. Das Meinungsforschungsinstitut Imas führte anlässlich des Vatertags eine repräsentative Umfrage unter Vätern durch. Befragte wurden sie zu ihrer Rolle in der Familie. 57 Prozent der Männer sagten zum Wandel ihrer Rolle in den vergangenen zehn Jahren, dass sie sich "nun stärker" im Haushalt einbringen. Gut die Hälfte meinte auch, dass sie sich bei der Erziehung und Kinderbetreuung "stärker einbringen".

Mithelfen im eigenen Leben?

Schließlich durften die Männer noch ihre Vorstellungen vom "Idealbild eines Mannes" skizzieren: Ein idealer Mann hat "Verständnis für Wünsche und Probleme der Partnerin". Außerdem waren "Treue und Hilfsbereitschaft im Haushalt" die genannten Eigenschaften, die angeblich einen super Typ ausmachen.

"Hilfsbereitschaft", "mithelfen", sich "einbringen". Es scheint also noch immer völlig normal, dass Männer respektive Väter bei der Beseitigung ihres eigenen Drecks im Haushalt, beim Waschen ihrer Wäsche, ja selbst bei der Sorge um ihre eigenen Kinder, beim Kümmern um ihr Wohlergehen, nur Aushilfskräfte sind. Die Antworten dieser Umfrage zeigen wieder mal glasklar: Mütter sind hauptverantwortlich, Väter bestenfalls eine "Unterstützung", ein gelegentlicher Assistent bei alldem, was allerdings zu 100 Prozent auch ihres ist.

Kein Mensch würde auf die Idee kommen, Frauen zum Muttertag zu fragen, um wie viel mehr sie in den letzten Jahrzehnten bei der Kinderbetreuung mitgeholfen haben. Ob sie die ultimative Superfrau wären, wenn sie sich im Haushalt hilfsbereit geben.

Alles ändert sich – auch für Väter

Es wäre also ein vernünftiges Vatertagsgeschenk an alle, nicht mehr so zu tun, als ob Väter nur Gäste in ihrem eigenen Familienleben sind. Dass Männer wirklich in ihrer Elternrolle ernst genommen werden. Deshalb müssen auch Mütter aufhören, Vätern qua ihres Geschlechts ihre fürsorglichen Fähigkeiten abzusprechen, und deshalb die Familienarbeit lieber "selber" erledigen, so, als ob es völlig natürlich wäre, dass das eher ihre Aufgabe ist. "So ist es einfacher", hört man sinngemäß auch heute noch oft von Müttern. Nein, so ist es langfristig sicher nicht einfacher – Stichwort Gender-Pension-Gap.

Und Väter müssen die Hälfte der Familienarbeit und der Kinderbetreuung übernehmen. Ja, das bedeutet finanzielle Einbußen – aber weit weniger, wenn man sich diese Einbußen teilt. Und schließlich müssen auch alle Väter anerkennen, dass sich mit einem Kind alles ändert – auch für sie. (Beate Hausbichler, 11.6.2021)