Pinocchio in Italien, der Hund Striker in den USA, das Duo Trix und Flix in Österreich und der Schweiz – was gab es nicht schon für Maskottchen bei Europa- und Weltmeisterschaften.

Das Maskottchen der EM 2021 heißt Skillzy. Es stellt einen Freestyler dar und soll die Schönheit des Straßenfußballs symbolisieren. Skillzy ist ein Mann, hat große Augen und lange zu einem Zopf gebundene Haare, trägt einen Hoodie und eine aufgekrempelte Hose. Und ja, er kommt schon ein wenig schräg daher. Die Stilkritik folgte, wie bereits bei fast allen vergangenen Maskottchen, wie das Amen im Gebet.

In der gnadenlosen Welt der sozialen Medien empfahl ein Twitterant Skillzy einen Termin beim Augenarzt, weil er so schielt. So mancher Fußballfan wünscht sich ein Tier als Maskottchen, andere erkennen in Skillzy wiederum den TV-Moderator einer deutschen Fernsehshow, die sich um die Liebe dreht.

Von Teletubbies und hässlichen Murmeltieren

Die Häme für Fußballmaskottchen hat eine lange Tradition. Teletubbies auf Speed, eine Orange mit Stummelbeinen oder hässliche Murmeltiere nannte man sie schon. Ein ästhetisches Desaster erlebte etwa Goleo, der deutsche Löwe, bei der WM 2006 in Deutschland. Heraushängende Zunge, keine Hose: "So ist nicht mal Lothar Matthäus in seinen schlimmsten Zeiten rumgelaufen", lästerte ein deutscher Kabarettist.

Dabei ist Skillzy, dessen Name sich vom englischen Wort "skills", also Fähigkeiten, ableitet, schon anders als seine Vorgänger. Denn es ist das erste Maskottchen, das sogar richtig gut kicken kann. Skillzy soll durch die EM-Städte ziehen und flankiert von zwei Freestylern tricksen und gemeinsam mit Fans fußballerische Filigrantechnik üben.

Marketingmascherine

Ob das dem EM-Wanderzirkus einen Kick geben wird, darf bezweifelt werden. Skillzy ist wohl eher ein weiteres Symbol der Marketingmaschine des europäischen Fußballverbandes. Ging 1966 in England World Cup Willie, dem ersten Maskottchen, das bei einer WM oder EM auftrat, noch eine rührende Entstehungsgeschichte voraus – der Schöpfer kreierte einen liebenswerten Löwen in Anlehnung an seinen Sohn –, so wirken die modernen Maskottchen seltsam leblos.

Der Löwe in England wurde jedenfalls zum Souvenirhit, seitdem verzichtet der Weltverband Fifa bei keinem Turnier mehr auf Maskottchen. Ab 1980 setzte auch die Uefa auf EM-Maskottchen. Die Vermarktung ging immer mehr in Richtung Fabrikswarencharakter, vielleicht wirkt das Maskottchen deshalb so steif. (Florian Vetter, 11.6.2021)