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Facebook-Chef Mark Zuckerberg

Foto: Mark Lennihan / AP

Gilt es schon bei Smartphones genau darauf zu achten, wem man seine Daten anvertraut, so ist dies bei Smartwatches noch wichtiger. Immerhin werden hier üblicherweise äußerst sensible Informationen gesammelt, die Rückschlüsse auf die eigene körperliche Verfassung ermöglichen. Gleichzeitig ist dieser Bereich für viele Firmen sehr interessant, gewährt er doch den Einstieg zum lukrativen Gesundheitsmarkt – ein Bereich, in dem Tech-Unternehmen ein großes Wachstumspotenzial sehen. Insofern ist es eigentlich nicht verwunderlich, dass sich auch Facebook für diese Sparte interessiert. Und doch dürften die nun durchgesickerten Pläne längst nicht allen gefallen.

Smartwatch mit Kamera

Facebook arbeitet laut einem aktuellen Bericht von "The Verge" an einer eigenen Smartwatch. Von der Konkurrenz will sich das Unternehmen dabei vor allem über einen Umstand abheben: Die Uhr soll neben den üblichen Sensoren für Pulsmessung und Co auch mit zwei Kameras ausgestattet sein. Die Hauptkamera ist dabei auf der Rückseite des Geräts angebracht, gedacht ist also, dass das Gehäuse vor einer Aufnahme aus dem Band genommen wird, womit man dann also quasi eine Minikamera in der Hand hält. Auf diese Weise sollen sich 1080p-Aufnahmen mit Autofokus erstellen lassen, die dann infolge mit diversen Facebook-Apps – allen voran Instagram – geteilt werden können. Die zweite Kamera ist hingegen vor allem für Videotelefonie gedacht, insofern ist sie auf der Vorderseite der Uhr angebracht.

Es wäre nicht nur Facebooks erste Smartwatch, dahinter stehen laut dem Bericht größere strategische Überlegungen. So soll sie im Zentrum einer allgemeinen Hardwarestrategie des Unternehmens stehen, deren Ziel recht einfach zu umreißen ist: Es geht um die Unabhängigkeit von Apple und Google. Das Gerät soll entsprechend ganz ohne die gewohnte Anbindung an Smartphones auskommen. Facebook sieht die Abhängigkeit von den beiden Firmen als eines der größten strategischen Probleme, die man im mobilen Bereich derzeit hat. Ein Defizit, das sich zuletzt vor allem im Streit um die neuen Anti-Tracking-Maßnahmen in iOS manifestiert hat, als Facebook zwar lautstark gegen diese Privatsphärenverschärfungen protestierte, sich ihnen schlussendlich aber unterwerfen musste. Als Softwareplattform soll bei der kommenden Smartwatch eine angepasste Android-Version ohne Google-Dienste zum Einsatz kommen.

Zentrale für die Facebook-Hardware-Welt

Zudem soll die Smartwatch in späteren Versionen auch als Eingabegerät für – derzeit ebenfalls noch in Entwicklung befindliche – Augmented-Reality-Brillen von Facebook dienen. Zeitlich näher sollen Pläne sein, im Zusammenspiel mit anderen Herstellern allerlei Zubehör für die Smartwatch anzubieten, etwa um das Kameramodul auf einem Rucksack anbringen zu können.

Um sicherzustellen, dass die Smartwatch ein Erfolg wird, arbeitet Facebook derzeit angeblich an allerlei Partnerschaften. So soll das Gerät denn auch etwa in den USA problemlos direkt in den Netzen der großen Mobilfunkhersteller laufen. Zumindest für die erste Hardwaregeneration visiert man trotzdem offenbar eher bescheidene Verkaufsziele an. "The Verge" spricht von einer Prognose im niedrigen sechsstelligen Bereich. Zum Vergleich: Apple hat alleine im vergangenen Jahr 34 Millionen Smartwatches verkauft. Bislang hat Facebook dem Bericht zufolge bereits mehr als eine Milliarde Dollar in die Entwicklung der eigenen Smartwatch gesteckt. Als Veröffentlichungszeitraum ist von kommendem Sommer die Rede.

Vorgeschichte

Generell hat Facebook eine eher durchwachsene Bilanz in Hinblick auf Hardware. So hatte man im Jahr 2013 gemeinsam mit HTC ein eigenes Smartphone vorgestellt, das sich zu einem veritablen Flop entwickeln sollte. Auch neuere Hardware wie das für das Videotelefonie gedachte "Portal" stießen nur auf wenig Gegenliebe. Zumindest was das öffentliche Feedback anbelangt, sieht es bei den Virtual-Reality-Brillen der Facebook-Tochter Oculus besser aus. Verkaufszahlen nennt man aber auch hier nicht. (apo, 10.6.2021)