London – Sie werden nicht nachgeben. Sie werden nicht weichen. Sie werden sich wieder hinknien. Komme, was da wolle von den Rängen. Auch wenn es schwierig werden könnte, Jadon Sancho, Jude Bellingham, Phil Foden, Mason Mount und Co ziehen das jetzt durch. Für ihre Überzeugung. Gegen Rassismus.

Jadon Sancho kniet nieder.
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"Sie kennen die Kraft ihrer Stimmen. Sie wissen, dass sie etwas bewegen können", sagte Teammanager Gareth Southgate, der stolz ist auf seine Jungs: "Die Tatsache, dass wir weitermachen werden, ist beeindruckend." Die Three Lions seien "mehr denn je" entschlossen, während der EM in die Knie zu gehen, um gegen Hass und Diskriminierung zu kämpfen.

"Wir glauben, dass es das Richtige ist", sagte Marcus Rashford vor dem Auftaktspiel gegen (Sonntag, 15 Uhr, ORF 1 ). Doch weil vielen Fußballfans in England dieser Glaube offenbar fehlt, ist das Land in Aufruhr. Schließlich hatten Teile der eigenen Fans die Mannschaft ausgebuht, als sie sich vor dem letzten Test gegen Rumänien hinkniete. Großbritanniens Premierminister Boris Johnson verweigerte dem Team daraufhin Rückendeckung für die Proteste.

Dabei sollte alles so schön werden in diesem Fußballsommer – 25 Jahre nach der Heim-EM, die für England bis zum Halbfinal-Aus gegen Deutschland ein reines Spektakel war. Ähnlich wie in Deutschland 2006. Wahrscheinlich hatte England noch nie so viel Klasse und Esprit im Kader wie jetzt, der Mannschaft ist eigentlich alles zuzutrauen. Doch nicht erst seit der Brexit-Abstimmung ist das Land politisch und gesellschaftlich zerrüttet, die Spaltung wird nun auch bei den Kniefallprotesten wieder deutlich.

Southgate: "Sie kennen die Kraft ihrer Stimmen."
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Southgate gibt Rückendeckung

Southgate und Co wollen es einfach nicht mehr still hinnehmen, dass Spieler wie Rashford oder Raheem Sterling online rassistisch beleidigt werden. "Warum solltest du jemanden für etwas so Lächerliches wie seine Hautfarbe beleidigen? Warum?", fragte Southgate zuletzt: "Leider habe ich für die Leute, die sich so verhalten, eine schlechte Nachricht: Sie sind auf der Verliererseite."

England trägt auch die weiteren Gruppenspiele gegen Schottland und Tschechien in Wembley aus, auch die Halbfinale und das Finale steigen dort. Doch anstatt von einer Euphorie getragen zu werden, beschleicht Sancho und Co das Gefühl, dass sie gegen Teile der eigenen Anhängerschaft spielen.

Dabei ist es wohl so, wie Gary Linker, der große weise Mann des englischen Fußballs, auf Twitter schrieb: "Wenn Sie englische Spieler ausbuhen, weil sie sich hinknien, sind Sie ein Teil des Grundes, warum Spieler sich hinknien." (sid, 11.6.20212)