Die Ehrenmitgliedschaft der mdw hat Friedrich Cerha seit 2019.

Foto: mdw/Mathias Swoboda

Wien – Am Anfang ist die Melodie – eine langgezogene, weit ausschwingende Klage. Doch ehe man sich’s versieht (verhört?), wird sie zur huschenden Kaskade, lebhaft und virtuos, und entfesselt ein dichtes Spiel mit dem gesamten Orchester: Die ersten Takte von Friedrich Cerhas Violinkonzert verraten schon den ganzen Reichtum dieses lebensprallen Stücks. Es ist unüberhörbar davon gespeist, was man zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch "zigeunerisch" nannte (was auch der 1926 geborene Meisterkomponist anlässlich der Uraufführung seines Werks im Jahr 2005 tat).

Spontanster Ausdruck, der sich spürbar auch aus den reichen Spielerfahrungen des Geigers Cerha speist, kommt mit genauso durchdachten wie ausgehörten "Tonvarianten" zusammen – auch das ein Ausdruck des Komponisten, der den Applaus im Goldenen Saal sichtlich bewegt entgegennahm.

Anstehende Ehrung

Seinen 95. Geburtstag im Februar musste er im Lockdown verbringen, nun kann noch ein wenig von den Feiern nachgeholt werden. Dass die Interpretation seines Stücks (neben Zemlinsky und Richard Strauss) beherzt und frisch klang, wird Cerha gefreut haben: sowohl durch die Solistin Carolin Widmann als auch durch Dirigent Gábor Káli.

Am 25. Juni spielt das ORF RSO Wien sein traditionelles Konzert gegen Saisonende, das zugleich als Diplomprüfung der Dirigierklassen der MDW dient und immer wieder große Talente bekanntgemacht hat. Vier Tage zuvor, am 21. Juni, wird Cerha mit einem Abend zu seinem 95er geehrt. (daen, 12.6.2021)