Mit MAN ist Siegfried Wolf bereits handelseins. Bis zum Closing Mitte Juli soll das mit der Belegschaft auch der Fall sein.

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Die richtige Arbeit beginnt jetzt. Am Montag gibt es erste Gespräche über einen Sozialplan für die aus heutiger Sicht rund 650 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die gemäß der Aufstellung des neuen Eigenümers im Lkw-Werk Steyr voraussichtlich keine Zukunft haben werden.

Die Geschwindigkeit des Personalabgangs hängt in erster Linie davon ab, wie viele Fahrzeuge und Bauteile MAN in den nächsten Monaten abnimmt und wie schnell parallel dazu Produktionslinien (nach Polen) verlagert und neue aufgebaut werden. Das sind zwei der vielen offenen Fragen bei dem am Donnerstag fixierten Verkauf des Lkw-Werkes Steyr durch den Volkswagen-Nutzfahrzeughersteller MAN an Ex-Magna-Chef Siegfried Wolf.

Fix ist nix

Fix ist so gut wie nichts, auch nicht wie die vom Betriebsrat verlangte und vom früheren ÖIAG-Präsidenten in Aussicht gestellte Aufbesserung des Sozialplans auf das Niveau des deutschen Pendants. Genau darum hatte sich der Streit mit der MAN-Führung in Steyr und München unter anderem gedreht. Schließen darf man aus diesen nun doch freundlichen Tönen, dass die MAN-Führung in München die Mitgift für das Werk in Steyr substanziell erhöht hat.

Bestätigt wurden und werden kolportierte Zahlen nicht. Aber es sei mit Sicherheit erheblich mehr als die im März kolportierten 320 bis 350 Millionen Euro, sagen mit der Materie vertraute Insider auf Käuferseite, davon könne man ausgehen. Das verschafft Wolf erheblichen Spielraum, denn kommunizierend bleiben die Gefäße: Je mehr Geld in Abfindungen, Arbeitsstiftung, Vorruhestandsmodelle und Prämien fließt, desto weniger bleibt für das Umspuren der wiederbelebten Marke Steyr auf das neue, auf die Produktion von sieben Fahrzeugtypen – von Elektrobus bis (Klein-)Lastwagen – abgestellte Konzept.

Skepsis hinsichtlich der Nachbesserungen

Vor diesem Hintergrund werden die von Wolf angekündigten Nachbesserungen(siehe dazu: Mailüfterl bei MAN in Steyr) bis hin zur Auszahlung von Turbo- oder Abschlussprämien (für den raschen Personalabgang) nach Vorbild des deutschen Sozialplans mit Skepsis gesehen. Viel sei versprochen worden, aber nichts schriftlich. Aber ein erster Schritt gemacht, machten Gewerkschafter und Betriebsräte trotzalledem freundliche Nasenlöcher, das letzte Wort aber nicht gesprochen.

Netto sei der Sozialplan in Österreich "natürlich nicht" mit dem deutschen vergleichbar, schränkte man am Freitag in Wolfs Umfeld vorsichtig ein. Skepsis regiert auch hinsichtlich der Nachhaltigkeit des Investments – nicht nur bei Oberösterreichs FPÖ-Chef Manfred Haimbuchner. Er sieht Wolfs russischen Partner, den zum Imperium des Oleg Deripaska gehörenden Autobauer Gaz im Lichte der US-Sanktionen kritisch.

Industrielle Strategie

Aufgehen muss auch die industrielle Strategie. Trotz der Pläne mit E-Mobilität und Wasserstofftechnologie sind es zunächst Produkte und Komponenten der unteren Preisklassen, die in Steyr hergestellt werden sollen. Steyr-Billigfahrzeuge aus einem Hochlohnland in einem überbesetzten Markt – das ist riskant.

Aber noch sind die Russen – Wolf ist zugleich Manager der Gaz übergeordneten Russian Machines und somit Partner von Volkswagen – nicht an Bord.

Das könnte, so der Plan, in drei bis fünf Jahren der Fall sein, wenn seine WSA bis zu 74,9 Prozent an Gaz verkauft. Er selbst würde eine Sperrminorität halten, sucht ein Sprecher Ausverkaufsängste zu zerstreuen, "abhängig natürlich von den Rahmenbedingungen und den US-Sanktionen". (Luise Ungerboeck, 12.6.2021)